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Erste Eindrücke aus Offenbach UNDer construction
Quelle: Vlada Shcholkna©

Orte & Menschen

UND los geht’s

Offenbacher Wohnzimmer

Offenbach – Glaubt man dem Oberbürgermeister, hat die Stadt vor allem drei Probleme: das Image, die Innenstadt, das Internet. Das mit dem Image muss man nicht erklären, sonst hätte Offenbach das Problem nicht. Das mit der Innenstadt hat die kleine Main-Metropole zumindest nicht exklusiv, aber offensichtlich recht extensiv. Und das Internet? Macht der OB als Grund für das mit der Innenstadt aus. Nun hat Offenbach aber auch die HfG – und kurze Wege in der Stadt. Die HfG – Hochschule für Gestaltung – macht denn mal kurz ihrem Namen Ehre, bündelt Kunst, Kompetenzen und Kreativität, und schafft mit dem wichtigsten Wort in diesem Dreiklang einen Ort, um die drei Probleme eben damit anzugehen. Das wichtigste Wort? Das »UND«. Das »UND« ist für die kommenden acht Wochen das »Wohnzimmer Offenbachs«. Wer daran vorbeiläuft, merkt erstmal fast nichts. »UND« sieht aus wie Offenbach: ein Ladenlokal, orientalische Teppiche, Hocker und Sofas, chinesische Lampions, Plastikflaschen, Bücherregale mit dem Charme einer Bücherstube, ein Kitschshop und Kioskware – vorzugsweise offenbacherisch multikulturell. UND nun? Soll in und um dieses Offenbacher Biotop in den kommenden acht Wochen Leben einziehen: Kino, Konzerte, Lesungen, Gespräche, Essen, Trinken, Shopping, Workshops, Kinderspiele, Kunstaktionen. Auch Ungewöhnliches wie das Befreien von Schachfiguren. Ein Plan? Bedingt. Offen von Donnerstag bis Sonntag, drinnen UND – pardon, »und« an dieser Stelle – auf dem Platz davor. Alles weitere sollen Menschen aus Offenbach und Umgebung (womit auch der Vorort Frankfurt gemeint ist) mitbringen. Eigene Kunst, Kinder, aber vor allem Ideen, Fähigkeiten, Erfahrungen, also Kompetenzen und Kreativität aus allen Kulturen und Schichten der Stadt. Ein offener Ort für eine offene Stadt, so die Studierenden, die in den kommenden Wochen dafür verantwortlich sind. »UND« soll mithin ein Umschlagplatz für Ideen werden und soziales Kapital der Stadt, ihrer Umgebung und der Menschen heben. Ein großangelegtes Experiment, das Stadt, Hochschule und Bürger*innen zusammenbringen und im Idealfall dafür sorgen soll, dass der OB demnächst andere Probleme hat. Erster Eindruck: Könnte funktionieren. Falls doch nicht, dürfte es zumindest ein spannendes Innenstadt-Festival über acht Wochen hinweg gewesen sein. Ach ja, Frankfurt diskutiert derzeit auch viel über die Gestaltung solcher Festivals … (vss.).