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Fototage Darmstadt - Raus mit der Kunst
Quelle: Darmstädter Tage der Fotografie©

Kunst im öffentlichen Raum

Outdoor ist das neue Indoor

Künstler*innen bespielen Städte und Wälder

In Corona-Zeiten haben Abstand und Draußensein Konjunktur. Das haben sich in diesem Jahr auch Kulturschaffende zu eigen gemacht, um der Kunst und vor allem kunstaffinen Ausstellungsgänger*innen auch in  diesen Zeiten buchstäblich Raum zu geben. Davon zeugen zwei Großausstellungen, mit denen Künstler*innen vor allem Darmstadt und Offenbach bespiel(t)en. In beiden Städten haben die Ausstellungsmacher*innen der »Darmstädter Tage der Fotografie« und der Hochschule für Gestaltung (HfG) dieses Jahr aus der Not eine Tugend gemacht. Die Darmstädter Tage bestücken großflächig die Innenstadt: mit teils überdimensionalen Fotografien von Kultfotografen wie Erwin Wurm auf dem Friedensplatz oder etwas versteckter mit Fotoprojekten im Schlossgraben oder im waldähnlichen Osthang an der Mathildenhöhe. Und auch die Student*innen der Kreativenschmiede HfG sind in diesem Jahr mit ihren Abschlussarbeiten nach draußen gegangen und bespielen in Offenbach Bauzäune, S-Bahnstationen oder ebenfalls Plakatwände. »Draußen« bedeutet in diesem Fall übrigens diesmal auch Frankfurt.

Was die HfG und die Darmstädter Tage im Großen tun, machen die WestAteliers im Frankfurter Gallus seit diesem Sommer bereits zum zweiten Mal im Kleinen. Ein gutes halbes Dutzend Ateliers sind seit einigen Jahren in den Ladenlokalen in den Erdgeschossen der alten Frankfurter Hellerhofsiedlung untergebracht. Ateliers mit Schaufenster sozusagen. Und was läge da näher als Schaufenster-Ausstellungen? Gut zwei Wochen lang kann man derzeit durch die alte Neue-Frankfurt-Siedlung und an viel Kunst und Künstler*innen vorbeiflanieren. Zumindest bis Anfang November kurzer Atelierbesuch, Plausch und vielleicht auch Kauf eines Kunstwerks inklusive; corona-affin aber dann bitte mit Maske. Doch beileibe nicht alles, was derzeit im öffentlichen Raum zu sehen ist, hat mit Corona zu tun. Und gerade zwei Klassiker bespielen Orte, an die man zuerst gar nicht denkt. Besonders beständig etwa sind die überdimensionalen Menschenlandschaften von Nikolaus Nessler, der im Frankfurter Hauptbahnhof in zwei S-Bahn-Abgängen schon seit Jahren Landkarten und Stadtpläne drapiert hat, auf welchen Städte- und Straßennamen durch menschliche Namen aus aller Welt ersetzt sind. Bereits seit zehn Jahren bringen bei Darmstadt auf dem Internationalen Waldkunstpfad Künstler*innen aus aller Welt moderne Kunst alle zwei Jahre in vielen Spielarten mitten unter die Bäume, wo über die Jahre hinweg langsam aber sicher ein regelrechtes Museum entsteht. Eines sollte man bei Outdoor-Ausstellungen immer im Blick haben: Sie sind zeitlos und wandelbar. Manche wie Nesslers Karten überdauern selbst zur Überraschung des Künstlers, andere wie die Darmstädter Fototage wachsen sogar nach. Auch die Waldkunst ist mindestens noch übers Jahr zu sehen. Über die HfG-Interventionen hingegen geht mittlerweile bereits die Zeit hinweg; wenn auch offenbar mehr in Frankfurt als in Offenbach. So oder so – es steht zu erwarten, dass gerade in Corona-Zeiten da und dort wieder neue Werke aufpoppen werden. Urban shorts hat auf seiner AGENDA-Seite zwei, drei Plätze reserviert, die in diesen Wochen für diese Kunst immer neu angepasst werden (loe./vss.).