Entdeckungsreise zu Indonesiens Schriftstellerinnen
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Literaturszene | Indonesien

Die weiblichen Stimmen der 17.000 Inseln

Entdeckungsreise zu Indonesiens Schriftstellerinnen

Von kulinarischen Spezialitäten und exotischen Urlaubsparadiesen Indonesiens hat man hierzulande häufig schon gehört, die Literatur des weltgrößten Inselstaates ist hingegen weitgehend unbekannt.  Fast noch unbekannter ist die starke Rolle der Schriftstellerinnen des Landes. Ihre Werke sind mittlerweile fast so bunt und vielfältig wie die 17.000 Inseln, aus denen der Riesenstaat in Südostasien besteht. Die Frauen fast aller Altersgruppen spielen mit verschiedenen Zeitebenen, den vielen Kulturen und Schattenkulturen, der Aufarbeitung unterschiedlicher, oft belasteter historischer Epochen und den alltäglichen Problemen der Genderfragen und der Korruption, aber auch der Liebe und des einfachen Lebens. Ein kleiner Ausschnitt dieser Werke ist auch auf Deutsch erschienen. Sabine Müller hat sich für urban shorts einmal genau diese Bücher angesehen (vss.).

Essay | Sabine Müller

Die weiblichen Stimmen der 17.000 Inseln

Entdeckungsreise zu Indonesiens Schriftstellerinnen

 

(c) Horlemman Verlag_Utami_Saman
Ayu Utami + Saman + Horlemann + Bad Honnef 2015 + 264 S. + 11,90 Euro + (c) Horlemann

Von den kulinarischen Spezialitäten und den exotischen Urlaubsparadiesen Indonesiens hat man hierzulande häufig schon gehört. Die Literatur des weltgrößten Insel- und Muslimstaates ist hingegen weitgehend unbekannt. Das hatte sich zumindest mit dem Ehrengastauftritt Indonesiens auf der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2015 ein wenig geändert. Unter dem Motto »17.000 Inseln der Imagination« öffnete sich damals ein faszinierender Blick auf eine überaus vielfältige Literaturlandschaft. Ein Landschaft, die immer stärker auch von Frauen (mit-)geprägt wird.

 

Die 1968 in Bogor/Westjava geborene Autorin und Journalistin Ayu Utami ist seit Erscheinen ihres Romans »Saman« 2007 im deutschsprachigen Raum keine Unbekannte mehr. In Indonesien erschien ihr Erstling bereits im Jahre 1998 und sorgte damals für kontroverse Reaktionen. Während die einen die reiche Sprache und den komplexen Erzählstil lobten, ging vielen Kritikern der Bruch mit gesellschaftlichen Tabus, vor allem der offene Umgang mit (weiblicher) Sexualität oder die kritische Haltung gegenüber dem herrschenden politischen System, zu weit. Immerhin ging in diesem Jahr die drei Jahrzehnte währende autokratische Herrschaft Präsident Suhartos gerade erst zu Ende.

 

 

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Ayu Utami + Larung + Horlemann + Bad Honnef 2015 + 328 S. + 19,90 Euro + (c) Horlemann

Im Mittelpunkt des Romans steht der aus Java stammende katholische Priester Wisanggeni alias Saman, der in einer Gemeinde im ländlichen Südsumatra arbeitet. Die Kleinbauern dort geraten in die Mühlen einer skrupellosen Palmölindustrie: Sie werden eingeschüchtert und durch brutale Übergriffe gezwungen, Ölpalmen anzubauen. Weil Saman sich offen für die Bauern einsetzt, wird er von staatlicher Seite verfolgt; schließlich wird er verhaftet und gefoltert. Mit der Hilfe von vier Freundinnen flieht er nach New York. Yasmin, Cok, Laila und Shakuntala sind beruflich erfolgreiche und emanzipierte Frauen, die Utami aus jeweils eigener Perspektive über ihre Erfahrungen und eben auch über ihre sexuellen Wünsche sprechen lässt. Inneres und äußeres Erleben der fünf Protagonisten sind miteinander verwoben; eindrücklich geschilderte Erinnerungen oder Vorstellungen, etwa von Samans familiär belasteter Vergangenheit, fließen als Traumsequenzen und Rückblenden ein.

