Sehr persönlich kommt der Hopper schon in der Werbung auf seiner Website daher
Quelle: kvgOF / Website Screenshot©

Region | On-Demand-Busse

Hopper – Lückenfüller und mehr

Ein beliebtes Zusatzangebot in Rhein-Main

Sie heißen »Hopper« oder »HeinerLiner«. Andere nennen sich »Emil«, »Knut«, »Carlos« oder auch »Colibri«. In weiten Teilen des Rhein-Main-Gebietes sind die rmv-Kleinbusse »on-demand« (also »auf Anfrage«) unterwegs, um Menschen nebst Bahnen und Bussen noch etwas passgenauer von da nach dort zu bringen – zumindest über kurze Strecken. Beim größten Anbieter, dem »Hopper« im Kreis Offenbach, sind wir im Städtchen Neu-Isenburg öfter mal mitgefahren … 

»Mein Freund hat bestellt. Ich bin die Sandra«. Der Fahrer sammelt die junge Frau, die beim Einsteigen nur kurz die Stöpsel aus dem Ohr nimmt, am Stadtrand auf dem Parkplatz eines Supermarkts ein. Er wusste eigentlich schon, wer ihn erwartete. Er kennt den Freund, der oft bucht, um selbst zwischen den Vororten Gravenbruch und Zeppelinheim zwischen seinem Zuhause und dem der Freundin zu pendeln. Manches Mal buche er aber auch für die Freundin, um auch ihr abseits der zuweilen etwas großflächig getakteten Buszeiten zwischen Kernort und den beiden Ortsteilen ein Fort- und vor allem abends ein gutes Nach-Hause-Kommen zu ermöglichen. Gebucht ist in der Tat schnell, wenn man sich zuvor im System registriert und eine Zahlungsweise hinterlegt hat. In der Regel loggt man sich dann mit dem Smartphone ein (es gibt auch Telefonbuchung), gibt Start und Ziel innerhalb eines bestimmten Gebietes ein und bekommt dann den Abholpunkt mitgeteilt. Rund 200 Meter, so hört man vom Betreiber, sind die Haltepunkte meist voneinander entfernt. Vor die Haustür wird Sandra also nicht gefahren. Aber zumindest nicht weit davon entfernt wird sie aussteigen – und an diesem Nachmittag von ihrem Freund abgeholt werden. Der Fahrer lächelt kurz. Mit dem Freund hat er sich schon oft bei den Fahrten  unterhalten … (weiter lesen).


Nicht nur Tiere finden die kleine Floßinsel interessant
Quelle: Guillaume Bontemps / Ville de Paris/Presse©

Blaupausen | Bürgerbudgets

Die eigene Stadt mitgestalten

Franzosen entscheiden direkt mit über Etats

Ob ein Floss oder eine Insel – Das mögen die Betrachtenden entscheiden. Auf jeden Fall beleben die 35 grün-braunen Quadratmeter, die auf dem kleinen Ourcq-Kanal in Paris am Ufer angedockt haben, den Fluss vielfältig. 350 Uferpflanzen sind darauf zu Hause – und mittlerweile nistende Vögel, zahllose kleine Krebse, Muscheln und allerlei sonstiges sichtbares und unsichtbares Getier. Das »radeau végétalisé«, das hier der Umwelt und den Menschen dient, ist nur eines von rund 850 Umwelt-Projekten, welche in Paris in den letzten zehn Jahren mit dem »Budget Participatif« realisiert wurden. Ein Budget, das seit 2014 jährlich rund eine halbe Million Euro für Investitionen zur Verfügung stellt, über welche die Bürger*innen der Metropole selbst entscheiden können.

