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Film | Kindsein im Libanon

Capernaum – Stadt der Hoffnung?

Leben in Armut und Illegalität

»Capernaum- eine Stadt voller Hoffnung« war eine der Entdeckungen in Cannes. Die im Libanon gefeierte Filmemacherin Nadine Labaki hatte für ihn dort den Preis der Jury bekommen. Schon zuvor hatte der Film monatelang im Libanon selbst für Aufsehen und für Schlagzeilen gesorgt. In jenem Land, dessen Bewohner im Ausland oft darunter leiden, dass es so klein ist, und dass es – vor allem in den USA – kaum einer kennt. Labaki meint, die Libanesen hätten deshalb einen Komplex, und nur durch den erklärt sie sich den Hype um den Erfolg ihres dritten Filmes …

Doch das ist wohl Understatement. Selten hat ein Film die Armut und das Leben in der Illegalität so eindringlich dargestellt. Und gezeigt, wie schlimm Leben für Kinder sein kann in dieser Welt. »Capernaum« erzählt die Geschichte des syrischen Flüchtlingskindes Zain, der illegal im Libanon lebt. Und die Geschichte der äthiopischen Gastarbeiterin Rahil, deren »Verbrechen« es ist, ein Baby bekommen zu haben. Das ist Gastarbeiterinnen im Libanon verboten. Nur eine von vielen Absurditäten, von denen dieser Film erzählt. Ebenso absurd wie dessen Titel übrigens. »Cafernahum«, angelehnt an einen biblischen Ort am See Genezareth, steht im arabischen Raum mitnichten für Hoffnung, sondern für Chaos. Nicht von ungefähr trägt der Film im Arabischen und im Französischen lediglich den Titel »Caphernaum« – ganz ohne Hoffnung im Zusatz. Trotzdem – oder gerade deshalb – ein absolut sehenswerter Film …. (lys.).