Die komplex komponierte Verflechtung von realer und mystischer Welt, von individuellen Lebenskrisen und gesellschaftlichen Missständen setzt sich in Utamis Fortsetzungsroman fort. Die Geschichte in »Larung« knüpft an Samans Flucht nach New York an, wo der ehemalige Priester bei einer Menschenrechtsorganisation arbeitet. Saman und den vier Freundinnen fällt eine heikle Aufgabe zu: Sie helfen drei politisch aktiven Studenten, die vor dem Suharto-Regime aus Indonesien geflohen sind. Der junge Mann Larung, dessen persönliche und politischen Motive undurchsichtig bleiben, unterstützt sie dabei. Misstrauen, Ängste und unerfüllte Liebe bestimmen die Gefühlslagen der Romanfiguren. Über die unterschiedlichen Betrachtungen der Protagonisten, Traumbilder und Rückblenden wirft Utami ein literarisches Licht auf die Machtergreifung Suhartos 1965 und die Auswirkungen seines repressiven Regimes der Neuen Ordnung.

 

(c) Weidle Verlag_Chudori_Pulang_Heimkehr nach Jakarta
Leila S. Chudori + Pulang + Weidle Verlag + Bonn 2015 + 432 S. + 25 Euro + (c) Weidle

Auch Leila S. Chudori, 1962 in Jakarta geborene Journalistin und Schriftstellerin, erregte mit ihrem 2012 erschienenen Debütroman »Pulang« (Heimkehr nach Jakarta) Aufsehen. Das Buch beschreibt auf verschiedenen Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven die Auswirkungen der Gewaltherrschaft Suhartos auf die Menschen in bzw. aus Indonesien. Die ineinander verknüpften Lebens- und Liebesgeschichten der Romanfiguren spannen sich über zwei Generationen. Die zeitlichen und räumlichen Eckpfeiler des Romans sind: Jakarta nach dem Putschversuch 1965 und den darauf folgenden Massenmorden an Mitgliedern und Sympathisanten der kommunistischen Partei; Paris zur Zeit der Studentenunruhen 1968; und wieder Jakarta im Jahr 1998. Der Journalist Dimas Suryo nimmt an einer Journalistenkonferenz in Santiago teil, als im September 1965 in Indonesien die politische Tragödie beginnt. Über Umwege gelangt er mit drei seiner Kollegen nach Paris. Eine Rückkehr ist nach der Machtübernahme Suhartos unmöglich, die Journalisten gelten in ihrer Heimat als Kommunisten. Während ihre Familien und Kollegen staatlicher Verfolgung ausgesetzt sind, versuchen die vier Freunde in Paris ein neues Leben aufzubauen und eröffnen das indonesische Restaurant Tanah Air. Dimas heiratet die Pariserin Vivienne Deveraux; ihre gemeinsame Tochter Lintang studiert Filmwissenschaft an der Sorbonne und beschließt, für ihre Abschlussarbeit in Indonesien zu drehen. Unmittelbar erlebt sie dort die Umbrüche Indonesiens im Mai des Jahres 1998. Leila S. Chudori sprach mit vielen der (ehemals) im Exil lebenden und verfolgten Landsleute, um politische Bezüge in die Romanhandlung einfließen zu lassen, die aus der Perspektive der Protagonisten Dimas, Lintang, Vivienne und anderer Figuren vielstimmig erzählt wird.

 

Laut Schätzungen von Amnesty International fielen den Massenmorden der Jahre 1965 und 1966 mehr als eine Million Menschen zum Opfer, zahllose Menschen wurden gefoltert, jahrelang in Straflagern inhaftiert, verfolgt und diskriminiert. In diesem Jahr jährt sich der Beginn der Tragödie zum 50. Mal. Auch Jahre nach dem Sturz Suhartos bleibt die Aufarbeitung der dunklen Kapitel des Landes schwierig. Dass die blutige Geschichte Indonesiens jenseits seiner Grenzen Beachtung und kritische Auseinandersetzung findet, ist nicht zuletzt mutigen Schriftstellern aus Indonesien zu verdanken.

