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Grant Wood: American Gothic (Ausschnitt)
Quelle: CC0 Public Domain / Art Inst. of Chicago©

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Bild-Kunst am Bild-Schirm

Museen und Festivals digital

Aktuell +++ ArtsForSpring +++ Art Institute of Chicago +++ Städel Digital +++ TU Darmstadt: Radar II +++ Discovery Art Fair +++ Dok-Fest München@Home +++ AFAC Screens & Streams +++ Künstler-Duo Liebl/Schmid-Pfähler +++ (Links siehe unten)

[> Beitrag auf eigener Seite lesen]  Grant Woods Gemälde »American Gothic« aus dem ländlichen US-Amerika der 1930er Jahre ist vielleicht eines der berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte. Das Original hängt im Art Institute of Chicago. Die hochwertige digitale Reproduktion ist bereits seit Jahren auch online einsehbar und unter einer Creative Commons-Lizenz auch herunterzuladen und zu bearbeiten. So weit gingen und gehen die großen und kleinen Museen weltweit noch nicht überall. Aber in den Tagen von Corona stellten und stellen viele Häuser ihre Sammlungen und aktuellen Ausstellungen online, stream(t)en Vernissagen oder promote(te)n ihre digitalen Vermittlungsangebote. In Frankfurt etwa streamte bereits früh und passend zum Thema das Museum für Kommunikation die Ausstellungseröffnung »#neuland: Ich, wir & die Digitalisierung« als Sneak Preview. Nomen est omen auch an der Technische Universität Darmstadt. Als aufwändiger virtueller 3D-Rundgang ist noch immer die Ausstellung »Radar II« mit Werken von Kunsthochschüler*innen aus Deutschland zu sehen. Und dass auch Künstler*innen selbst ihre Ausstellungen unfallfrei und anschaulich auf die eigenen Webseiten bringen können, belegt das Offenbacher Künstler-Paar Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler, etwa mit »Blue Wire«, den frisch geschlüpften »Echo Entity« und anderen Installationen …

Allerdings zeigt sich oftmals sehr deutlich, wer bereits über Expertise im Geschäft der Digitalisierung verfügt. Neben Angeboten wie dem des Art Institute, das 44.000 Werke in hoher Qualität im Netz stehen hat, überzeug(t)en vor allem digitale Zusatzangebote wie die Tutorials des Städel, das damit seit geraumer Zeit seine Ausstellungen begleitet. Recht selten hingegen die Ausnahmen, die Neues eigens für das Netz entwickeln. Ein besonders gelungenes Beispiel liefern das Bad Homburger Sinclair Haus und die dahinter stehende Nantesbuch-Stiftung. In »ArtsForSpring« haben sie 100 Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen zum »digitalen Frühlingstreffen« eingeladen. Zumindest schön anzuschauen waren auch die wöchentlich neuen künstlerischen Tagebücher der Kunsthalle Mainz @home. Auch Festivals versuchen aktuell, neue Formen in und für die Corona-Zeiten zu finden. Die drei großen Frühjahrs-Filmfestivals der Rhein-Main-Region erprob(t)en neue digitale Formate. Aus dem »Lichter Filmfest« wurde etwa Ende April »Lichter on Demand«, »Go East« folgte Anfang Mai und »Nippon Connection« goes digital im Juni. Die Festivals kreieren dafür eigene neue Plattformen mit Tickets und teils Online-Votings. Ob im Wohnzimmer das passende Film Feeling aufkommt, muss jede(r) selbst beurteilen. Immerhin lassen sich so die Gelder und damit auch das Überleben von Künstler*innen und anderen Mitwirkenden sichern. Allerdings steigt auch die Konkurrenz, da jetzt jedes Festival praktisch überall stattfindet. Das »Dok-Fest München« etwa, eines der renommiertesten Dokumentarfilm-Festivals, hat bereits frühzeitig ebenfalls für Mai das »Dok-Fest München@Home« angekündigt. Gleiche Idee, anderes Festival: die »Kurzfilmtage Oberhausen« diesmal Zuhause. Dazu kommen weltweit improvisierte Festivals, also Kulturanbieter, die in der jetzigen Zeit Filme empfehlen oder online stellen. Ein erlesenes kleines Programm von Filmen aus der arabischen Welt etwa präsentiert jede Woche »Screens & Streams« des Arab Fund for Arts and Culture (AFAC) mit Sitz in Beirut.

Doch nicht nur Film-, auch Foto-Festivals und Kunstmessen spielen mit. Die Discovery Art Fair in Frankfurt ist im Mai mit dem Zusatz »virtual« online und präsentiert Galerien und Kunstwerke nun zweidimensional. Die Fotografie-Biennale in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen zum Beispiel bietet virtuelle Rundgänge durch die Ausstellungen an. Virtuell heißt allerdings auch, dass man sich in die Bilder zoomen muss, was nicht immer das reinste Vergnügen ist. Zur Erklärung: Während die Werke des Art Institute aufgrund des Alters meist rechtefrei sind, scheitert bei Ausstellungen etwa mit aktueller Fotografie eine Eins-zu-eins-Reproduktion oft an Rechtefragen. Bei manchen Versuchen dürfte man mithin froh sein, dass viele Häuser mittlerweile oder in nächster Zeit wieder offen sind – Beschränkungen hin, Beschränkungen her … (vss.).