»Bürgerbudgets« – eine Idee, die vor allem in südeuropäischen Ländern immer mehr Furore machen. Allein in Spanien wurden im letzten Jahr rund 476 Millionen Euro der Entscheidung der Spanier*innen überlassen. In Frankreich werden allein in Paris jedes Jahr rund 80 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Dort und in Italien gab es schon im letzten Jahrhundert Möglichkeiten für Steuerzahlende, einen Teil ihrer Steuern quasi selbst in bestimmte Projekte oder für bestimmte soziale Zwecke zu bestimmen. Allüberall ist das Argument das gleiche: Die Bürger*innen direkt über einen Teil ihres Geldes mitentscheiden zu lassen. Das »Budget Participatif« in Paris etwa ist seit 2024 ein Bürgeretat, über den die Einwohner*innen selbst entscheiden können. Erst reichen sie über eine Online-Plattform Projekte ein (in der Regel eine vierstellige Zahl), aus denen die Verwaltung meist mehrere Hundert realisierbare Vorschläge auswählt und budgetiert. Sodann können die Bürger*innen das vorhandene Geld verteilen. In diesem Jahr standen im September 235 Projekte zur Verfügung: von der Renovierung einer kleinen Kirche bis zu einer Sozialkantine. Im vergangenen Jahr wurden bei einer ähnlichen Zahl von Vorschlägen letztlich von 137 622 Pariser*innen 114 Projekte für rund 83 Millionen Euro auf den Weg gebracht. In Deutschland stehen vergleichbare Budget-Beteiligungen von Bürger*innen übrigens vielfach noch am Anfang. Die üppigsten sind wohl jene in Leipzig und Mannheim, wo man die Beteiligten über etwa eine halbe Million Euro mitwirken und abstimmen lässt … (sfo.).

Guillaume Bontemps / Ville de Paris/Presse©
Chris Kircher, eine der Gründerinnen, hier zwischen Nutzen, Machen und Wissen
Quelle: Alexandra Flieth©

Möglichmacher*innen | Gemüseheldinnen

Von Städter*- zu Gärtner*innen

Aktiv in Markt-, Wald- und Mirabellengärten

An diesem Morgen ist es ruhig in den Gärten der »GemüseheldInnen Frankfurt«, hier in der »Grünen Lunge«, einem ihrer Refugien nur wenige Schritte vom Günthersburgpark entfernt. Selbst im nun beginnenden Herbst gedeihen in den Gärten verschiedene Gemüse wie Salate, Auberginen, Paprika und Kräuter. Setzlinge von Feldsalat wurden gerade erst eingepflanzt und können bald abgeerntet werden. »Der Market Garden, in dem wir hier stehen, folgt dem Vorbild der Pariser Marktgärtnerinnen aus dem 19. Jahrhundert, die eine ganze Stadt mit Gemüse versorgt und dabei rein auf Wissen und Handarbeit gesetzt haben«, erzählt Chris Kircher, eine der Gründerinnen der GemüseheldInnen. Beim »Market Gardening« seien die Beete normiert und die Bepflanzung sehr dicht, wodurch der Boden zwar geschützt, der Ertrag pro Quadratmeter aber trotzdem maximiert werden könne. Damit sei es für jedermann/jederfrau im Prinzip möglich, bereits kleinste Flächen zu bewirtschaften, auch weil der Einsatz von Maschinen fehle und damit Investitionskosten niedrig wären.

Wer in die »Grüne Lunge« am Günthersburgpark kommt, findet meist zweierlei: einerseits ein üppiges grünes Refugium und lebendiges Biotop, andererseits aber auch viel geteiltes Wissen und zahlreiche Anregungen für eigenes (Mit-) Tun. Was 2019 mit der Idee begann, städtische Landwirtschaft nach Frankfurt am Main zu bringen sowie in Gemeinschaft nach den Prinzipien von Permakultur und Market Gardening eigenes Gemüse anzubauen, hat sich mittlerweile zu einer Bewegung in der Mainmetropole entwickelt … (mehr lesen).


Selbst ist der Mensch - selbst mitten in Frankfurt
Quelle: GemüseheldInnen©

Orte & Menschen | Stadtfarm

Tunnelblick für gutes Gemüse

Stadtfarm - gemeinsame (Sehr-) Nahversorgung

Der Herbst ist eingezogen auf dem rund 4.500 Quadratmeter großen Gelände der Stadtfarm in Frankfurt-Sachsenhausen. In den »Tunneln«, die gleich am Eingang stehen und die Funktion von Gewächshäusern haben, blüht und wächst es trotz der kühleren Temperaturen: Auberginen reifen am Strauch und die letzten Tomaten für dieses Jahr warten darauf, gepflückt zu werden. »In Gemeinschaft für die Gemeinschaft Gärtnern« lautet nicht nur das Motto der »GemüseheldInnen«, die die Stadtfarm betreiben. Es ist auch die Grundlage des Konzeptes, mit dem die Aktiven das Gärtnern nach den Prinzipien von Permakultur und Market Garden, also dem Gemüseanbau auf kleiner Fläche, vermitteln wollen.