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Laksmi Pamuntjak + Alle Farben Rot + Ullstein + Berlin 2015 + 672 S. + 24 Euro + (c) Ullstein

Ein starker Roman, der sich mit dem Komplex der Tragödie 1965 und den Folgen beschäftigt, ist »Alle Farben Rot« der 1971 in Jakarta geborenen Essayistin, Lyrikerin und Journalistin Laksmi Pamunjak. Ihr Romandebüt führt den Leser auf die Molukkeninsel Buru. Hier befand sich ab den späten 1960er Jahren eines der entlegenen Gefangenenlager, in denen unter Suharto Tausende von politischen Häftlingen gefangen gehalten wurden. Der Roman beginnt 2006 mit der Ankunft von Amba Kinanti Eilers, die dem indonesischen Original seinen Titel »Amba« verleiht. Die 60-jährige Witwe ist mit einem älteren Mann aus Jakarta gekommen, um auf der Insel nach den Spuren von Bhisma Rashad zu suchen. Im Schicksalsjahr 1965 verbindet die Anglistikstudentin Amba und den Arzt Bhisma, der in Leipzig Medizin studiert hatte, eine kurze, aber leidenschaftliche Liebesbeziehung. Bhismas politische Haltung wird ihm zum Verhängnis, er wird verhaftet und auf die Gefangeneninsel Buru verschleppt. Davon erfährt Amba jedoch nichts. Sie erwartet ein Kind von Bhisma, trennt sich von ihrem Verlobten, bricht den Kontakt zu ihrer Familie ab und heiratet den Amerikaner Eilers. Eine anonyme E-Mail legt Amba nahe, dass Bhisma nach Buru verschleppt wude. Während sie auf der Insel nach den Spuren ihres früheren Geliebten sucht, erfährt sie, dass dieser bis zu seinem Tod 2000 dort als Heiler lebte. Seine Erlebnisse vermitteln sich Amba über Briefe, die er über Jahre schrieb und versteckte, sowie über die Erzählungen eines Einheimischen. Laksmi Pamunjak wählt eine außergewöhnliche Struktur für die Erzählung, die sich über verschiedene Zeitebenen erstreckt. Sie orientiert sich am Aufbau des indischen Epos’ Mahabharata, das in Bücher, Kapitel und Abschnitte unterteilt ist. Der Roman besteht aus sieben Büchern, die jeweils mit unterschiedlichen Stimmen erzählt werden und bestimmte Figuren in ihren Mittelpunkt stellen. Die Hauptfiguren Amba und Bhisma tragen die Namen von Figuren des Epos und Zitate daraus leiten jedes neue Buch ein.

 

 

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Linda Christanty + Schreib ja nicht … + Horlemann + Bad Honnef 2015 + 200 S. + 16,90 Euro + (c) Horlemann

Zu den sowohl kritisch-journalistischen als auch bedeutenden literarischen Stimmen Indonesiens gehört auch die Journalistin und Schriftstellerin Linda Christanty (geb. 1970). In ihren Kurzgeschichtensammlungen und Essaybänden setzt sich die Autorin vor allem mit politischen und sozio-kulturellen Themen auseinander. In ihrem Essayband »Schreib ja nicht, dass wir Terroristen sind! Essays zu Politik, Gender und Islam von Banda Aceh bis Berlin« versammelt die politisch engagierte Autorin fünfzehn Texte, in denen sie ihre Beobachtungen von demokratischen Transformationsprozessen, Folgen von Bürgerkrieg und religiös begründeter Macht- und Gewaltausübung auch über die Grenzen Indonesiens hinaus schildert. Die Mehrzahl der Essays widmet Christanty der Provinz Aceh, wo sie von 2005 bis 2011 den Online-Nachrichtendienst Aceh Feature Service führte. Nach über dreißig Jahren des blutigen Bürgerkriegs gestaltet sich der Friedensprozess in der Region äußerst schwierig, der Tsunami 2004 hinterließ zahllose traumatisierte Menschen, und die Einführung der Scharia verschärft die Mittel bei der Durchsetzung politischer Interessen gegenüber der Bevölkerung. Christanty versteht es, mit persönlichen und streckenweise sehr humorvollen Schilderungen ein eindrückliches Bild der gesellschaftlichen Strukturen in Aceh beziehungsweise Indonesiens zu zeichnen und sie in Beziehung mit anderen Regionen der Welt zu setzen.

