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Zukunftsbilder in der Diskussion
Quelle: Node©

NODE | TAGESTIPP

Zurück in die Zukunft

29.06. | Von Jeanne Charlotte Vogt

Die Science-Fiction-Autoren der 70er Jahre wären bestimmt maßlos enttäuscht, wenn sie sich die Welt von heute ansehen könnten. Die ausgedachten Zukünfte, die sie sich einst mit viel Fantasie ausgemalt hatten, sind vielfach nicht wirklich so eingetroffen. Es gibt immer noch Krankheiten, die man nicht mit einem Piecks in den Arm heilen kann. Es gibt immer noch Ungleichheit und Ungerechtigkeiten in dieser Welt. Und es gibt noch immer keine fliegenden Autos (schon die selbstfahrenden stellen die Industrie vor unüberschaubare Probleme), noch keine menschlich angehauchten Androiden (auch wenn manche Smartphone User zuweilen so wirken) und erst recht keine Städte oder Ausflugsziele auf dem Mars. Utopien und Zukünfte stehen deshalb im Zentrum des großen Performance-Abends am Donnerstag. Mit ihnen spielt das Kollektiv Neue Dringlichkeit aus der Schweiz. Deren Performance »Zurück in die Zukunft« macht einen Parforceritt durch Visionen und Hoffnungen der Vergangenheit, der Gegenwart und bei der Gelegenheit auch gleich schon mal der Zukunft, die sich das Kollektiv im Jahr 2070 imaginiert vorstellt … (jcv.).

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Quelle: Node©

NODE | TAGESTIPP

Weiter rauchen oder nicht?

28.06. | Von Jeanne Charlotte Vogt

»Life is Good for Now« – Der Titel des Films von Bernd Hopfengärtner und Ludwig Zeller klingt entspannt. Bedingt mag dies stimmen. Allerdings geht es in dem Film um die gewaltigen Datenmengen, die in Zeiten von Big Data über einen im Netz stehen und gesammelt werden. Und um die Forderung nach informationeller Selbstbestimmung und die Selbstverständlichkeit, alle Daten, die über erhoben werden, auch selbst einsehen, analysieren und verwenden zu können. Zum Beispiel im Wissen um die eigene »Halbwertszeit«. Wenn man – oder im Beispiel des Films: frau – weiss, dass ihr noch sieben Jahre bleiben, wenn sie sofort aufhört, zu rauchen. Oder vier, wenn sie es nicht macht. Und wenn sie dann selbst entscheidet, was sie macht. Hopfengärtner und Zeller wagen in ihrem Film spekulative und ungewöhnliche Blicke in die Zukunft und stehen Rede und Antwort beim Screening des Films, der vom Schweizer Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung in Auftrag gegeben wurde (jcv.).

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Aus: »El Ciudadano Ilustre / The Distinguished Citizen«
Quelle: Latido Films©

FFm. | Das Filmfestival

Das Wahre, Schöne, Gute …

28.03. bis 02.04. | Lichter zum Zehnten

Eigentlich klänge ja »Lichter lügt« irgendwie cool. Und der Intendant des Mousonturms, Matthias Pees, hätte dem einzigen großen – oder genauer: langsam groß werdenden – Filmfestival Frankfurts auch mit diesem Titel seinen Avantgarde-Palast als Festivalzentrum zur Verfügung gestellt. Doch irgendwie wollten die Jungs und Mädels vom »Lichter« zur zehnten Ausgabe eher dem Wahren, Schönen und Guten frönen. »Wahrheit«  heißt das Motto dieses Jahr; auch wenn dessen Ursprung natürlich die vielen Unwahrheiten (neudeutsch »Fake News«) unserer Zeit sind, wie Festivaldirektor Gregor Maria Schubert wahrheitsgemäß einräumt. Und so füllen die Macher/innen die Tage und diversen Spielstätten in Frankfurt und Rhein-Main nicht nur mit den gewohnten internationalen und regionalen Filmen, Kurzfilmen und Videokünsten (letztere rund um den mittlerweile renommierten »Lichter Art Award«), sondern auch mit zahlreichen hoffentlich schönen Filmen und guten Diskussionen rund um das Thema »Wahrheit« und dessen unschönen, aber gerade ziemlich modischen Zwilling »Unwahrheit«. Und um noch eins drauf zu setzen, widmet man sich erstmals auch dem wahr-unwahrsten Medium unserer Tage: der »Virtual Reality«, wiederum mit eigenen Veranstaltungen und Filmen …

Doch um der Wahrheit zum Zehnten mal die Ehre zu geben. »Das Lichter« hat sich mit den Jahren zu dem Festival für Filmkultur in Frankfurt gemausert (was mangels Konkurrenz allerdings wahrlich kein Kunststück ist). Mussten Schubert & Co. beim ersten Gastspiel an der Frankfurter Uni die Leinwände noch selbst aufbauen und die Gäste per Handschlag begrüßen, bespielen sie heute nicht nur den Mousonturm, sondern Kinos in ganz Frankfurt und Rhein-Main und erwarten wieder mindestens 10.000 Zuschauer. Und auch sonst ist alles wieder eine Nummer größer und fühlt sich noch mehr wie ein Filmfestival an. Schirmherrin ist Doris Dörrie (mit ihrem aktuellen, auch der Suche nach Wahrheit verpflichteten Film »Grüße aus Fukushima«). Zu sehen gibt’s gleich mehrere Berlinale- und eigene Highlights wie »Tiger Girl« oder (zur Eröffnung) »El Ciudadano Ilustre« sowie wieder zahlreiche Dokumentationen und eine üppige Auswahl an Kurzfilmen. Diesmal übrigens neben den internationalen und regionalen auch noch in einer neuen »nationalen Sektion«. Und im Gegensatz zu 2008 sind manche der Filme bereits jetzt ausverkauft. Apropos 2008. Bei einer Unwahrheit wurde Lichter doch ertappt. Das groß verkündete »Zehnjährige« 2017 ist eigentlich ein Neunjähriges. Das haben zehnte Festival-Ausgaben nämlich in der Regel so an sich. Doch wir wollen Lichter jetzt nicht unnötig noch mit der Wahrheit konfrontieren … (vss.).