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Anook und Nooki
Quelle: Moetu Batlle und David Passegand©

Lettre de Lyon (lys.)

Kleiner Traum vom ewigen Eis

Zwei kleine französische Inuit erobern die Welt

»Sie sind die beiden kleinsten Inuit der Welt. Sie sind immer gut drauf, neugierig und man muss sie einfach mögen.« So beschreiben Moetu Batlle und David Passegand selbst ihre beiden kleinen weißen Figuren, die seit einigen Jahren von Frankreich aus die Welt des Internets erobern.  Eigentlich sind Anook und Nooki deren Avatars. Die beiden Designer*innen hatten sie in das Logo ihrer Agentur Inook gestellt, um damit zu sagen: »Wir sind so lieb wie die beiden Kleinen, arbeitet mit uns zusammen.«

Doch Anook und Nooki haben ein Eigenleben entwickelt. Die »Anooki« stehen nie still, sie fahren Rad auf ihrer Scholle und fliegen supermanlike durch die Luft.  Und sie träumen natürlich von einer Welt ganz im Eis. Nur wenn es allzu traurig wird, drehen sie uns diskret den Rücken zu. Längst wuseln Anook und Nooki dabei auf zahlreichen Bildschirmen dieser Erde herum. Eine Million Anooki schicken Menschen rund um den Globus angeblich jeden Tag einander zu – als Sticker auf Facebook: ein Küsschen, ein gebrochenes Herz, ein leicht ironischer kleiner Superman … Entstanden sind sie 1999: weiß, rein und polar – ganz anders als die anderen Figuren im Internet, die damals vom Punk inspiriert vor allem schwarz und düster dreinschauten.

Zuerst gab es die Anooki als kostenlosen Bildschirmschoner im Internet. Doch dieses Bild wurde schnell von immer mehr Menschen überall auf der Welt heruntergeladen. »Wir bekamen etwa 15 E-Mails pro Tag, in denen wir nach den Anooki gefragt wurden«, erzählen Moetu Batlle und David Passegand, die im Lyoner Szeneviertel Croix-Rousse arbeiten. Und so entwickelten die Anooki sich schnell. Heute gibt es sie auch als E-Postkarten, die man mit einer Touchscreen-App von den neuen Bushaltestellen in Paris aus verschicken kann. Und es gibt Anooki-Lichtspektakel, die nach der »Fête des Lumières« in Lyon auch Dubai, Japan und Singapur begeisterten.

moetu-david

Doch damit nicht genug. Eine Anooki-Trickserie, die für den staatlichen TV-Sender France4 produziert, aber bisher nur im Internet gezeigt wurde, richtet sich vor allem an junge Leute – ganz bewusst nicht an Kinder. Deshalb darf es ruhig ein bisschen »trashig« sein. Da kotzt Nooki schon mal nach dem »binch drinking«. Oder die Erde rächt sich grausam für den weggeworfenen Müll. Geld bekommen die Anooki-Zeichner von Facebook übrigens nicht. »Sonst wären wir ja reich«, sagt Moetu Batlle. Sie und David Passegand träumen davon, mal nach Kanada zu reisen. Dort haben sie schon mit einer Schule in Nunavut zusammengearbeitet, weil sich die »echten Inuit« plötzlich für die Anooki interessierten … (lys.).