 

 

(c) Sujet Verlag_Okky Madasari_Gebunden
Okky Madasari + Gebunden + Sujet + Bremen 2015 + 354 S. + 19,80 Euro + (c) Sujet Verlag

Die studierte Politologin und Erfolgsautorin Okky Madasari, Jahrgang 1984, schrieb innerhalb von nur vier Jahren vier Romane. Auch in ihrem jüngsten Werk »Gebunden – Stimmen der Trommel« setzt sie sich kritisch mit sozialen Themen auseinander. Insbesondere beschäftigt sie sich hier mit gesellschaftlichen Zwängen und den Möglichkeiten des Einzelnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Aus der Perspektive der Hauptfiguren Sasana und Jaka Wani rollt sie wechselnd die Themen Transgender und religiöse Radikalisierung auf. Sasana, Sohn eines erfolgreichen Ehepaars aus der oberen Mittelschicht Jakartas, wächst unter den elterlichen Erwartungen als klavierspielendes Wunderkind auf. Nicht nur die Erwartungen der Eltern oder die brutalen Übergriffe seiner Mitschüler beschneiden ihn in der persönlichen Entfaltung, sondern auch seinen Körper erlebt er als Gefängnis. Sasana geht als Jurastudent nach Malang und lernt dort den Straßenmusiker Jaka Wani alias Cak Jek kennen. Die beiden bilden ein Dangdut-Duo (indonesische Popmusik), bei dem Sasana verkleidet als Tänzerin Sasa auftritt, in deren Rolle er sich im Einklang mit seinem körperlichen Empfinden fühlt. Als sie sich an den Protesten gegen eine Fabrik beteiligen, wird Sasana von der Polizei verhaftet und gefoltert. Er und Cak Jek verlieren sich aus den Augen. Jaka Wani schlägt sich zunächst als Fabrikarbeiter durch, gerät in kriminelles Milieu, ist zur Flucht gezwungen und fährt einige Jahre zur See. Nach seiner Rückkehr nach Jakarta schließt er sich einer islamistischen Gruppe an. Obwohl bislang völlig unreligiös beteiligt er sich an deren »Operationen«, die sich im Namen der Religion gegen in ihren Augen sündige Ausschweifungen richten. Okky Madasari bedient sich einer klaren, schnörkellosen Sprache, wobei Gefühle und inneres Empfinden der Protagonisten detailreich und überzeugend beschrieben werden. In rasantem Tempo verfolgt der Leser, wie die Figuren häufig ohne jeden Vorsatz (ungeschriebene) Tabus brechen, auf Unverständnis stoßen, mit Autoritäten in Konflikt und in neue Zwänge geraten.

 

 

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Ratih Kumala + Das Zigarettenmädchen + culturbooks + Hamburg 2015 + 308 S. + 17,90 Euro + (c) culturbooks

