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Aus der Not die Tugend: Mainzer Kultur-Gärten statt internationaler Tournee-Konzerte
Quelle: Maximilian Klapdar / Stadt Mainz©

Krise (in den Griff) kriegen [7]

Bühne für Slams & Songwriter …

... weil Sting & Santana zu Hause bleiben (müssen)

In Mainz sind der Frankfurter Hof und sein »Summer in the City« schon mal die Bühnen für Stars für Sting, Santana oder Elton John. In Corona-Zeiten blieben aber auch diese brav zu Hause. Für die beiden Mainzer Institutionen eine völlig neue Herausforderung. Programmplanerin Verena Campailla-Heinz über abgesagte Tourneen und wie Mainz seinen City Summer dieses Jahr mit den »KulturGärten«, lokalem Craft Beer und vielen regionalen Slamern und Songwritern überbrückt … 

[> Beitrag auf eigener Seite lesenEigentlich fing das Jahr 2020 ja richtig gut an. Wir verzeichneten für die diesjährige Saison von »Summer in the City« schon Anfang des Jahres einen Rekord-Ticketverkauf und hatten auch schon ein großartiges Programm in petto, mit Lenny Kravitz, den Beach Boys, Sarah Connor und den Hollywood Vampires. Und obwohl das Jahr erst begonnen hatte, waren wir auch bereits mitten in den aufwendigen Planungen für die Saison 2021. Der Frankfurter Hof – neben dem KUZ Kulturzentrum eines der beiden großen städtischen Kulturhäuser, die von der mainzplus Citymarketing-Gesellschaft betrieben werden – hat sich nämlich schon lange nicht nur mit Klassik und Comedy, sondern vor allem auch mit Weltmusik und sommerlichen internationalen Top-Acts einen Namen gemacht.

Doch dann kam Corona und hat gerade für ein solches Haus alles verändert. Die vor der Krise hier aufgetretenen internationalen Topstars blieben von einem Tag auf den anderen aus. Auch für sie galt: keine Reisen, also auch keine Tourneen mehr. Nach und nach mussten wir aufgrund der Pandemie nahezu alle Veranstaltungen aus 2020 auf das Jahr 2021 verschieben. Manche Konzerte mussten ersatzlos abgesagt werden. Doch damit nicht genug. Normalerweise führen wir im Frankfurter Hof Konzerte und Kulturveranstaltungen mit mehreren Hundert Gästen durch. Aktuell können wir aufgrund der Verordnungen weniger als 100 Personen aufnehmen. Somit haben wir entschieden, dass wir bis auf weiteres geschlossen bleiben – in der Hoffnung, im Herbst wieder zu öffnen. Doch aktuell wissen wir noch nicht, ob – und wenn ja, in welcher Form und Größe – dann Veranstaltungen durchgeführt werden können. Was wir uns kaum vorstellen konnten: Wir blicken sehnsüchtig auf die kommende Corona-Verordnung, die vielleicht mehr Klarheit und – je nach weiterer Entwicklung der Fallzahlen – weitere Lockerungen bringt.

Doch da wir unbedingt auch weiterhin Kultur machen wollten, haben wir aus der Not eine Tugend gemacht, neue Formate entwickelt und uns ganz auf lokale und regionale Künstler*innen fokussiert. Zugegeben: eine komplett neue, aber spannende Situation, nachdem wir uns zuvor durch langjähriges Engagement einen Namen als international renommierte Kultur- und Konzertstadt gemacht hatten. So haben wir nun aber im Mai erst mal und erstmals die »Mainzer KulturGärten« eröffnet – eine Mischung aus Kultur-, Konzert- und Gastronomiekonzept. Im Außenbereich des KUZ Kulturzentrums und im Innenhof des Kurfürstlichen Schlosses am Rhein haben wir zwei Biergärten eingerichtet, mit regionalen Spezialitäten, Craft Beer und allerlei Leckereien. Das Highlight ist aber das abwechslungsreiche Kulturprogramm: Jeden Tag finden in den Mainzer KulturGärten Auftritte auf den Bühnen vor Ort statt –​ ein bunter Mix aus Comedy, Theater, Poetry Slams, Singer-Songwriter- und sonstiger Musik aus verschiedenen Genres. Neben einer Gage erhalten die Künstler*innen die Möglichkeit, in eigener Sache zu werben, und lassen dabei noch den symbolischen »Spenden-Hut« rumgehen. Somit schaffen wir eine Bühne, um weiterhin Kultur in Mainz anzubieten; natürlich mit allen geltenden Vorgaben für Abstand, Maskenpflicht und Kontakterfassung. Sowohl bei Künstler*innen als auch bei den Besucher*innen kommt das an. So gut übrigens, dass wir nun die Mainzer KulturGärten auch im Herbst und im Winter fortführen wollen – je nach Wetter und abhängig davon, was die kommende Corona-Verordnung bringt. Womit wir übrigens in Mainz voll im Trend liegen: Auch auf der Zitadelle und am Rheinufer bieten die Stadt und Mainzer Kulturschaffende in diesem Jahr gemeinsame Kulturprogramme. Wir müssen uns nun alle umorientieren, alternative Ideen entwickeln und neue Wege gehen. Die bekannten Formate und Größenordnungen werden wohl noch lange nicht wieder einkehren können …