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Quelle: GoEast©

GoEast 2025

Rückkehr der Babuschka

26.04. | Filmtipp von Heleen Gerritsen

Fast alle Tierarten sterben, sobald sie sich nicht mehr fortpflanzen können. Doch im Animal Queendom gibt es drei Tierarten, die auch nach der Menopause weiterleben: Elefanten, Wale und Homo Sapiens. Die evolutionsbiologische Erklärung besagt, dass ältere Frauen den Fortbestand der Menschheit sichern, indem sie bei der Kindererziehung helfen und ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben. Die weise alte Frau, die Heilerin, die fürsorgliche Großmutter sind alle positive Figuren in Märchen und Literatur, die manchmal auch auf der Leinwand zu sehen sind. Meistens jedoch sind –ältere Frauen in Filmen nur in stereotypen Rollen zu sehen: als Großmütter, die Süßigkeiten verteilen oder ihre Enkelkinder schmerzlich vermissen. Der alte Körper ist tabu. Für das diesjährige RheinMain-Kurzfilmprogramm hat Programmkoordinatorin Sophie Brakemeier Filme gesucht, die mit diesen Stereotypen brechen und das weibliche Alter anders darstellen. Revenge of the Babushka, eben! Am Samstagvormittag werden sieben großartige Kurzfilme dazu aus Mittel- und Osteuropa in Anwesenheit der Filmemacher*innen gezeigt.

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Crack and the City
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Das Beste zum Schluss

29.04. | Filmtipp von Heleen Gerritsen

Jedes Jahr sichten die neuen Praktikant*innen in unserem Team gemeinsam Kurzfilme aus den Ländern Mittel- und Osteuropas – und wählen die wildesten, skurrilsten und lustigsten Filme aus für ein »Late Night Filmprogramm«. Der Name – Anarchoshorts – ist passend und die gleichnamige Sektion hat längst Tradition bei goEast.  Auch im Jubiläumsjahr entstand erneut eine überzeugende Auswahl. Mit dabei in diesem Jahr: »Crack and the City« aus Serbien oder »Stone of Destiny« aus Tschechien. Wild und unangepasst – »Anarchoshorts« eben …

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Seven Songs from the Tundra

28.04. | Filmtipp von Heleen Gerritsen

Als Teil unserer diesjährigen Hommage an Anastasia Lapsui und Markku Lehmuskallio, zwei Pionier*innen des indigenen Kinos der sibirischen Arktis, zeigen wir »Seven Songs from the Tundra«. Und zwar in unserem schönsten Festivalkino – der Caligari FilmBühne. Schillernde Kontraste zwischen schneebedeckten, endlosen Weiten und der üppigen, saisonal bedingten Vegetation der Tundra bilden die Kulissen für diesen ungewöhnlichen Film, in dessen Mittelpunkt das Nomadenvolk der Nenzen steht. Regisseurin Anastasia Lapsui, selbst gebürtige Nenzin, verwebt deren Legenden mit ihren eigenen Erfahrungen zu Geschichten, die das Leben ihres Volkes in sieben »Liedern« beschreiben. Die »Lieder« zeigen Opferrituale, eine Frau, die ihrem Kind vorsingt, oder Szenen, in denen die Auswirkungen des Sowjetkommunismus auf die uralte Gesellschaftsordnung der Nenzen treffen. »Seven Songs from the Tundra« ist der weltweit erste Spielfilm in der Sprache der Nenzen und wurde fast vollständig von Nenzen gemacht.

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Szerelempatak – munteres Lieben

27.04. | Filmtipp von Heleen Gerritsen

Omas, Babas, Babuschkas – Ältere Frauen stehen dieses Jahr ganz besonders im Fokus unseres Festivals.  Ältere Frauen in der Gesellschaft, auf der Leinwand, hinter der Kamera. Um sie geht es im gleichnamigen Symposium »Omas, Babas, Babuschkas. Gender & Ageing in Central and Eastern Europe« mit zahlreichen Panels und Vorträgen. Und um sie geht es auch in einer tollen begleitenden Filmreihe. Mein persönlicher Lieblingsfilm in dem von Asja Makarević, Andrea Virginás und Boglárka Angéla Farkas kuratierten Programm trägt den etwas kitschigen Titel »Stream of Love« (im ungarischen Original: »Szerelempatak«). Regisseurin Agnes Sos drehte ihn in einem transsilvanischen Dorf, wo nur noch ältere Menschen wohnen. Die Dorfbewohner*innen haben ein aktives Sex- und Datingleben und erzählen offen und humorvoll über ihre Erfahrungen, vergleichen früher mit heute und durchbrechen alle Stereotypen. Ágnes Sós ist übrigens nicht nur eine sehr gute Regisseurin, sondern auch die Festivalleiterin vom Budapest International Documentary Film Festival. 2019 war ich dort als Jurymitglied. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei der gemeinsame Besuch im berühmten Kiraly-Thermalbad – alle Festivalgäste waren eingeladen. Wenn ich noch etwas länger im Amt wäre, würde ich glatt einmal darüber nachdenken, ob man so etwas vielleicht auch bei goEast etablieren sollte … !

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Rückkehr der Yugoretten

25.04. | Filmtipp von Heleen Gerritsen

Seit November 2024 wird in Serbien dauerhaft gegen Korruption, Machtmissbrauch und gegen den autoritären Regierungsstil von Präsident Aleksandar Vučić protestiert. Vor allem Student*innen gehen massenhaft auf die Straße. Ganz anders war es am 11. August 1999, als eine Sonnenfinsternis angekündigt wurde. Während die ganze Welt das Ereignis feierte, blieben die serbischen Straßen leer, die Serbier*innen verbarrikadierten sich in ihren Häusern und sogar in Bunkern, aus Angst vor dem herannahenden Schatten. Nataša Urban verortet dieses Ereignis in der Geschichte Serbiens und findet damit in ihrem Film eine Metapher für die Psyche einer Gesellschaft, die sich nicht mit den dunklen Seiten der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen will. »The Eclipse« ist ein brillanter Essay-Film, präsentiert von den »Yugoretten«, dem Balkankünstlerinnen-Netzwerk um Schauspielerin und Autorin Mateja Meded und Regisseur Boris Boris Hadžija. Beide führen im Anschluss an den Film ein Gespräch mit Nataša Urban.