Das Gelände hat der Verein GemüseheldInnen von der Stadt gepachtet und es gibt viel zu tun, an dem sich Interessierte beteiligen können. »Wir haben feste Teams und bieten auch die Möglichkeit, sich an bestimmten Sonntagen auf dem Gelände mit einzubringen und zu gärtnern«, erklärt es Chris Kircher, praktisch von Anfang an dabei bei den Held*innen. Eine Mitgliedschaft im Verein sei aber kein Muss. Kircher gibt auf der Stadtfarm auch Kurse zu verschiedenen Themen wie »Kompostieren« oder »Stecklinge« und ist Teil des Teams, das Interessierte zu »Stadtfarmer*innen« ausbildet. Die verschiedenen Module dieser Ausbildung, die allerdings kostenpflichtig ist, werden monatlich über einen Zeitraum von einem Jahr an den Wochenenden angeboten. Das Angebot richtet sich besonders an Interessierte, die in Frankfurt, aber auch anderen Orten ähnliche Projekte realisieren oder die vermittelten Prinzipien in ihrem eigenen Garten umsetzen möchten.

Ein zentrales Projekt auf der Stadtfarm ist derzeit das Anlegen eines großen Teiches: der Aushub ist bereits gemacht und die Teichfolie in Eigenarbeit verlegt. Im kommenden Jahr soll der Teich zu einem Biotop für Insekten, Amphibien und Pflanzen werden. Auf der Stadtfarm geht es nämlich vor allem um das Gärtnern im Einklang mit der Natur und um die Idee, mit dem richtigen Pflanzkonzept nachhaltig über das Jahr verteilt saisonal und regional Gemüse zu ernten – auch und eben besonders in der Stadt (alf.).

Best of | Gärten

Grüne Lungen

Ausgewählte Grünanlagen

Im Sommer luden wieder einmal Offene Gärten, Gartenpforten oder Grünanlagen landauf, landab zur Stippvisite ein. In der Region wohl am berühmtesten sind die Offenen (Privat-) Gärten in Buchschlag und die Offenen (Wild- und Schreber-) Gärten in der »Grünen Lunge« in Frankfurt. Beide öffneten Mitte Juni ihre Gartentürchen. Eine sehr charmante Abwandlung oder auch Ausweitung dieser Idee sind die »Blühenden Gärten«, welche der Regionalverband und die Kulturregion FrankfurtRheinMain initiiert hatten. Es ist dies zum einen ein offener Fotowettbewerb, für den die schönsten grünen Oasen der Region eingereicht werden können. Gekürt wurden sodann je fünf »Gewinnergärten« in den Kategorien Private Gärten, Private Balkone und Städtische Grünflächen. Besonders wichtig nur: klimabewusst und insektenfreundlich sollten sie sein. Aus den Gewinnergärten wurde dann eine Veranstaltungsreihe: Zu Besuch in den Blühenden Gärten. Bürger*innen konnten sich anmelden, einige der Plätze und Gärten (Balkone waren ausgenommen) zu besuchen, sie zu genießen und auch ein Stück weit aus ihnen zu lernen. Denn zu lernen gibt es in diesen Oasen der Artenvielfalt vieles. Bestes Beispiel der mehr oder minder blühende Garten war jener in Kelkheim, in dem es auch ein »Sandarium« zu sehen gibt. Es dient (auch) in der Erde lebenden Insekten wie Wildbienen als willkommenes Zuhause. Und man sieht gerade dort: Grün muss nicht immer grün sein, um grün zu sein … (ver.).

