Links: Amerikas trauriger Bär | Rechts: die Hülsen mit den Namen und dem Alter der Opfer
Quelle: Barbara Walzer / Patricia Espinosa©

Kunststück | Patricia Espinosa

America’s trauriger Teddy Bear

Ein Fanal gegen US-»school shootings«

448 Schüsse sind seit 2012 an Schulen in den Vereinigten Staaten von Amerika gefallen. 448 Schaumstoff-Gewehrbolzen wird die mexikanische Künstlerin Patricia Espinosa mithilfe eines Spielzeug-Gewehrs auf die Fensterscheibe einer Galerie in Frankfurt abfeuern. 122 dieser Geschosse tragen Namen und eine Zahl. 122 Menschen – meist Kinder – sind bei den Schüssen in den USA getötet worden. Die Namen auf den Geschossen sind ihre Namen. Die Zahlen nennen das Alter, in welchem sie ums Leben kamen. Es sind selten große Zahlen geworden …

Die Geschosse formen einen Teddy Bären. »America’s Teddy Bear« nennt Espinosa ihre Ausstellung. Eine Ausstellung, die nur aus dieser einen Arbeit besteht. Und doch mehr erzählt als viele andere und größere Ausstellungen. Vor einem Jahr gingen Hunderttausende meist junge Menschen in Washington und in anderen Städten der USA auf die Straße(n), um gegen die Waffengläubigkeit in ihrem Land und unter ihren Politikern zu protestieren – und um diesen Wahnsinn an ihren Schulen zu stoppen. Espinosas Arbeit steht in deren Geiste.  Bereits im vergangenen Jahr hatte sie »America’s Teddy Bear« in zwei Galerien in Frankfurt-Bockenheim gezeigt. Sie ist – für sich gesehen – ein ebenso eindrucksvolles Zeichen wie der Marsch der Hunderttausende. Espinosa, selbst Mutter zweier Kinder, hat lange Zeit in Frankfurt gelebt. Davor und danach allerdings lebte und lebt sie in New York. Sie kennt dieses Amerika gut. Mit ihrer mehrfach wiederholten Arbeit will sie Flagge zeigen, an die sinnlosen Opfer dieser »school shootings« erinnern – und auch an die Täter, die in der Mehrzahl selbst Amok laufende Jugendliche waren. Und damit auch nicht zuletzt darauf aufmerksam machen, wie oft Kinder und Jugendliche Einsamkeit und Ängsten, Verletzungen und Diskriminierungen ausgesetzt sind und wie oft sie mit diesen alleine gelassen werden. Espinosa legt den Finger damit in gleich mehrere Wunden des Landes, das sie auch ein Stück weit als das ihre sieht (loe).