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Eine ganze Telefonzellenzeile - nicht nur in London mittlerweile ein sehr seltener Anblick
Quelle: AnTu©

Urban21 | Zellsterben

Die letzten Telefonzellen …

... und ein gallisches Dorf in Frankreich

In der Schweiz und in Frankreich endete mit dem Jahreswechsel eine vertraute Ära: die der Telefonhäuschen oder der »cabines téléphoniques«, wie sie in diesen beiden Ländern heißen. In der Schweiz lief die Verpflichtung der Swisscom zur flächendeckenden Versorgung mit den Häuschen aus. Und damit dürften auch die letzten paar Tausend der einst 61.000 öffentlichen Fernsprecher im Alpenland nur noch ein kurzes Leben haben, wie die Neue Zürcher Zeitung dieser Tage mutmaßte. Und auch in Frankreich werden rund um den Jahresbeginn die letzten 1.500 Zellen abgebaut. Sie sind laut dem inzwischen privatisierten, einstigen Staatskonzern Orange, der sie betreibt, mit 10 Millionen Euro Kosten pro Jahr zu teuer und dafür viel zu selten genutzt. Jedes Jahr gehe die Dauer der in den Kabinen geführten Telefongespräche um 40 Prozent zurück. Vor 20 Jahren gab es noch 300.000 Telefonhäuschen in Frankreich. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Wie mittlerweile in vielen Ländern dieser Welt.

Dabei funktioniert gerade in Frankreich das Mobilfunknetz, dessen Omnipräsenz den kleinen Häuschen nach und nach den Garaus macht, nicht überall im Lande wirklich gut. Und daher rührt auch die kleine Geschichte eines »gallischen Dorfes«, das ganz wie bei Asterix Widerstand leistet. Der kleine Skiort Ceillac in den französischen Alpen – im Département Hautes-Alpes etwa 80 km von Gap entfernt – kämpft um seine Telefonzelle. Der Bürgermeister hatte schon im März 2017 an den neuen Präsidenten Emmanuel Macron und an den CEO von Orange geschrieben. Weil das Mobilfunknetz in seinem Ort kaum funktioniere – von Internet gar nicht zu reden -, müsse die letzte Telefonzelle, die sich in Flur des Rathauses befindet, erhalten werden. Während der Skisaison halten sich etwa 3.000 Menschen in Ceillac auf, im Rest des Jahres sind es zehn mal weniger. Aber einige ältere Bewohner des Dorfes haben gar kein Telefon und kommen ins Rathaus – auch um sich in der Telefonzelle anrufen zu lassen. Laut örtlichen Medien hat der Bürgermeister sogar einen Techniker, der gekommen war, um die Telefonzelle 2017 bereits abzubauen, persönlich davon abgehalten. Seither gehen die Bewohner von Ceillac davon aus, dass ihre Telefonzelle erhalten bleibe. Und wenn es die einzige wäre im ganzen Lande. Oder vielleicht sogar im ganzen Europa … (lys. / sfo.).