GemüseheldInnen©
Per Knopfdruck lassen sich in Estland viele Dinge online erledigen – sogar wählen
Quelle: Screenshot auf der Seite des Software-Herstellers Valimised©

Blaupause | Estland

One Klick, one Vote

Estland wählt(e) einfach online

Steuererklärungen mit höchst sensiblen Daten werden immer häufiger online abgegeben. Gesundheitsdaten reihen sich zunehmend auch in diese Reihe. Einkäufe und Banktransaktionen per Klick sind vielfach längst Alltag. Dabei geht es überall um sensible Daten – und um nicht selten höchst komplexe Vorgänge. Doch ausgerechnet einer der simpelsten Vorgänge, bei dem Kriminelle obendrein nur bedingt mit den übertragenen Daten etwas anfangen können, ist vieler Ortens noch eine komplette virtuelle Blackbox: die Stimmabgabe per Mausklick bei Wahlen. Ganz anders in Estland. Bereits seit fast 20 Jahren gilt dort die Devise: One Klick, one Vote. Egal ob Europa-, Landes- oder Lokalwahl – Mittlerweile geben über die Hälfte der wählenden Estinnen und Esten ihre Stimme von Zuhause am heimischen Computer ab. Wie für viele andere Behördengänge auch benötigt man in Estland für eine Wahl lediglich die eigene ID-Karte samt Lesegerät (oder eine entsprechende mobile ID-Nummer). Mit dieser Identifikation meldet man sich sowohl im virtuellen Wahllokal an als auch hinterher mit Abgabe der Stimme auch wieder ab. Beides ist noch einmal zusätzlich über PIN- und Code-Nummern abgesichert. Einzig eines ist etwas anders als bei vielen anderen virtuellen Behördengängen: Das Wählen funktioniert nur über eine spezielle »i-Voting«-Wahlsoftware.

Sorgen, so zeigen viele Umfragen, scheinen sich Estinnen und Esten bei diesem System keine zu machen. Über Wahlfälschungen oder irgendeinen Missbrauch mit den Wählerstimmdaten ist in fast 20 Jahren nichts bekannt geworden (anders etwa als bei vergleichbaren Versuchen anderer Betreiber in der Schweiz). Bemerkenswert ist in Estland zudem, dass Sicherheitsbedenken – die in anderen Ländern oft ins Feld gegen E-Voting geführt werden – in der estnischen Diskussion in all den Jahren praktisch keine Rolle spielten. Dabei erfreut sich das »i-Voting« zunehmender Beliebtheit. Hielt sich bei einer ersten Lokalwahl 2005 mit rund 9.000 virtuellen Stimmen der Andrang noch in Grenzen, so wählte bei der Europawahl etwa jede/r Zweite in Estland bereits online. Bemerkenswert dabei: Dass sich dieser Anteil allein in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat. Allerdings sind die 1,3 Millionen Menschen in dem kleinen baltischen Staat ohnehin sehr internetaffin, auch was sensible Daten angeht. IT-Kompetenz gibt es bereits im Kindergarten. Neun von zehn Est*innen machen Onlinebanking oder geben ihre Steuererklärung online ab. Es gibt zudem kaum noch einen Menschen im Land, der keinen Internetzugang hat. Ohnehin lassen sich in Estland weit über 100 offizielle Dienstleistungen online mit Hilfe der modernen digitalen ID-Karte abwickeln. Ein besonderes Goodie des estnischen »i-Votings« ist es übrigens, dass man seine Stimme auch noch mehrfach korrigieren kann. Es zählt immer die letzte Abgabe, die am Wahltag selbst dann sogar auch noch ganz klassisch im Wahllokal stattfinden kann (wobei die physische Abgabe immer als die endgültige Stimme gewertet wird). Da erhält das Wort »Wechselwähler*in« noch mal eine ganz neue Bedeutung …

Nur eine Hoffnung hat sich mit dem estnischen »i-Voting« (noch) nicht erfüllt: Dass dadurch mehr Menschen überhaupt an die Wahlurne gehen. Und erstaunlicherweise erreicht man auch nur bedingt junge Wähler*innen mit dem Online-Voting. Beides soll sich allerdings in Bälde mit einer neuen Idee der estnischen Wahlbehörde ändern. Bereits bei einer der nächsten Wahlen sollen Esten und Estinnen auch per App abstimmen können. Lediglich für die Europawahl hatte es die App noch nicht ganz geschafft. Für manche ein beruhigendes Zeichen, dass Sicherheit hier offenbar vor Machbarkeit gehe … (sfo.).


