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Fritz Bauer (Burghart Klaußner)
Quelle: zero one film / Martin V. Menke©

Der Film | Doku-Drama

Unbedingter Wille zur Aufklärung

Der fast vergessene Kampf Fritz Bauers gegen das System

»Der Staat gegen Fritz Bauer« ist der zweite große Kinospielfilm der letzten Jahre über die Hintergründe der Auschwitz-Prozesse in Frankfurt. Doch während es im »Labyrinth des Schweigens« um die mühsame Suche nach Opfern und Zeugen ging, konzentriert sich der in Frankfurt aufgewachsene Regisseur Lars Kraume in seinem Film auf die Persönlichkeit Fritz Bauers und auf die Widerstände im Nachkriegsdeutschland gegen die Aufarbeitung der Vergangenheit. Fritz Bauer, hessischer Generalstaatsanwalt in den 50er und 60er Jahren, kämpfte gegen den beharrenden Staat und die Schatten der Vergangenheit, um die Verantwortlichen wie SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann vor Gericht zu bekommen.

Bauers starke Persönlichkeit wird eindrucksvoll verkörpert von Burghart Klaußner. Bauer hatte sein Leben dem unbedingten Willen untergeordnet, die NS-Verbrecher anzuklagen. Er war ein Solitär, mit einer Mission für Aufklärung und Gerechtigkeit, der dafür sogar mit dem Mossad kooperierte und Landesverrat beging. Klaußner spielt ihn mit dominanten gebieterischen Gesten, knappen, treffenden, mitunter hintergründig gewitzten Sätzen. Der Staatsanwalt Angermann (Ronald Zerfeld) ist Bauers Widerpart im Film. Die Figur ist von Kraume und Drehbuchautor Olivier Guez erfunden worden und erzählt eine zweite Geschichte um den berüchtigten Schwulen-Paragraphen 175. Die gute Idee, die damals stark kriminalisierte Homosexualität und die Moralvorstellungen im Nachkriegsdeutschland zu thematisieren, nimmt allerdings im Verhältnis zu der enormen Lebensleistung von Fritz Bauer einen zu großen Raum ein (ksa.).