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Jeder Platz ausgenutzt im Antiquariat von Ines Streu und Thomas Orban
Quelle: Ines Streu©

Bücher & Menschen [2] | Orban & Streu

Für die kleinen Welt- und Zeitreisen

30.000 Bücher, die es - eigentlich - nicht mehr gibt

[> Beitrag auf eigener Seite lesenDie hohen Räume laden zum Verweilen und Stöbern ein. Alte Bücherregale bis unter die Decke, übervolle Büchertische auf jedem freien Quadratmeter, noch mehr Bücher, stehend auf dem Treppenabsatz. Bücher, wohin das Auge schaut. Und dort, wo an ein wenig freier Fläche an den Wänden mal keine Bücher sind, sind Bilder oder alte Drucke zu sehen. Atmosphärisch erinnert alles ein wenig an die berühmten Buch-Antiquariate in Paris, die sich unweit der Seine etabliert haben. Doch wer kann dieser Tage schon unbeschwert oder überhaupt nach Paris reisen? Wer möchte, kann sich zumindest statt dessen bei Orban & Streu im Frankfurter Nordend täglich auf eine kleine Welt-, Zeit- oder eben einfach Paris-Reise begeben …

Vielleicht wird der Ort damit noch zu einem Geheimtipp im Corona-Jahr. Das Buch-Antiquariat Orban & Streu ist in einem alten Laden an der Eckenheimer Landstraße untergebracht. Gegründet wurde es 2004 von Thomas Orban und Ines Streu, denen es auch heute noch gehört. Und die auch durchaus mehr tun, als nur ihre Bücher beaufsichtigen. Ein Kunde, der gerade hereinkommt, ist auf der Suche nach einem ganz bestimmten Titel, den es regulär nicht mehr im Buchhandel zu kaufen gibt. Orban sitzt hinter seinem Verkaufstisch. Er macht ein paar Eingaben am PC, um zu schauen, ob der gesuchte Titel im Bestand des Geschäftes aufgelistet ist. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden. »Leider nicht«, bedauert er. Anfragen wie diese gehören zum Alltag des Buch-Antiquars. Aber das ist kein Problem. »Wir begeben uns für Kunden auch auf die Suche nach Büchern, wenn wir sie selbst nicht in unserem Bestand haben«, erzählt Orban. Und meist werden sie fündig …

Für die beiden Inhaber*innen gibt es immer viel zu tun, denn neben den rund 10.000 Büchern, die in den hohen Regalen im Laden stehen oder mit ihren Titeln sichtbar auf den Tischen ausgelegt sind, verfügt das Buch-Antiquariat noch über rund 20.000 weitere Titel, die online erfasst und eingelagert sind. Der Online-Handel ist für Orban heute nicht mehr wegzudenken. Laden und Internet ergänzten sich, sagt er. Alle Bücher sind über diverse Plattformen auch abrufbar. Und verschickt wird praktisch jeden Tag. Nicht jeden der Titel, die im Geschäft entdeckt werden können, hat Orban im Kopf parat. Dennoch weiß er ganz genau, wo die Bücher aus den verschiedenen Gebieten stehen. An jedem Regal hängt ein Schild mit den Sachgebieten und Genres. Von antiquarischen Kinderbüchern über Titel zu Film und Kunst sowie literarischen Klassikern bis hin zu Frankfurter Kriminalliteratur ist die Auswahl groß; auch spezielle Themen, beispielsweise zu Transport und Verkehr, haben ihren eigenen Platz im Sortiment und in den Regalen gefunden. Und immer schauen Orban und Streu auch mal über den Buchrand hinaus. Thomas Orban kann sich durchaus vorstellen, wenn es wieder möglich ist, kleinere Kunstausstellungen im Laden zu organisieren. Bücher und Kunst passten bestens zusammen, das zeigt sich auch in der Gestaltung der Geschäftsräume. Überall dort, wo für die Anbringung eines Regals kein Platz mehr war, präsentieren Orban und Streu Bilder in einer losen Petersburger Hängung. Kunstdrucke genauso wie Originale. Und seit einiger Zeit kultivieren die beiden im hinteren Teil des Ladens noch ein weiteres Steckenpferd: alte Vinyl-Schallplatten, die im Moment auch wieder gefragt sind. Reisen mit allen Sinnen sozusagen. Ach ja: Und Weihnachten steht ja auch noch vor der Tür … (alf.).