Sichtweisen | Dieudonné Niangouna

Das Fundament des Taumels

Über den Kongo - auch als ein Stück Afrikas

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Aus »Le Socle des Vertiges« | (c) Armel Louzala / Mousonturm

»Der Taumel wird zu einer alltäglichen Erscheinung. Ja – es ist genau so passiert, wie ich es Ihnen hier beschreibe. Ein politisches und somit historisches Ereignis jagte jahrelang das andere, und nie kamen sie zur Ruhe, niemals kehrte Ordnung ein, niemals gab es irgendeine befriedigende Erklärung, wodurch die Verwirrung sich jeder Situation bemächtigte, um sie noch undurchsichtiger zu machen, sie wurde immer unersättlicher, neu war nur, dass vor dem Kippen jeder Lage eine neue Komplikation auf dem Nährboden der Gewalt der vorhergehenden entstand, dass noch etwas passierte, was der Lage neue Sprengkraft verlieh; ständig waren die Menschen gezwungen, sich neu zu erfinden, ohne zu verstehen, zu begreifen, ständig waren sie zwischen dem Hier und dem Dort hin- und hergeworfen. Die Menschen definierten sich neu über die Gewalt, im Takt zu diesem atemlosen Taumel von Überlebensstrategien, wo der Adrenalinschuss der Dringlichkeit die Grundlage jeder Handlung, jedes Wahns, eingreifen zu müssen und jeglichen Bewusstseins wurde, mobil zu sein oder mobil machen zu müssen, mit dem Wissen, jeden Tag neu anfangen zu müssen; mit einem großen Zweifel in Bezug auf die Fähigkeit, Ruhe in die eigene Verfassung bringen zu können, Stille ins Leben, Frieden, sozialen Zusammenhalt, wo sich also immer die Frage stellte, wie man Herr des Taumels wird und diesen zum Schweigen bringt. Was darauf hinaus läuft, das Fundament zu suchen, vom dem er ausgeht, um ihn eindämmen zu können …«