Die 20 digitalsten Städte der Republik
Quelle: Bitkom©

Urban.21 | Digitale Städte

Rhein-Main – ziemlich unsmart

Nur eine Digitalstadt und dann lange nichts

Wie digital ist Deutschland? In Corona-Zeiten kommt dieser Frage eine immer größere Bedeutung zu. Kann man Behördengänge von zu Hause erledigen? Ist das Internet auch für das Home Office stabil genug? Ein wichtiges Barometer für diese Frage ist das »Smart-City-Ranking« des Digitalverbandes Bitkom. Das stimmt in Sachen Rhein-Main allerdings ziemlich nachdenklich. 

Die gute Nachricht zuerst: Darmstadt steht bundesweit in Sachen Digitalisierung an vierter Stelle. Die nicht ganz so gute Nachricht: Unter den Großstädten im Rhein-Main-Gebiet ist Darmstadt die einzige, die es aktuell unter die Top-20 des Bitkom-Smart-City-Rankings geschafft hat. Der Digitalverband macht alljährlich eine Untersuchung, wie fit etwa Verwaltung, Verkehr oder auch die Bevölkerung der Städte rund um das Internet hierzulande sind. Nun ist Digitalität nicht alles, was eine lebenswerte Stadt ausmacht. Und ob es intelligente Mülltonnen (ein Kriterium der Studie) braucht, sei auch einmal dahingestellt. Doch Behörden, bei denen »Behördengänge« eher das Wort für Korridore ist, Bahnen, bei denen Abfahrtszeiten auf die Minute genau an der Haltestelle vorhergesagt werden, oder mobile Datennetze, die im Home Office nicht dauernd aussteigen, sollten schon langsam die Mindest-Anforderung an modernes Leben sein – besonders im Corona- und vor allem im Lockdown-Zeitalter.

Da macht offenbar Darmstadt seinem Namen als »Digitalstadt« tatsächlich alle Ehre. Zum Beispiel mit Online Check-ins und Gebäude-Navigation im Krankenhaus oder mit einer zentralen urbanen Datenplattform. Außerdem gibt es in der Stadt Bodycams für die Feuerwehrleute und Drohnen-Unterstützung für Rettungsdienste. Wobei Darmstadt – auch das verrät die Statistik – nichts besonders, aber alles ziemlich gut macht. Nur Hamburg, München und Köln sind da noch besser. Apropos Hamburg, München und Köln: In dieser Liga spielt angeblich auch Frankfurt. Die Mainmetropole rühmt sich gerne als Bankenstadt, Verkehrs- und Digitalknotenpunkt. Doch »smart« sind offenbar andere. Zum Beispiel Bochum, Freiburg, Ulm oder gar Osnabrück, die es in diesem Jahr allesamt locker in die Top-20 geschafft haben. Selbst Berlin, von dessen Flughafen man mittlerweile sogar wegfliegen kann, liegt noch vor »Mainhattan«. Und warum hinkt Frankfurt so deutlich hinterher, dass es lediglich zu Platz 25 gereicht hat? Was fehlt, erschließt sich aus den Tabellen der Bitkom leider nur mühsam. Man kann es aber ahnen, wenn es etwa in Bereichen wie »Smart Waste« oder »Smart Grid« (intelligente und nachhaltige Stromnetze) stolze null Punkte gab. Auch das Wort »Pilotprojekte« scheint man in Frankfurt bisher eher mit Flughafen zu verbinden. Die volle Punktzahl erbrachte übrigens das Stichwort »Parken«. Aufschlussreicher ist das Nachlesen bei den Städten, die vor Frankfurt liegen. Dort findet sich etwa eine App, die aus allen Verkehrs- und Sharing-Angeboten die schnellste Route und das passende Ticket findet – und bei Bedarf auch noch bucht (Hamburg). Oder Paketzustellungen per E-Bike (Osnabrück) und intelligente Bewässerungssysteme für das städtische Grün (Duisburg). In Leipzig kümmert sich die Stadt mit »Hardware for Future« sogar darum, dass weniger Menschen digital abgehängt werden. Wobei smart aber nicht nur digital sein muss. Auch E-Fahrzeuge, Sharing-Angebote und Energie-Lösungen spielen eine Rolle. Beim Nachlesen könnte man im Magistrat vielleicht die eine oder andere Anregung finden. Übrigens auch in Wiesbaden (28.), Mainz (36.) oder Offenbach (66.). Deutlich fitter scheint man da am Rande von Rhein-Main zu sein: etwa in Heidelberg (10.) oder Mannheim (16.). Ach ja: Und was macht Frankfurt so in Sachen Digitalisierung? Die Stadt legte kürzlich mal einen Entwurf »Gesamtstädtische Digitalisierungsstrategie« vor. Da steht zum Beispiel schon mal drin, welche Pilotprojekte man gerne mal machen möchte und wie viel Zeit welche App braucht, bis sie programmiert ist. 14 Pilotprojekte sind es übrigens, und das Programmieren einer App dauert im Schnitt zwei bis vier Jahre. Eines kann man mithin seither zumindest nicht mehr behaupten: dass Frankfurt keinen Plan hätte … (vss.).