Eines der schwimmenden Projekte in Kopenhagen
Quelle: Urban Rigger©

Blaupause | Wohnungen

Wohnen wie in Kopenhagen

Auf-dem-Wasser-Wohnungen als Alternative

Wohnungen schaffen – das wäre gerade in diesen Zeiten in den urbanen Zentren immer wichtiger. Dafür einen Wohnblock nach dem nächsten hinsetzen, ist eine Möglichkeit. Kreativ werden, eine andere. Ein Beispiel für Kreativität findet sich in Kopenhagen – auf dem Wasser, von dem die dänische Kapitale mehr als genug hat. Mehr als eine Anregung an Städteplaner, einfach mal innovativ zu werden. 

Tiny House – die Häuser für den kleinen Bedarf – kennt mittlerweile (fast) jede/r. Tiny Houses auf dem Wasser sind hingegen noch reichlich unbekannt. »Urban Rigger« nennt sich ein Projekt und eine Firma, die vor über einem Jahrzehnt in Kopenhagen begonnen haben, diese Idee populär und interessant zu machen. Ausgangspunkt war für Kim Loudrop, den Gründer von Projekt und Firma, dass es in Kopenhagen viel zu wenige Unterkünfte für Studierende gab – und die Stadt obendrein nicht gerade günstig für Wohnungssuchende war (und ist). Gemeinsam mit Avantgarde-Architekt Bjarke Ingels entwarf er daraufhin schwimmende Mini-Dörfer aus alten Schiffscontainern mit nachhaltigem Grundkonzept. Rund 700 Quadratmeter sollte so ein Mini-Wohnheim für Studierende groß werden. Auf 300 Quadratmetern war Platz für zehn bis zwölf Wohneinheiten. Dazu kamen Gemeinschaftsflächen wie Innenhöfe auf den Pontons, auf denen die Container aufsetzten, oder Dachterrassen. Unter dem Dorf (also unter Wasser) gibt es zudem den Technikraum, Lagerräume und eine Gemeinschaftslounge mit Küche. Ökologisch betrieben wurden die kleinen Dörfer mit kleinen Wasserkraftwerken und Solarpanels. Und wer sich die Landkarte von Dänemark und den Stadtplan von Kopenhagen ansieht, weiß, dass es dort überall auch genug Wasserfläche gab, die genutzt werden konnte für solche Mini-Studierendenwohnheime. Eine Idee, die allerdings auch anderswo in der Welt an Flüssen, Kanälen, Seen oder am (allerdings nicht zu stürmischen) Meer umsetzbar ist. Und falls kein Wasser vorhanden, sind die Urban Rigger zumindest eine Anregung für die Suche nach originellen Konzepten für den heutigen Wohnungsbedarf in den großen Städten. Auch in Kopenhagen selbst wächst die Idee: Für 2024 ist eine neue kleine Urban-Rigger-Area in Planung, in der gezielt Menschen ab etwa 50 Jahren und junge Studierende zusammenleben sollen. Interessierte können sich bereits bewerben … (sfo.).


Vier Orte für Menschen: Berlin, Oberhausen, Zwickau, Mannheim
Quelle: Wüstenrot Stiftung©

