©
Sehr persönlich kommt der Hopper schon in der Werbung auf seiner Website daher
Quelle: kvgOF / Website Screenshot©

On-Demand-Busse

Hopper – Lückenfüller und mehr

Beliebtes Zusatzangebot in Rhein-Main

Sie heißen »Hopper« oder »HeinerLiner«. Andere nennen sich »Emil«, »Knut«, »Carlos« oder auch »Colibri«. In weiten Teilen des Rhein-Main-Gebietes sind die rmv-Kleinbusse »on-demand« (also »auf Anfrage«) unterwegs, um Menschen nebst Bahnen und Bussen noch etwas passgenauer von da nach dort zu bringen – zumindest über kurze Strecken. Beim größten Anbieter, dem »Hopper« im Kreis Offenbach, sind wir im Städtchen Neu-Isenburg öfter mal mitgefahren … 

»Mein Freund hat bestellt. Ich bin die Sandra«. Der Fahrer sammelt die junge Frau, die beim Einsteigen nur kurz die Stöpsel aus dem Ohr nimmt, am Stadtrand auf dem Parkplatz eines Supermarkts ein. Er wusste eigentlich schon, wer ihn erwartete. Er kennt den Freund, der oft bucht, um selbst zwischen den Vororten Gravenbruch und Zeppelinheim zwischen seinem Zuhause und dem der Freundin zu pendeln. Manches Mal buche er aber auch für die Freundin, um auch ihr abseits der zuweilen etwas großflächig getakteten Buszeiten zwischen Kernort und den beiden Ortsteilen ein Fort- und vor allem abends ein gutes Nach-Hause-Kommen zu ermöglichen. Gebucht ist in der Tat schnell, wenn man sich zuvor im System registriert und eine Zahlungsweise hinterlegt hat. In der Regel loggt man sich dann mit dem Smartphone ein (es gibt auch Telefonbuchung), gibt Start und Ziel innerhalb eines bestimmten Gebietes ein und bekommt dann den Abholpunkt mitgeteilt. Rund 200 Meter, so hört man vom Betreiber, sind die Haltepunkte meist voneinander entfernt. Vor die Haustür wird Sandra also nicht gefahren. Aber zumindest nicht weit davon entfernt wird sie aussteigen – und an diesem Nachmittag von ihrem Freund abgeholt werden. Der Fahrer lächelt kurz. Mit dem Freund hat er sich schon oft bei den Fahrten  unterhalten.

Seit fünf Jahren gibt es den Hopper nun in der Region. Gestartet wurde er damals im etwas ländlicheren Ostkreis des Kreises Offenbach. Nach und nach kamen alle Gebiete des Landkreises hinzu (Um den klassischen Busverkehr aber nicht zu konkurrenzieren, sind die Gebiete untereinander nicht verbunden). Vor einem Jahr folgte die 40.000-Menschen-Kleinstadt Neu-Isenburg. Im Stadtgebiet lässt sich dort vieles leicht zu Fuß erledigen. Doch vom Bahnhof am westlichen Stadtrand und von der Endstation der Frankfurter Straßenbahn im Norden hat man nicht immer einen guten Busanschluss. Ähnlich sieht es zu und zwischen beiden Ortsteilen etwas »draußen im Wald« aus. So sind auch dies bei den zufälligen Probefahrten im Stadtgebiet wohl die beliebtesten Strecken. Doch nicht selten steigen auch Menschen, vornehmlich ältere, mit ihren Einkäufen zu. Auch bei Jugendlichen scheint das Angebot sehr beliebt zu sein. Sie fahren vor allem in Gruppen mit, vor allem am Wochenende und abends. Ob es dabei immer nur darum geht, wie ursprünglich beabsichtigt, Lücken zu schließen und die berühmte letzte Meile zu überbrücken, sei einmal dahingestellt. Oft verschwimmen die Grenzen, lässt ein junges Paar sich gleich von der Haustür an drei Busstationen vorbei zur Straßenbahn Richtung Frankfurt bringen oder lassen sich die drei am Bahnhof aufgesammelten Schülerinnen direkt zur Party neben der Hugenottenhalle nebst Bushaltestelle fahren. Immerhin haben sie sich vorher noch kurz die Frage gestellt: »Nehmen wir den Hopper oder warten wir auf den Bus?« …

