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Quo vadis Fahrradverkehr in Frankfurt?
Quelle: us©

Frankfurt und sein Radentscheid

An der Radwegscheide

Mehr als anderswo zählte in Frankfurt jede Stimme

Berlin hatte es locker geschafft. Darmstadt auch. Und Frankfurt? Nicht ganz so locker. Aber immerhin. Nachdem die Hauptstädter es mit 100.000 statt benötigter 20.000 und die Darmstädter mit über 11.000 statt 3.500 Stimmen vorgemacht hatten, sammelten auch Frankfurter Fahrradaktivisten um den Arzt Norbert Szép zumindest mal 34.000 statt der 15.000 notwendigen Stimmen ein. Damit kann auch in der Main-Metropole ein Volksentscheid für mehr Raum für die Radfahrer*innen initiiert werden. Oder die Stadt kann gleich selbst die Initiative ergreifen und massive Verbesserungen für Radfahrer auf den Weg bringen. Dass ein deutliches Ergebnis nämlich einiges bewirken kann, hatte sich bereits in den anderen beiden Städten gezeigt. In der Hauptstadt hatte dieser Umstand den Senat noch vor Auslaufen der Frist bewogen, gleich selbst ein Radfahr- und Mobilitätsgesetz auf den Weg zu bringen. Auch in Darmstadt zeichnet sich durch den entsprechenden Druck ein Miteinander von Politik und Initiatoren zu einem Kompromiss ab, nachdem der dortige Magistrat den ersten Anlauf aus rechtlichen Gründen erst einmal ausbremste. Die Frankfurter haben nun immerhin schon mal genügend Stimmen, um einen Bürgerentscheid verlangen zu können. Der bräuchte dann allerdings mehr als doppelt so viele Ja-Stimmen.

Dabei ist auch in der Main-Metropole eine Initiative wie diese überfällig: Pendler, Touristen, Freizeitfahrer – die Stadt boomt, jedes Jahr wächst sie längst um über 10.000 Einwohner. Viele sind mit dem Rad unterwegs. Doch ausgerichtet ist die Stadt nicht wirklich darauf. Autos spielen hier die erste Geige, Fahrräder sind lange nicht wirklich im Verkehrskonzept der Stadt mitgedacht worden. Sieben Kernpunkte sollen nach den Forderungen der Initiative »Mainhattan« nun fahrradfreundlicher und vor allem -sicherer machen: jährlich 15 Kilometer neue Radwege, mindestens 2,30 Meter breit, von der Autofahrbahn getrennt, farblich gekennzeichnet, auf leicht befahrbarem Belag und nach Möglichkeit ohne Unterbrechungen. Kreuzungen sollen sicherer werden, für Fußgänger sowie für Fahrradfahrer, und deutlich mehr Fahrradparkplätze sollen entstehen. Ambitioniert, aber für eine Stadt wie Frankfurt machbar und vor allem wünschenswert. Das Aha-Erlebnis hatte Szép in Kopenhagen gehabt. Dort müssten Radfahrer sich nicht auf den Verkehr konzentrieren, sondern könnten einfach entspannt im Strom mit den anderen mitradeln, wird er nicht müde, zu versichern. Kopenhagen gilt mit 30 Prozent Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr in diesem Zusammenhang als Vorzeigestadt. Und da sich Frankfurt wie kaum eine andere Stadt in Deutschland mit den großen Metropolen etwa in den USA messen will, lohnt auch ein Blick über den großen Teich. Selbst Detroit – die einstige Motorcity – hat einen erstaunlichen Wandel hinter sich. In nicht einmal zehn Jahren hat die Stadt ihre  Fahrradwege von elf auf 200 Meilen ausgebaut. Und Frankfurt? Profiliert sich im Gegensatz zu nordischen Städten wie Kopenhagen oder Oslo mit «halben Sachen«. Die Stadt feiert sich für eine halbe autofreie Straße am Main und eine dem Autoverkehr abgetrotzte Bike Lane auf der Friedberger Landstraße. Bei ersterem probt man zumindest mal ab Sommer für ein Jahr, bei letzterer ist zumindest mal der erste Spatenstich erfolgt. Noch viel Arbeit also über’s Jahr …  (ojs.).