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Quelle: Prasanna Kumar • CC0 1.0 (s.u.)©

Kleine Kultur-Dates [5]

Muss nicht immer Simmel sein

Bücher auf Märkten, in Schränken und per Bus

Endlich geschafft. Der Frühling ist da! Und die Kultur – ist weg … Was bleibt, wären einsame Spaziergänge und innere Einkehr. Oder lesen. Oder beides verbinden? Der Bücherflohmarkt an der Bockenheimer Warte war früher – damals, zu der Zeit, als Universitäten noch geöffnet hatten – die erste Anlaufstelle meiner Spaziergänge durch die Stadt. Hier kam ich als Studentin in Berührung mit vielen Autor*innen, die ich nur durch die Leselisten der Seminare nicht kennen gelernt hätte (und die dort vermutlich auch nicht gern gesehen waren). Wo sonst kommt man diskret an Meisterwerke wie »Holzauge boxt sich durch« und »Es muss nicht immer Kaviar sein«? Kürzlich ist dieser Bücherflohmarkt abgebrannt. Wer nun schon traurig über die verlorene Anlaufstelle war, kann sich vorstellen, wie es den Betreibern ging. Daher hat das KFZ-Referat, das sein Büro ebenfalls an der Bockenheimer Warte unterhält, eine Spendenbox aufgestellt, um zu helfen, den Stand wieder aufzubauen. Auch Bücherspenden, die flohmarktgeeignet sind, werden gerne angenommen. Offenbar bereits erfolgreich. Mittlerweile kehren die Bücherkisten langsam wieder zurück …

Längst gibt es in der Stadt aber noch viel öfter die literarische Adaption von »Kunst im öffentlichen Raum«. Eine weitere Anlaufstelle sind Frankfurts Bücherschränke. Schon lange gehören sie zum Stadtbild und sind nicht selten daran schuld, dass man schwer bepackt nach Hause kommt. Egal ob in Bockenheim, in Bornheim oder im Bahnhofsviertel: Der nächste Bücherschrank ist nie weit entfernt. Eine Liste der Schränke findet man dankenswerterweise online auf den Seiten der Stadt Frankfurt. Offenbach kann dagegen mit Bücherschränken nicht wirklich aufwarten – dachte ich. Mir waren, bis ich diesen Text hier schrieb, nur zwei bekannt. Der erste befindet sich im Bürgerbüro, der zweite in der Hochschule für Gestaltung (2. Stock). Leider gibt es von der Stadt Offenbach selbst keine Auflistung der Schränke. Allerdings hilft hier die Website openbookcase.com weiter und zeigt vier weitere Schränke an. Wer in Entdeckerlaune ist und Lust auf eine längere Route durch Offenbachs Stadtteile hat, kann so gerne überprüfen, ob im Internet hierzu die Wahrheit steht. Und wer seine Tour noch mehr ausdehnen möchte, findet bei Wikipedia sogar eine Liste für ganz Hessen (auch wenn diese für Offenbach etwas hinterherhinkt). Womit Offenbach allerdings dienen kann, ist der Bücherbus der Stadtbibliothek. Die »Bibliothek auf vier Rädern« bringt laut Selbstbeschreibung bis zu 15.000 aktuelle Medien beinahe bis nach Hause und morgens direkt in die Schulen. Der Bücherbus fährt auch in Corona-Zeiten, natürlich unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln. Nur über die Osterferien wird eine kurze Pause eingelegt. Wer das Haus – egal, ob das in Frankfurt oder Offenbach – verständlicherweise gerade am liebsten gar nicht verlässt und nur alle paar Tage zum Einkaufen geht, sollte die Augen dennoch in der eigenen Nachbarschaft offen halten. Viele Menschen haben in den letzten Monaten endlich Zeit gefunden, zu Hause auszumisten und die aussortierten Bücher in Kisten vor die Tür zu stellen oder einzeln auch mal auf Parkbänke zu legen (letzteres global auch als »bookcrossing« bekannt). Es wäre nicht das schlechteste, das passieren könnte, wenn das zur neuen Frühlingstradition werden würde (stn.).