Der Roman »Das Zigarettenmädchen« der aus Jakarta stammenden Autorin Ratih Kumala (geb. 1980) ist einerseits ein ungemein lehrreiches Buch, was die Geschichte Indonesiens betrifft, und andererseits liest er sich so spannend wie ein Krimi. Die Geschichte umspannt einen Zeitraum von der niederländischen Kolonialzeit, über die japanische Besatzungszeit bis hin zur Unabhängigkeit Indonesiens, und sie verbindet die Lebenswelten von drei Generationen von Herstellern der für das Land so charakteristischen Nelkenzigaretten. Der Roman beginnt gleich mit einem Geheimnis: Drei Söhne haben sich in Jakarta am Sterbebett ihres Vaters, dem Zigarettenbaron Pak Raj, versammelt. Mit dem letzten Atemzug ruft der Sterbende nach einer Frau mit Namen Jeng Yah. Detailreich, jedoch ohne etwas von dem schnellen Rhythmus und dem mitreißenden Erzählfluss einzubüßen, stellt Ratih Kumala dem Leser die drei Männer vor, die nach dem Tod ihres Vaters beschließen, Jeng Yah zu finden. Die Suche führt sie in ihre alte Heimat in Zentraljava, mitten hinein in dunkle Episoden indonesischer Geschichte. Der Roman erzählt entlang der eindrucksvollen Entwicklung der Tabakherstellung in Indonesien auf fesselnde Weise von persönlichen Träumen der Menschen, von politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen und von Loyalität und Verrat.

 

 

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Oka Rusmini + Erdentanz + Horlemann + Bad Honnef 2015 + 240 S. + 11,90 Euro + (c) Horlemann

Der Roman »Erdentanz« der Romanautorin, Journalistin und Lyrikerin Oka Rusmini führt den Leser nach Bali. Die allgemeinhin als Götterparadies beschworene Insel ist Schauplatz von komplex ineinander verwobenen Geschichten von vier Generationen von Frauen, die in der sowohl familiär-sozialen als auch räumlichen Enge des dörflichen Bali leben. Die 1967 in Jakarta geborene, aber auf Bali lebende Autorin zeichnet ein tiefgreifendes Bild der feudalen Strukturen der balinesischen Gesellschaft und ihres nahezu undurchlässigen Kastensystems. Die Romanheldin Telaga gehört der höchsten Kaste der Brahmanen an und ist eine begnadete Tänzerin. Gegen den Widerstand ihrer Familie heiratet sie den Künstler Wayan, der seinerseits der niedrigsten Kaste der Sudra angehört. Telaga muss ihren Adelstitel abgeben und schließlich, als ihr Mann stirbt, als Sudra in ihrer abweisenden Schwiegerfamilie leben. Ihre Mutter Luh Sekar wiederum wurde als Sudra geboren, die sich bereits als junges Mädchen und aufgrund ihrer familiären Situation dazu entschloss, als schöne Tänzerin einen Mann aus einer hohen Kaste zu heiraten und gesellschaftlich aufzusteigen.

 

 

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Dorothea Rosa Herliany + Hochzeit der Messer + Berlin 2015 + 240 S. + 18,90 Euro + (c) Verlagshaus Berlin

Die Lyrikerin Dorothea Rosa Herliany stellt die Frau in einer patriarchalen Welt in vielen ihrer literarischen Arbeiten in den Fokus. Eine Reihe von Werken der 1963 im ostjavanischen Magelang geborenen Schriftstellerin wurde in andere Sprachen übersetzt und mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien 2015 die »Hochzeit der Messer«. In ihren Gedichten, aber auch in ihren Essays und Kurzgeschichten, die sie in den letzten Jahren vermehrt schreibt, setzt sie sich mit aktuellen politischen Ereignissen, den Themen Gewalt gegen Frauen und gesellschaftlicher Gewalt aus der Sicht der Frau auseinander. Ihre zum Teil sehr drastische Sprache bei Schilderungen von Gewalt gegen Frauen oder von imaginierter Gegengewalt von Frauen als auch die einfühlsam geschilderten Beispiele von (weiblicher) Solidarität mit Opfern von Diskriminierung machte sie als feministische Lyrikerin bekannt, obwohl sie diese Zuschreibung von sich weist. Herliany betreibt in Yogyakarta das soziokulturelle Forschungs- und Dokumentationszentrum und den Verlag Indonesia Tera.

 

Die Autorin Sabine Müller betreibt in Köln das Büro transedit zur Übersetzung und Vermittlung indonesischer Kultur und Literatur | Ihr Beitrag ist auch in Virginia. Zeitschrift für Frauenbuchkritik erschienen