Projekt(e) über Projekte

Orte des Miteinanders

Biotope und soziokulturelle Zentren

In diesen Zeiten ist viel die Rede vom Wert der Demokratie, von der Freiheit und von der Teilhabe an der Gesellschaft. Doch Demokratie braucht auch Orte des Austausches, des Nachdenkens, des Miteinanders – kurzum: der Stärkung dieser Demokratie und ihrer grundlegenden Werte. »Gebaute Orte für Demokratie und Teilhabe« heißt ein Projekt der Wüstenrot Stiftung, das derzeit virtuell im Netz betrachtet werden kann und als Wanderausstellung durch die Republik tourt. Urban shorts – Das Metropole Magazin stellt vier der Orte pars pro toto vor. Ein Ort, an dem Bürger*innen selbst ihre Stadtentwicklung in die Hand nehmen (können). Ein Ort, an dem Geflüchtete Kultur und Kompetenzen einbringen (können). Ein Ort, an dem Jugendliche ein eigenes Gespür für Teilhabe und Demokratie entwickeln (können). Ein Ort, an dem Menschen in einem Stadtviertel Gemeinsamkeiten finden und entwickeln (können). Die vier Projekte zeigen, wie vielfältig Demokratie, Teilhabe und Integration gelebt werden und welche Rolle Kultur dabei als ein tragendes Element spielen kann. Urban shorts – Das Metropole Magazin ergänzt dieses »Projekt über Projekte« aber auch durch einige sehr unterschiedliche Beispiele aus der Region FrankfurtRheinMain, die ihrerseits zeigen, wie sehr solche Orte und deren Arbeit ein wichtiger Backbone für eine demokratische Gesellschaft sind. Pars pro toto steht das Frankfurter Offene Haus der Kulturen. Mit dabei sind aber auch Orte wie der Hafen 2 in Offenbach, der Darmstädter Waldkunstpfad, das Haus Mainusch in Mainz, der Orange Beach am Rande von Frankfurt oder ein immer mehr um sich greifender Trend zu Gemeinschaftsgärten. Abgerundet wird der kleine Schwerpunkt von einem Gastbeitrag der »KulturRegion«-Geschäftsführerin Sabine von Bebenburg über das Potential, das für Kulturschaffende in alten Industriekulturbauten liegt (red.).

Wüstenrot Stiftung©
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Quelle: Ponderosa Templeton • CC BY-SA 4.0 (s.u.)©

WDC / Blaupause | Obdach

Köpfe brauchen Dächer

Helsinki will, dass jeder Mensch wohnen kann

Eine Bushaltestelle an einem verkehrsumtosten Platz in der Innenstadt, ein Abluftschacht an der Seite eines Uni-Gebäudes, eine Ecke unter dem Vorbau seitlich einer Kirche. Es gibt viele Orte in einer Stadt, an denen Menschen sich nachts zum Schlafen legen – weil sie keinen Ort haben, der ihnen als Wohnung dient. Zugegeben: Manche dieser Menschen haben sich diese Orte selbst gewählt. Die Umstände, die zu dieser Wahl führten, haben sie sich jedoch sehr selten selbst ausgesucht. Der »Sozialstaat« – und zwar in vielen wohlhabenden Staaten dieser Erde – versucht zwar, diese Menschen wieder in Wohnungen zu bringen. Er verlangt aber oft, dass diese Menschen ihre Umstände wie Alkoholismus oder Arbeitslosigkeit ändern, Therapien machen oder sich einen Job suchen. Und zwar: bevor sie dauerhaft eine Wohnung erhalten.

In Helsinki – und übrigens in ganz Finnland – geht man einen anderen Weg. »Housing First« nennt sich der Weg, vorangetrieben durch die staatlich unterstützte NGO »Y-Foundation«. Seit eineinhalb Jahrzehnten baut, kauft oder renoviert sie Wohnräume für Obdachlose und übergibt sie diesen ohne die sonst üblichen Bedingungen. Ihr Credo: Die sichere Heimstatt ist die Voraussetzung, Dinge zu ändern – nicht umgekehrt. Die NGO hat dafür allein in den ersten zehn Jahren rund 270 Mio. Euro aufgewandt; Kredite, Zuwendungen, öffentliche Gelder oder auch staatliche Lotterieeinnahmen. Waren es vor gut einem Jahrzehnt noch rund 10.000 Obdachlose in Helsinki und nochmals die gleiche Zahl im restlichen Land, so sind es heute angeblich unter 1.000 in ganz Finnland. 4.800 Wohnungen wurden geschaffen. 80 bis 90 Prozent der Obdachlosen konnten buchstäblich von den Straßen geholt werden. Die Rückfallquote liegt angeblich bei zehn bis 20 Prozent. In einem Graubereich befinden sich Menschen, die ihrerseits bei Familien und Freunden (wieder) unterkamen. Von ihrer sicheren »Homebase« aus können die Menschen sich selbst helfen oder erhalten staatliche Unterstützung bei Therapien oder Arbeitssuche. Auf Null, da machen sich auch die Betreiber*innen keine Illusionen, ist die Obdachlosigkeit allerdings auch mit diesem Modell nicht zu bringen. Auch in Zukunft wird es noch Menschen geben, die nicht in Wohnungen leben wollen oder manchmal sogar gar nicht können. Doch die große Mehrheit aller anderen werde man erreichen können. Und laut der NGO ist das ursprünglich in den USA entwickelte »Housing first« übrigens auch ein Modell, das sich nicht nur für die Obdachlosen rechnet. In Finnland etwa würde der Staat für auf diese Art und Weise von der Straße geholte Menschen rund 15.000 Euro pro Jahr weniger ausgeben als für die dort Verbliebenen. Nicht von ungefähr findet das Modell längst Nachahmer*innen in vielen Ländern, etwa in Frankreich, Großbritannien, Dänemark oder Österreich. Auch in Deutschland findet es Anhänger*innen. In Berlin gibt es ein eigenes »HousingFirstBerlin«-Projekt. In Frankfurt hat die Stadt erste Projekte aufgesetzt und setzt sich das private »Project Shelter« für diese Idee ein (bisher allerdings noch mit recht wenig öffentlicher Unterstützung). Übrigens: Die Beispiele vom Beginn dieses Textes stammten nicht aus Helsinki, sondern aus besagter Main-Metropole … (sfo.).

