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Große Bühne für die Kultur: Premiere im Sommerbau auf der Grenze zwischen Offenbach und Frankfurt
Quelle: Niko Neuwirth / Mousonturm©

Impulse für Kultur [5]

Ins Freie mit Freien

Gastkommentar von Ina Hartwig

Kultur findet im zweiten Corona-Sommer zu einem großen Teil draußen statt. Auch Frankfurt hat dafür einen eigenen »Kultursommer« aufgelegt: mit Sommerwerft, Sommerbau und vielen weiteren großen und kleineren Open-Air-Akzenten. Dass das aber nicht nur dem Publikum, sondern auch der gebeutelten Freien Szene dienen soll, darüber schreibt im fünften Teil der »Impulse für Kultur« Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig. 

Der Sommer bringt die Kultur zurück: Vom Theater im öffentlichen Raum über Musik in Hinterhöfen bis zu Installationen im Park – in den nächsten Monaten werden in der gesamten Stadt Veranstaltungen aller Kunstsparten stattfinden. Besonders ans Herz legen möchte ich allen einen Besuch der neuen Sommerbau-Freilichtbühne, die nach dem Vorbild von Shakespeare ́s Globe Theatre erbaut wurde und zwischen Frankfurt und Offenbach steht – zum Beispiel zum Sommerbau-Clubabend am 19. August. Theater unter freiem Himmel gibt es auch im Hinterhof des Gallus Theaters und auf der »Sommerwerft« am Main. Das beliebte »Stoffel-Festival« des Stalburgtheaters ist nach einem Jahr Pause zurück – diesmal über die ganze Stadt verteilt, im Garten der Stalburg oder auf dem Dach des »Alexander am Zoo«. Kinofreund*innen lockt derweil das Open-Air im Alten Polizeipräsidium oder das Dach auf dem Haus am Dom. Es gibt also viel zu entdecken und zu erleben in diesem Sommer rund um den Main.

Ein Teil davon findet im Rahmen des »Kultursommers Frankfurt Rhein Main 2021« statt, den das Kulturdezernat gemeinsam mit Partnern wie dem Mousonturm, den Vereinen Clubs am Main sowie Freitagsküche auf den Weg gebracht hat. Neben eigenen Mitteln fließen 500.000 Euro des Bundes in dieses Programm. Geld, das wir nicht nur aufwenden, um die Kultur dem Publikum zurückzubringen. Es ist auch eine Unterstützung für die Freie Szene. Corona bedeutete für viele Kulturschaffende einen Rückschlag, dessen Folgen bis heute nicht absehbar sind. Der Wegfall von Eintritten und begleitenden Einnahmen traf und trifft all diejenigen, die oft keine nennenswerten Rücklagen haben und mit ihrer Arbeit für das vielfältige kulturelle Leben unserer Stadt sorgen und das Rückgrat dieser vielen Veranstaltungen sind. Mit Hilfspaketen von Bund und Land sowie einem Notfallfonds des Kulturdezernates konnte einiges aufgefangen und das kreative Arbeiten während der Krise gesichert werden. Die Kulturszene bewies dabei großartige Kreativität, sie verlagerte Programme ins Digitale oder bereitete Projekte für nach der Krise vor. Viele Projekte setzten sich mit der aktuellen Situation, dem Zurückgeworfen-Sein auf sich selbst auseinander. Besonders im künstlerischen Umgang mit dem digitalen Raum haben sich neue Strukturen digitaler Kunst und Rezeption entwickelt – aber auch eine neue Zusammenarbeit. Kulturschaffende tauschten sich ohne größeren Aufwand über Landesgrenzen hinweg aus, gemeinsame Projekte wurden entwickelt und Besucher*innen konnten Veranstaltungen beiwohnen, zu denen sie sonst aus zeitlichen, finanziellen oder geografischen Gründen keine Möglichkeiten hatten. Diese neuen Strukturen gilt es nun weiterzuentwickeln – nicht in Richtung weiterer Selbstausbeutung der Kulturschaffenden durch kostenlose Darbietungen im Netz, sondern in Richtung einer sinnvollen Verwendung des Mediums Internet. Doch jetzt ist es auch an der Zeit, dass Projekte buchstäblich ans Tageslicht müssen. Der digitale Raum ersetzt nicht persönliche Begegnungen und das gemeinsame Erleben. Kultur muss auch raus – vor allem mit den vielen Ideen, die während Corona entstanden sind. Dafür ist ein solcher Kultursommer jetzt eine ideale Plattform, Kunst- und Kulturschaffende wieder mit dem Publikum zusammenbringen …