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Zwei großartig schlechte Schauspieler*innen
Quelle: Filmz©

FILM DES TAGES | FILMZ MAINZ

Schrecklich kultig

05.11. | Tagestipp von Tobias Kaltschmitt

»Die Bettwurst« ist ein Film, der vor allem eines tut: sich den Konventionen entziehen. Auf den ersten Blick eine schrille Trash-Schnulze mit übertriebenen Emotionen, schrecklichen Dialogen, absurden Charakteren sowie dem vielleicht schlimmsten Mannheimer Dialekt der Filmgeschichte. Auf den zweiten Blick kommt hinter aller Exzentrik eine scharfe und äußerst clevere Verspottung des spießigen Kleinbürgertums einer damals noch jungen Bundesrepublik zum Vorschein. »Die Bettwurst« ist eine von Rosa von Praunheim bewusst amateurhaft inszenierte Sozialsatire, getragen von den großartig schlecht spielenden Laiendarsteller*innen Luzi Kryn und Dietmar Kracht, die ohne Zweifel ein einzigartiges (und verdammt unterhaltsames) Seherlebnis der etwas anderen Art ist …

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Aus den Leben von fünf Schwestern
Quelle: Filmz©

FILME DES TAGES | FILMZ MAINZ

Drei Familiengeschichten

06.11. | Filmtipps von Ina Schimetschka

Auch im Dokumentarfilmwettbewerb bietet Filmz – Festival des deutschen Kinos in diesem Jahr den »mittellangen« Filmformaten eine Bühne. Dabei geht es diesmal um Familie und Erinnerung, um Abschied und Ankommen, um Versöhnung und Unabhängigkeit. In »Des Vaters Schweigen« von Mariella Santibáñez begibt sich Sylvia Salomon auf eine Spurensuche im Leben ihres verstorbenen Vaters. Erst nach dessen Tod erfuhr Sylvia, dass ihr Vater Jude war und die Schrecken des Holocaust überlebt hat. Wie gut kannte sie den lebensfrohen Menschen wirklich, der nie über seine traumatische Vergangenheit sprach? Stella Deborah Traub begleitet in »Bruder muss los« ihren eigenen Bruder, der kurz vor seinem Umzug nach Berlin steht. Dabei lässt er die ländliche Langeweile der bayerischen Provinz zurück, aber eben auch seine besten Freund*innen. Auch für den Film »Fünf Schwestern« wirken die Geschwister sowohl vor als auch hinter der Kamera mit. Aida, Johara, Jameela, Jehan und Noura sind 2015 aus Somalia nach Berlin geflohen –mittlerweile stehen sie teilweise kurz vor Abitur und Studium. Über drei Jahre filmten die jungen Frauen sich und ihren Alltag selbst und eröffnen damit einen intimen Einblick in eine Lebensrealität, die im Film bislang wenig Beachtung fand. Wer die Filme im Kino verpasst, kann sie übrigens bis zum 19.11.2023 noch im On Demand-Programm des Festivals sehen …

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Aus dem Film »Amok«
Quelle: GoEast / Balázs Turai©

GoEast Filmfestival | Der Tag

Kurz und anarchisch

28.04. | Tagestipp von Anita Buss

Sieben ganz besondere Kurzfilme in einer Stunde – Willkommen zu den »Anarcho Shorts«! Die wohl kuratierte Auswahl der diesjährigen »Live, laugh, love«-Edition präsentiert eine wilde Mischung aus Kurzfilmen – urkomisch, spannend und skurril. Farbenfrohe Animationen, experimentelle Collagen und fantasievolle Welten beleuchten das breite Spektrum des mittel- und osteuropäischen Filmemachens. Jeder Kurzfilm schöpft aus einem breiten Filmrepertoire und zeichnet sich vor allem durch einen anarchistischen Charakter aus. Hier gibt es keine Regeln: Ob bei einer rasanten Durchfahrt auf den leer gefegten Straßen Kiews, bei einem etwas anderen Zoobesuch oder der Flucht aus einem Gefängnis. Also zurücklehnen und berauschen lassen …

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Quelle: GoEast / Maja Weiss©

GoEast Filmfestival | Der Tag

Twin Peaks in Slowenien

30.04. | Tagestipp von Heleen Gerritsen

Erinnert sich jemand noch an das Manifest »50/50«, das sich um das Jahr 2020 herum für Geschlechter-Parität vor und hinter den Kameras eingesetzt hatte? Zu den Unterzeichner*innen gehörten die großen A-Festivals, wie Cannes und Venedig. Ob die 50-Prozent-Quote jemals erreicht wurde, mag jede/r gerne selbst überprüfen – Cannes hat gerade die Programme veröffentlicht (in denen übrigens auch Osteuropa arg unterrepräsentiert ist). GoEast hat dieses Manifest nicht unterschrieben, die Quote halten wir trotzdem ein: im Wettbewerb und im Gesamtprogramm. In der Matinee zeigen wir in diesem Jahr den ersten Film aus Slowenien, der jemals von einer Frau gedreht wurde. Im Jahr 2002! Better late than never, könnte man sagen! »Varuh Meje – Hüter der Grenze« von Maja Weiss ist ein Mysterie-Thriller mit queerfeministischen Elementen, mit einer unterschwelligen Sexualität und einem schrägen Humor. Im Mittelpunkt stehen drei Studentinnen, die gemeinsam Urlaub machen. Der Synthesizer Soundtrack, das Setting am Kolpa-Fluß mit seinen bergigen Schluchten an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien und die männlichen Macho-Figuren erinnern irgendwie an »Twin Peaks«. Der Film bietet Stoff zum Nachdenken, ist aber auch wahnsinnig unterhaltsam. Und: Er war seiner Zeit auf jeden Fall weit voraus …

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Quelle: GoEast / Inna Sahakyan©

GoEast Filmfestival | Der Tag

Lieber unbekannt geblieben …

26./27.04. | Tagestipp Marta Moneva-Enchev

Die 23. Ausgabe von »goEast« eröffnet mit dem Film »Aurora’s Sunrise«, dessen deutscher Titel »Aurora – Star wider Willen« lautet. Und weil er, wie es sich für einen Eröffnungsfilm gehört, besonders gut ist, gibt es ihn auch am ersten vollen Tag des Festivals gleich nochmals zu sehen. Auch für mich persönlich ist dieser Film ein besonderes Highlight. Dieses Jahr hat das Festival ein großes Animationsprogramm, in dem »Aurora’s Sunrise« nochmals wie ein Kronjuwel leuchtet. Der Film beschäftigt sich mit dem Genozid am armenischen Volk in den 1910er Jahren. Die armenische Regisseurin Inna Sahakyan hat sich auf Spurensuche in der Zeit begeben, als der grauenhafte Völkermord verübt wurde. Und eine bemerkenswerte Zeitzeugin und ihr Zeitzeugnis entdeckt: Die damals junge Armenierin Arshaluys Mardigian überlebte diese Zeit und schaffte die Überfahrt in die USA, wo sie schon bald ihre Autobiografie veröffentlichte. Bereits 1919 wurde das Buch in Hollywood aufgegriffen und unter dem Titel »Auction of Souls« verfilmt. Der Stummfilm erzählte den Überlebenskampf Arshaluys Mardigians. Auch spielte sie selbst die Hauptrolle. Damals war der Film ein Box Office Hit, von dem aber leider nur Bruchstücke erhalten sind. Dieses Archivmaterial kombiniert die Regisseurin mit Animationen und rekonstruiert in diesem anspruchsvollen Mix jene Geschichte des Genozid, die bis in die heutigen Tage relevant ist …