Mehr Infos: Y Foundation (Finnland) + HousingFirstBerlin (Berlin) + Project Shelter (Frankfurt) | Die Reihe »Blaupause – Stadt muss nicht neu erfunden werden« stellt urbane Projekte vor, die in verschiedenen Städten der Welt Vorreiterfunktion für andere Städte haben (können) | | Die Reihe entsteht in Kooperation mit der Kampagne World Design Capital Frankfurt Rhein Main 2026 (Link)Hinweis: Das Foto von Ponderosa Templeton steht unter folgender Creative Commons-Lizenz: CC-BY-SA-4.0 (engl. Version, andere Sprachen am Ende der Lizenzen)   


Beispiele aus dem Architekturmuseum, wie man im Bestand Neues schaffen kann ...
Quelle: Adrià Goula / Filip Dujardin / Ossip van Duivenbode©

Im Fokus: Graue Energien

Bauen mit dem, was da ist

Ein Special und eine Ausstellung

Gebäude verursachen weltweit 40 Prozent des CO₂-Ausstoßes. Er entsteht zu großen Teilen bereits beim Bau, bei Gewinnung, Transport und Verarbeitung der Materialien und deren Entsorgung. In Zeiten des Klimawandels ist der Verlust dieser »Grauen Energie« ein Problem, vor allem durch Abriss und Neubau von Gebäuden. Urban shorts widmet ein Special dem Bauen mit Bestand, das Graue Energie weiternutzt. Anlass ist die Ausstellung »Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand« im Deutschen Architekturmuseum. Wobei Bauen im Bestand eigentlich gar nichts Neues ist … 

Schon in der Antike war es gang und gäbe. Ob Griechen oder Römer – immer wieder wurden Ruinen alter oder eingestürzter Gebäude buchstäblich als Steinbruch für neue Bauten benutzt. Besonders beliebt waren Säulen oder Kapitelle, die als Zitat oder als Baumaterial weiterverwendet wurden. Aber auch schnöde Steinquader wurden oft wiederverwendet. Die alte justinianische Zisterne Konstantinopels nahe der Hagia Sophia ruht auf unzähligen, meist korinthischen Säulen verschiedenster Herkunft. Auch im Mittelalter wurde die Tradition fortgesetzt. Die Baumeister Karls des Großen haben sich bei der Kapelle der Aachener Kaiserpfalz gar in Ravenna bedient. Und bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden in vielen mitteleuropäischen Städten Abrissgenehmigungen nur erteilt, wenn zuvor der Bestand ausgewertet und gegebenenfalls für eine weitere Verwertung gesichert worden war. Erst im Zeitalter der Industrialisierung kam dieses Wiederverwerten aus der Mode.

