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Der »RS1« am Niederfeldsee bei Essen
Quelle: Opterix, Johannes Kassenberg / DAM©

Städte für Menschen und Räder [3]

Ruhr. Rhein. Rad. Region.

Die »Metropole Ruhr« als Radschnellwegregion

Viereinhalb Tausend Quadratkilometer Fläche, fünf Millionen Menschen und elf große Städte: Das Ruhrgebiet – oder die »Metropole Ruhr«, wie es sich heute gerne selbst nennt –  ist der größte Ballungsraum Deutschlands. Als Metropolregion Rhein-Ruhr umfasst die erweiterte Region sogar 7000 Quadratkilometer, zehn Millionen Menschen und rund 20 größere Städte. Der Raum ist – wenn auch mit Zwischenräumen – dicht besiedelt und kämpft um jedes Stück »Grüne Lunge«. Das enge Autobahn- und Straßennetz rund um A 40 und B 1 stehen allerdings vor allem in den Rush Hours ständig vor dem Verkehrsinfarkt. Ein Infarkt, der auch die Bewohner bedroht.

Deshalb wurde in der Region das Alternativkonzept »Radschnellwege« entwickelt. Labor und Herzstück dessen ist der »Radschnellweg Ruhr RS 1«. Diese seit 2015 nach und nach eröffnete »Radautobahn« (wie sie trotz der skurrilen Kombination manchmal auch genannt wird) verbindet rund 100 Kilometer von Duisburg über Essen und Dortmund bis nach Hamm. Der RS 1 liegt auf der ehemalige Trasse der Rheinischen Bahn, die dazu zum mindestens vier Meter breiten asphaltierten Radschnellweg wird und Radfahrern Fahrkomfort und Kreuzungsfreiheit bietet. Zwischen dem Essener und dem Mülheimer Zentrum wurde eine knapp elf Kilometer lange Strecke bereits 2015 fertiggestellt. Nach dem weiteren Ausbau in den kommenden Jahren werden auf dem fertigen Radschnellweg Pendler, Ausflügler, Touristen und sonstige Radfahrende dann über 100 Kilometer quer durch das Ruhrgebiet radeln können. Im Einzugsgebiet sollen rund 1,6 Millionen Menschen angeschlossen werden. Doch der RS 1 ist nur der Anfang dieses Wegenetzes. Es gibt bereits weitere Radschnellwegkonzepte, etwa von Essen über Bottrop nach Gladbeck ins nördliche Ruhrgebiet.

Am bereits ausgebauten Teil des »RS 1« wird auch deutlich, dass es um mehr geht, als um ein Stück zusätzlichen Radweg. Es geht um ein Alternativkonzept für »Standortmarketing«, »Lebensqualität« und »schnelle Verbindungen«. Städtebau, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung wirken zusammen. Der Radschnellweg verbindet Stadtzentren, Grünflächen und Wohnquartiere. Dabei entstehen neue, hochwertige städtische Lagen mit besonderer städtebaulicher und grüner Qualität. So reihen sich in Essen entlang der ausgebauten Trasse bedeutsame Stadtentwicklungsprojekte wie an einer Perlenschnur aneinander: das Universitätsviertel, das Thyssen-Krupp-Quartier oder der Niederfeldsee. Zudem liegen an oder im direkten Umfeld der gesamten Trasse bis Mülheim mehrere Dutzend Unternehmen, die die Lage an der neuen Verkehrsader als Standortfaktor nutzen können. Und die neuen Verkehrsadern ziehen weitere Projekte mit. In ihrem Schatten kommt etwa auch der Emscher-Umbau voran. Der zum Abwasserkanal verkommene Fluss wird durch ein neues Emschertal mit einem fast natürlichen Flussbett geführt. Bis zum Abschluss des Umbaus wird sich das Gesicht einer ganzen Region verändern – durch naturnah umgestaltete Gewässer mit einem hohen Freizeitwert und zahlreiche Folgeprojekte. Entlang der renaturierten Gewässer des Emscher Systems entstehen neue innerstädtische Verbindungen. Durch den Regionalverband Ruhrgebiet sind auf zahlreichen stillgelegten Bahntrassen Geh- und Radwege entstanden, die die Städte verbinden. Apropos: Auch als reine Schnellwege selbst könnten die neuen Verbindungen ihrem Namen alle Ehre machen – zumindest in den Rush Hours und mit Blick auf das Stopp-and-Go auf den benachbarten Schnell-(Park-)Straßen … (sfo./dam.).