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Aus dem Originalplakat »Pentagon Papers«
Quelle: scs / Verleih upig©

Der Film | »Die Verlegerin«

Medien, Macht und eine Frau

Steven Spielbergs Film über Presse (und) Freiheit

Für Zuschauer, die sich mit der Geschichte der USA in den 70er Jahren nicht so gut auskennen, ist der erste Teil des Films »Die Verlegerin« von Steven Spielberg sicher etwas zäh. Aber unglaublich mitreißend ist dafür Meryl Streep in ihrer Rolle als Besitzerin der »Washington Post«. Und die steht im Mittelpunkt des Films. In der Redaktion der Zeitung sind 90 Prozent der Journalisten, die ihre Texte in die Schreibmaschinen tippen, Männer. In allen Aufsichtsratssitzungen muss sich die Erbin als einzige Frau gegen viele sexistische Vorurteile zur Wehr setzen. Wie schwer das für eine Frau sein kann, die nur ganz nach oben kam, weil ihr Mann gestorben war, das lässt Meryl Streep das Publikum geradezu körperlich miterleben …

Fast nebenbei lehrt der Film viel über die Stimmung in den USA zu Zeiten des Vietnamkriegs und über die Verflechtung von Geldgebern, Politik und Medien in dieser Zeit. Zeitungen wurden damals noch in einzelnen Lettern von Druckern zusammengesetzt. Doch es drängt sich trotzdem der Vergleich auf mit der aktuellen Situation unter Donald Trump, welcher die Presse gerne mal der Fake News bezichtigt. In »Die Verlegerin« durchforsten die Journalisten auf dem Boden hockend im Wohnzimmer von Chefredakteur Ben Bradley (Tom Hanks) die fotokopierten 4.000 Seiten der »Pentagon Papers«, die zeigen, wie die US-Regierung jahrelang junge Männer trotz besseren Wissens ins Verderben des Krieges geschickt hat. Die Verlegerin ist mit dem Verteidigungsminister und dessen Familie befreundet, was ihre Entscheidung über die Veröffentlichung des brisanten Materials nicht einfacher macht. Es geht auch ums finanzielle Überleben, um die Existenz der Zeitung. Der Film zeigt die ganze Komplexität der Pressefreiheit – ohne die einfache Einteilung in Gut und Böse. Er ist ein »Must see« für alle, die sich für Journalismus interessieren. Und für alle anderen, die in dieser Welt leben, eigentlich auch … (lys.).