»Graue Energie« heißt jene Energie, die bei der Entstehung eines Gebäudes gebündelt wird. Jener Energiebedarf also, der in der Herstellung, dem Transport, der Verwertung und Verarbeitung sowie letztlich in der Entsorgung eines solchen Baus steckt. Am Lebenszyklus eines Gebäudes macht sie rund 50 Prozent der Energie und des Energieverbrauchs überhaupt aus. Damit verbunden: eine gewaltige Menge CO₂. Diese Graue Energie wird beim Abriss eines Hauses quasi vernichtet; bestens zu beobachten etwa bei Büroimmobilien, welche in raschen Zyklen immer wieder durch neue Büroimmobilien ersetzt werden. Und das, obwohl Gebäude und die Bauindustrie weltweit für rund 40 Prozent des CO₂ verantwortlich sind. Vor dem Hintergrund der weltweiten Klimakrise wäre es also ratsam, diese Graue Energie zu bewahren. Anders formuliert: (wieder) mit dem zu bauen, was da ist. Urban shorts – Das Metropole Magazin widmet diesem Thema einen Schwerpunkt. Anlass ist die Ausstellung »Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand« des Deutschen Architekturmuseums. Wir blicken auf das Alte Polizeipräsidium in Frankfurt, das nicht gerade ein Musterbeispiel für ein solches Bauen im Bestand ist. Und auf das Schicksal des Juridicums auf dem alten Unicampus in Bockenheim, das zumindest eine Option auf ein solches Bauen im Bestand sein könnte. In einem Gastkommentar bricht zudem die Frankfurter Bau- und Schuldezernentin Sylvia Weber eine Lanze für das Bauen im Bestand und beschreibt ein zunehmendes Umdenken in der Stadt. Ergänzend dazu übernehmen wir aus der faktenreichen Ausstellung des Architekturmuseums einige Musterbeispiele aus aller Welt, wie heutzutage mit Um- und Anbauten, mit Rückbauten und Revitalisierungen, in denkmalgeschützten Gebäuden oder in ländlichen Gebieten mit und in dem vorhandenen Bestand früherer (Gebäude-) Generationen Neues entsteht und damit viel der bereits vorhandenen Grauen Energie nutzbar wird – und damit für die Nachwelt und letztlich buchstäblich für die Welt selbst gerettet werden kann … (red.).

Umbauen in São Paulo

Kultur im Kaufhaus

5 x Bauen mit Bestand [1]

Die einfachste Form des Bauens im Bestand ist das Umbauen von Gebäuden. In São Paulo (Brasilien) wurde etwa ein ehemaliges Kaufhaus aus den 40er Jahren auf diese Art und Weise in ein Kulturzentrum verwandelt. Bauherr war der Serviço Social do Comércio. Der SESC ist eine seit 1940 bestehende private Non-Profit-Organisation, die in Brasilien verschiedene Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen unterhält. Indem sie freien Zugang zu ihren Einrichtungen und Angeboten ermöglicht, fördert sie überall die Nachbarschaft und das soziale und kulturelle Miteinander. Das SESC 24 de Maio befindet sich im ehemaligen Hauptsitz eines Kaufhauses in der Innenstadt von São Paulo. Der Umbau in ein Kulturzentrum stellt eine beispielhafte Anpassung an die geänderten  Nutzungsbedürfnisse der heutigen Gesellschaft dar. Konzipiert als »gestapelte Stadt«, beherbergt das Gebäude auf zwölf Stockwerken nun unter anderem eine Bibliothek, ein Restaurant, Sportplätze, Ausstellungsräume, Theater, Studios für die Bildungsarbeit und ein Schwimmbad auf dem Dach. Durch die Entfernung baulicher Elemente und Zwischenebenen wurden weitere Aufenthaltsräume geschaffen. Außerdem wurden offene Fassadenbereiche sowie Gärten in das neue Kulturzentrum integriert. Die bereits in dem Bestandsgebäude gebundene »Graue Energie« wurde auf diese Art und Weise lediglich erweitert und damit erhalten und weitergenutzt. Im Gegensatz zu einem Neubau erforderte dies weniger kostbare Rohstoffe und andere Baumaterialien. Die Bilder in der Galerie geben einen Eindruck von der Umwandlung in das neue Kulturzentrum (zum Durchklicken) … (red./dam.).