So oder so: Der Hopper und seine aus unerfindlichem Grunde praktisch durchweg männlich klingenden Geschwister wie Knut, Emil, Carlos oder HeinerLiner in anderen Teilen des Rhein-Main-Gebietes entwickeln sich zu einer sehr beliebten Ergänzung zu den klassischen Bussen und Bahnen in der Region. Zwei Millionen Fahrgäste haben die verschiedenen Betreiber in den letzten Jahren im gesamten rmv-Gebiet mittlerweile transportiert; allein die Hälfte davon fuhr im Kreis Offenbach mit dem Hopper. Ein Grund für die Beliebtheit dürften auch das vielfach einfache Handling und das Preismodell sein. Beim Hopper etwa kostet die Fahrt im engeren Isenburger Stadtgebiet meist einen Euro, wenn man eine Zeitkarte wie etwa das Deutschlandticket vorweisen kann (sonst in der Regel drei Euro). Für etwas weitere Strecken über fünf Kilometer fallen 30 Cents mehr pro Kilometer an. Für Sandra zahlte ihr Freund etwa 1,60 Euro. Mitgebuchte Mitfahrer*innen zahlen ebenfalls den Preis von einem Euro plus gegebenenfalls Kilometerzuschlag. Die Städte und Gemeinden sehen dies als oft wichtige Ergänzung zu den Bus- und Bahnlinien an, zum Ausgleich wenig ausgelasteter Strecken, zur Überbrückung »letzter Meilen« und zu entlegenen Ecken, für etwas mehr Komfort, aber durchaus auch für mehr Sicherheit etwa in den Abendstunden. Eine Stadt wie Neu-Isenburg lässt sich dies über Umlagen immerhin rund 115.000 Euro im Jahr kosten. 5.000 Fahrgäste wurden dort zuletzt pro Monat (im Juli) registriert. Bis zu acht Fahrzeuge sind dafür gleichzeitig im Einsatz. Ausgebaut wird das Angebot, das im gesamten Kreis mittlerweile rund 25.000 Menschen nutzen, auch immer noch. Mittlerweile gibt es etwa in jedem Gebiet mindestens einen Hopper, der auch Rollstuhlfahrer*innen mitnehmen kann (muss bei der Buchung angegeben werden). Langfristig gesichert ist der Hopper allerdings nicht. Immer wieder wird evaluiert und neu entschieden. Doch die wachsenden Kund*innen-Zahlen und die Beliebtheit bei den Mitfahrenden während der Probefahrten sind zumindest gute Argumente für einen Fortbestand. Und zuweilen liefert »das System« selbst noch den einen oder anderen Grund hinzu. Wenn man als Neu-Isenburger*in nach mehreren S-Bahn-Ausfällen oder auch nur den fast regulären Verspätungen derselben mitten in der Nacht am Bahnhof mal wieder aus der Ferne die Rücklichter des planmäßigen Busses »in die Stadt« gesehen hat, wird man/frau schnell zur/m Befürworter*in eines solchen Zusatzangebotes. Und gewöhnt sich schon zuweilen daran, ihn bereits aus der auf der Strecke befindlichen und mit dem berühmten »anderen Zug« auf dem »vor uns liegenden Streckenabschnitt« ringenden Bahn direkt per App zu bestellen. Zumindest, wenn es die Bahn schafft, bis kurz vor 2 Uhr nachts, dem Beginn der Betriebspause des Hoppers bis 5 Uhr morgens, noch einzutreffen … (vss./sfo.).