Urban.21 | Megacities

Zehn Städte und 300.000.000 Menschen

Tokio, Kairo, Guangzhou - die neuen Mega-Stadtregionen

In Zeiten der Corona-Krise rückt die weltweite Urbanisierung immer mehr in den Blick. Auf der Erde leben heute 7,75 Milliarden Menschen. Mindestens vier Milliarden – mehr als die Hälfte also – in Städten. Und die Urbanisierung treibt immer mehr Menschen vom Land in die wachsenden Zentren. 2050 sollen bereits zwei von drei Menschen dort leben. Städte ist für viele dieser Zentren längst nicht mehr das richtige Wort. Es sind vielmehr Stadtregionen. Egal, ob mit aufragenden Skyscrapern wie in New York oder Tokio oder im dichten traditionellen Häusermeer von Delhi oder Kairo. Allein die Zahl der Millionenstädte liegt nach aktuellen Studien und Berechnungen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union bereits bei rund 500. Darunter rund 30 Megacities und Stadtregionen mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. 1950 waren es mit New York und Tokio gerade einmal zwei.

Über diese Grunddaten und -trends sind sich UN und EU einig. Einzig bei den Definitionen ihrer Mega- und Millionenstädte unterscheiden sie sich. Folgt man der jüngsten Studie der Europäischen Kommission, die 2018 auf der Basis von Satellitenaufnahmen, Geografie- und Populationsberechnungen die bisher umfassendste Datenbank für rund 10.000 Stadtregionen weltweit vorgestellt hatte, leben allein in den zehn größten Städten und Stadtregionen der Welt mittlerweile über 300 Millionen Menschen. Vor allem mit Hilfe der Satellitenaufnahmen wurden die Grenzen der Großstadtregionen vielfach neu gezogen und definiert. Größte Megacity der Welt ist nach diesen Berechnungen das chinesische Guangzhou mit sage und schreibe 46 Millionen Menschen; vor Kairo und Jakarta (38 bzw. 36 Millionen / Berechnung jeweils für 2017/18). Und vor allem für die chinesische Megastadt gilt, dass dies mehr eine Stadtregion als eine Stadt ist. Der Großraum Tokio-Yokohama, der für die UN und bisher auch ganz allgemein als größter Stadtraum der Welt galt, folgt in dieser Analyse knapp dahinter auf Rang 4 mit »nur« 34 Millionen Menschen.

Bemerkenswert an den Zahlen der Europäischen Union: Bis auf Kairo liegen die zehn größten Megacities unserer Tage in Asien mit den vielleicht ohnehin am schnellsten wachsenden urbanen Regionen der Welt. Viele von ihnen scheinen nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Fläche zu wachsen, und viele bereits umliegende Millionenstädte regelrecht aufzusaugen. Neben Guangzhou ist das ebenfalls chinesische Chongqing ein Musterbeispiel dieses rasant wachsenden und sich urbanisierenden Asien. Chongqing gilt laut manchen Studien mittlerweile ebenfalls als größte Stadt der Welt, zumindest nach seiner Fläche. Mit vielen Umlandgemeinden umfasst es bereits 80.000 Quadratkilometer Land (ungefähr die Größe Österreichs) und könnte mit den dort lebenden, bis zu 30 Millionen Menschen locker unter den Top Ten mithalten. Und mit rund 1.000 neuen Bewohnern pro Tag ist es ohnehin die wohl am stärksten wachsende Stadt der Welt. Nimmt man die EU-Berechnungen, würden übrigens vor allem die großen süd- und mittelamerikanischen Metropolen Sao Paulo und Mexico City (beide auch mit mehr als 20 Millionen Einwohnern) damit aus den Top Ten verdrängt. Zu den neuen Mega-Städten würden hingegen Kalkutta, Manila oder Dhaka (Bangladesch) gehören. Apropos: In Europa liegen nur zweieinhalb Städte mit über zehn Millionen Einwohnern: Paris, Moskau und (das zur Hälfte ebenfalls in Asien beheimatete) Istanbul … (vss.).