Neu beleben in China

Ein Dorf für alle

6 x Bauen mit Bestand [2]

Weltweit gibt es immer wieder Städte, Dörfer oder Stadtviertel, über die einfach die Zeit hinweggegangen ist. Urbanisierung, Abwanderung oder Strukturwandel haben oft zu einem langsamen Verfall geführt. In Shangtian, einem 600 Jahre alten Bergdorf in China, sind in den letzten Jahren viele, vor allem junge Menschen weggezogen in die größeren Städte. Die Folge auch hier: Leerstand und langsamer Zerfall der Gebäude – und letztlich auch ein Dorf, das langsam in den Dornröschenschlaf verfällt. Im Falle von Shangtian hat sich die Shangtian Rural Revitalization Development diesem Verfall angenommen. Die Architekt*innen nahmen die traditionsreiche Geschichte und die beeindruckende Landschaft rund um das Dorf als Ausgangspunkt, um unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes mit wenigen minimalen Eingriffen zahlreiche leerstehende Wohn- und Landwirtschaftsgebäude in dem Dorf neu zu Gästehäusern mit insgesamt 30 Betten für den ländlichen Tourismus umzubauen. Mithilfe eines experimentellen Genossenschaftssystems, bei dem die Dorfbewohner*innen selbst mit dem Wert ihrer Grundstücke Anteilseigner*innen eines kollektiven Dorfunternehmens wurden, sowie durch die Unterstützung der lokalen Regierung konnte das Projekt ermöglicht werden. Die entstehenden Gewinne aus dem Tourismus kommen laut offiziellen Angaben direkt den Bewohner*innen und dem Erhalt des Dorfes zugute. Auf diese Art und Weise wird ein altes Dorf über einen neuen Wirtschaftszweig ein Stück weit in seinen alten Mauern wiederbelebt. Die Bildergalerie zeigt die Umwandlung von vorher zu nachher und das alt-neue Leben in den Straßen (dam. / red.).

Anbauen in Winterthur (CH)

Kultur in Fabrikhalle

5 x Bauen mit Bestand [3]

Neben dem Umbau sind Anbau und Erweiterung weitere Formen, ein bestehendes Ensemble und die darin enthaltene »Graue Energie« zu bewahren. Beispiel dafür ist eine renovierungsbedürftige alte Gewerbehalle im Schweizer Winterthur, die durch einen Aufbau in die heutige Zeit gerettet wurde. Die Erweiterung des ursprünglich dreistöckigen Gebäudes um drei zusätzliche Stockwerke stellt dabei ein richtungsweisendes Projekt des zirkulären Bauens dar. Die für Werkstätten und Ateliers genutzte neue Kopfbau »Halle 118« besteht zu etwa 70 Prozent aus gebrauchten Bauelementen. Der Planungsprozess begann mit der Suche nach geeignetem Baumaterial – er war dementsprechend offen, die Akteure spielten vor allem mit den gefundenen Bauteilen. Die Struktur der Halle 118 baut auf weiterverwendeten Stahlträgern auf, verkleidet ist sie mit Fassaden-Trapezblech und Aluminium-Isolierfenstern unterschiedlicher Größe. Natürliche Baustoffe wie Holz, Stroh und Lehm wurden ergänzend eingesetzt. Dank der Vermeidung neuer Materialien erreichte man laut den Architekt*innen im Äquivalent sogar eine CO2 -Reduktion von rund 60 Prozent. Die natürlichen sowie wiederverwendeten Bauteile garantieren zudem ein gutes Raumklima und wurden mit minimalem Energieaufwand verarbeitet. Durch das Fortschreiben des Bestandes wurde in diesem Fall ein Abriss und der damit verbundene Verlust von kostbarer gebundener Energie vermieden. Durch kluges An- und Weiterbauen kann in solchen Fällen die thermische Hülle eines Gebäudes bei gleichzeitiger Vergrößerung der Nutzfläche gezielt verbessert werden (red./dam.).