Aus: »El Ciudadano Ilustre / The Distinguished Citizen«
Quelle: Latido Films©
Eigentlich klänge ja »Lichter lügt« irgendwie cool. Und der Intendant des Mousonturms, Matthias Pees, hätte dem einzigen großen – oder genauer: langsam groß werdenden – Filmfestival Frankfurts auch mit diesem Titel seinen Avantgarde-Palast als Festivalzentrum zur Verfügung gestellt. Doch irgendwie wollten die Jungs und Mädels vom »Lichter« zur zehnten Ausgabe eher dem Wahren, Schönen und Guten frönen. »Wahrheit« heißt das Motto dieses Jahr; auch wenn dessen Ursprung natürlich die vielen Unwahrheiten (neudeutsch »Fake News«) unserer Zeit sind, wie Festivaldirektor Gregor Maria Schubert wahrheitsgemäß einräumt. Und so füllen die Macher/innen die Tage und diversen Spielstätten in Frankfurt und Rhein-Main nicht nur mit den gewohnten internationalen und regionalen Filmen, Kurzfilmen und Videokünsten (letztere rund um den mittlerweile renommierten »Lichter Art Award«), sondern auch mit zahlreichen hoffentlich schönen Filmen und guten Diskussionen rund um das Thema »Wahrheit« und dessen unschönen, aber gerade ziemlich modischen Zwilling »Unwahrheit«. Und um noch eins drauf zu setzen, widmet man sich erstmals auch dem wahr-unwahrsten Medium unserer Tage: der »Virtual Reality«, wiederum mit eigenen Veranstaltungen und Filmen …
Doch um der Wahrheit zum Zehnten mal die Ehre zu geben. »Das Lichter« hat sich mit den Jahren zu dem Festival für Filmkultur in Frankfurt gemausert (was mangels Konkurrenz allerdings wahrlich kein Kunststück ist). Mussten Schubert & Co. beim ersten Gastspiel an der Frankfurter Uni die Leinwände noch selbst aufbauen und die Gäste per Handschlag begrüßen, bespielen sie heute nicht nur den Mousonturm, sondern Kinos in ganz Frankfurt und Rhein-Main und erwarten wieder mindestens 10.000 Zuschauer. Und auch sonst ist alles wieder eine Nummer größer und fühlt sich noch mehr wie ein Filmfestival an. Schirmherrin ist Doris Dörrie (mit ihrem aktuellen, auch der Suche nach Wahrheit verpflichteten Film »Grüße aus Fukushima«). Zu sehen gibt’s gleich mehrere Berlinale- und eigene Highlights wie »Tiger Girl« oder (zur Eröffnung) »El Ciudadano Ilustre« sowie wieder zahlreiche Dokumentationen und eine üppige Auswahl an Kurzfilmen. Diesmal übrigens neben den internationalen und regionalen auch noch in einer neuen »nationalen Sektion«. Und im Gegensatz zu 2008 sind manche der Filme bereits jetzt ausverkauft. Apropos 2008. Bei einer Unwahrheit wurde Lichter doch ertappt. Das groß verkündete »Zehnjährige« 2017 ist eigentlich ein Neunjähriges. Das haben zehnte Festival-Ausgaben nämlich in der Regel so an sich. Doch wir wollen Lichter jetzt nicht unnötig noch mit der Wahrheit konfrontieren … (vss.).