©
Stoffel-Atmosphäre
Quelle: Barbara Walzer (bw.)©

Frankfurt | Festivals

Stoffel mit Schalldämpfer

Ab 20.06.2019 | Offen Luft im Park

Es gibt ein paar ungeschriebene Regeln beim Frankfurter »Stoffel« – jenem ungewöhnlichen sommerlichen Freiluftfestival im Günthersburgpark, das in diesem Jahr mit seinem noch ungewöhnlicheren Namen »Stalburg Theater Offen Luft«, kurz »S-t-offe-l« eben, bereits in sein 16. Jahr geht. Regel 1: Meist ist schlechtes Wetter, wenn Stoffel ist. Regel 1,5: Es ist zum Glück nicht die ganze Zeit so, denn sonst würde Regel 2 nicht gelten: Stoffel kommt immer mal so über die Runden und wirft manchmal noch ein paar Euro für die Stalburg ab. Dass das seit zwei Jahren allerdings etwas schwieriger geworden ist, liegt an Regel 3: Ein(e) Anwohner(in) hat immer was gegen den Stoffel. Letzteres führte seit 2017 zu leicht veränderten (Spiel-) Regeln. An mehreren Tagen mussten die Erfinder des legendären Programms »Wer kocht, schießt nicht« den Stoffel-Revolver schon mal im Halfter lassen und »Ruhe-Tage« einlegen sowie das Programm leicht eindampfen …

Doch es gibt auch noch Regel 4: Stoffel ist anpassungsfähig. Das merkte man in der Vergangenheit, wenn plötzlich schlechtes Wetter aufkam. Und in diesem Jahr merkt man es, weil Stoffel es nun statt mit richtigen Ruhe-Tagen zuweilen mit dem aufgesetzten Schalldämpfer versucht. An manchen Abenden etwa ist Silent-Disco (die mit den Kopfhörern) angesagt, an anderen Tagen nur ein Nachmittags-Kinderprogramm, und auch sonst wird mit dem einen oder anderen ruhigeren Programm experimentiert. Sonst ist aber alles fast wie früher: Abend für Abend treten Musiker, Literaten und andere Kleinkünstler auf der bekannten Bühne im Park auf. Die Palette reicht auch 2019 wieder von viel Welt- und Nicht-Welt-Musik bis zu den Kabarett-Klassikern – wahlweise Face-to-face auf den Bierbänken vor der Bühne oder als Hintergrund-Berieselung beim Chillen auf der Wiese. So hatte es Stoffel in den vielen Jahren zu einem der größten Festivals seiner Art in Europa mit bis zu 100.000 Besuchern im Jahr gebracht. Legendär sind die richtig heißen Sommertage, an denen Tausende im Park auf ihren Picknick-Decken chillen und das Leben genießen. Das mit den 100.000 entspannten und zufriedenen Besuchern war es übrigens auch, was bereits vor einigen Jahren eine wacker ankämpfende Anwohnerin veranlasste, dem Festival ein paar Ruhepausen zu erstreiten. Deshalb wurde 2017 mit einem »ausgestöpselten« Alternativprogramm experimentiert und 2018 hatte man den Stoffel von 30 auf 24 Tage verkürzt und machte an sechs Tagen auf »alternativ ausgestöpselt«. Sollte heißen: An sechs Tagen gab es Chor- und – als Stoffel-Version von »Wurst und Spiele« – auch Spielabende mit Brett- und sonstigen Spielen im Park. Sie sind teils auch in dieses Jahr herübergerettet.

Alles in allem wollen die Stoffel-Macher damit auch in diesem Jahr wieder ihre Sommerpause überbrücken, Werbung für das kleine Szenetheater machen und neue Zuschauer anlocken. Finanziert wird dies vor allem durch die Zuschauer und ihre Spenden. Statt Eintritt wird nämlich zwischendurch immer mal wieder gesammelt. Weswegen die Macher hoffen, dass Regel 1 in diesem Sommer mal wieder gebrochen wird – und Regel 2 gerade deshalb am Ende trotzdem bestehen bleibt. Dazu bei trägt in diesem Jahr übrigens auch ein deutlich erhöhter Zuschuss der Stadt. Und an Regel 3 arbeiten die Macher weiterhin – für dieses Jahr erst mal erfolgreich … (vss.)