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Sherpa Gombo: Testimonial und Arbeitskraft
Quelle: Archiv Wolfgang Nairz©

Anders.ist | Kurzer Brief aus Tirol (loe.)

Sherpas zu Hüttenwirten

Ein Bergvolk hilft dem anderen

Normalerweise sind Sherpas und Nepali in den mächtigen Bergen Nepals zu Hause. Was also können luftige, aber vergleichbar flache Tiroler Höhen diesen Menschen bieten? Nun: Unterstützung, Bildung und langfristige Perspektive. »Ein Bergvolk kann dem anderen helfen«, erkannte der Tiroler Wolfgang Nairz bei seinen diversen Reisen nach Nepal. Nairz ist Alpinist, Autor und ehemaliger Leiter zahlreicher Expeditionen, unter anderem in den Himalaya. Geld spenden alleine, so sein Credo, hilft wenig. Besser sei es, Menschen da zu unterstützen, wo sie wirklich Hilfe brauchen – und sie so auch dauerhaft aus der Arbeitslosigkeit herauszuholen.

2004 gründete Nairz das Projekt »Sherpas in Tirol« und holt seither jedes Jahr 20 bis 30 Sherpas in die osterreichische Bergwelt. Eine Win-win-Situation für beide Bergvölker. Bei dem Projekt erhalten Sherpas und Nepali, die selbst Lodges in ihren Bergen bewirtschafteten oder als Trekkingführer unterwegs waren, eine fundierte Ausbildung in Hüttenbewirtschaftung, Hygiene, Umwelt- und Naturschutz, Wegerhaltung, Küche und Service. Dazu bekommen sie ein Gehalt, Unterbringung und Verpflegung gibt es obendrauf.

In Zeiten der Arbeitslosigkeit in Nepal ist dieses Projekt für viele von ihnen auch eine Einnahmequelle, die ihnen und ihren Familien zum Überleben hilft. Aber auch die Tiroler Hüttenwirte profitieren: Sie bekommen lernwillige Arbeitskräfte, die sie in Österreich schon lange kaum mehr finden. Wer möchte schon auf einer abgelegenen Berghütte arbeiten. Und last but not least, lernen alle dabei, dass die Kulturen manches Mal doch nicht so weit auseinanderliegen, ob bei der Liebe zur Bergwelt, beim Zubereiten der Speisen oder beim Sprachenlernen.

Zu diesem Projekt hat es seit 2009 bereits Hunderte Anfragen von Sherpas, aber auch von Trekkern aus Europa und von Hüttenwirten gegeben. Doch immer sind viele bürokratische Hürden zu bewältigen, die nur mit tatkräftiger Hilfe von vielen Freunden und Förderern gelöst werden können. Denn im Gegensatz zu EU-Bürgern dürfen Nepalesen nicht einfach nach Österreich einreisen, um zu arbeiten. Pro Jahr lässt die zuständige Behörde nur etwa 30 Personen nach Tirol. Auch das sind Berge, die es zu bewältigen gilt (loe.).