Wo Offenbacher*innen sich bald aus tiefsten Tiefen in die Lüfte gen Frankfurt schwingen könnten ...
Quelle: OIMD / Moritz Zimmermann©

High Line | Über den Dingen schweben

Hibbdebach, Dribbdebach, Offenbach

Gedankenspiele für eine völkerverbindende Seilbahn

Es gibt zwei Antagonismen, über die Neu-Frankfurter*innen immer wieder staunen. Das eine ist die Geschichte von »Hibbdebach« und »Dribbdebach«. Wer nicht aus Frankfurt oder allernächster Umgebung kommt, kann mit den Begriffen wenig anfangen. Plastischer wird es, sich den Main als besagten »Bach« (zwischen beiden Teilen der Stadt) sowie »hibb« und »dribb« einfach als »hüben« und »drüben« vorzustellen. Der Main verbindet beide Teile der Stadt und der Stadtbevölkerung(en). Doch er trennt auch. Es braucht schon Brücken oder gar Tunnels, um die Menschen von hibb nach dribb und umgekehrt zu bringen. Und beide brauchen Zuführungen, was in der dichtbesiedelten Stadt auch kein einfaches Logistikproblem ist. Zudem: Seit das Auto nicht mehr das (Verkehrs-) Maß aller Dinge ist und neue Querungen eher dem ÖPNV dienen sollen, kommt auch fast nur noch der Tunnel in Frage. Und der ist teuer und aufwändig – und das beileibe nicht nur, um in Städten hibbdebach und dribbdebach zu verbinden. Brücken und Tunnels hingegen dürften nach Ansicht vieler alteingesessener und -sozialisierter Frankfurter*innen und Offenbacher*innen kaum ausreichen, den zweiten, leicht verschärften Frankfurter Antagonismus aufzulösen. Nämlich den, dass Frankfurter*innen Offenbacher*innen nicht mögen und umgekehrt. Und das, obwohl beide direkt aneinander grenzen. Zumindest grenzt Offenbach recht nah an Dribbdebach. Was es für Offenbacher*innen auch wieder besonders schwer macht, nach Hibbdebach zu kommen, ohne über Dribbdebach zu müssen. Dass an manchen Stellen zwischen Offen- und Dribbdebach noch Oberrad dazwischenliegt, ist da eher nebensächlich …

Bei so viel wohlgepflegten Gegensätzlichkeiten bedarf es schon pfiffiger und vielleicht sogar gewagter Ideen, die alten Antagonismen aufzulösen und die Menschen hier und dort einander näher zu bringen. Findige Verkehrsplaner*innen und -designer*innen aus Offenbach und Darmstadt (Frankfurter*innen waren offenbar keine dabei) hatten eine solch pfiffig-verwegene Idee, die gar nicht mal so junge Methode einer Seilbahn wiederzubeleben. Eine Idee, die sich – falls sie hier funktionierte – vielleicht sogar auf andere Orte übertragen ließe. Für ihren Prototyp haben sie die bisher nur unzureichend, nämlich autotechnisch, geschlossene Lücke an zwei östlichen Frankfurter Stadt- oder Fast-Stadträndern am Offenbacher Kaiserlei und am Frankfurter Ostend hin zum Industriegebiet ausgesucht. Und die Idee hat gerade an dieser Stelle Charme. Die Bahnhöfe Kaiserlei auf Offenbacher Seite (und gefühlt knapp neben Dribbdebach) sowie Eisstadion und Riederhöfe im Ostend auf der Hibbdebach-Seite sind schon da und ausbaufähig. Dazwischen bräuchte es, zugegeben stark vereinfacht, nur noch einige hohe Trägerstützen – und schon bald könnten Gondeln Menschen hoch über dem Fluss an zwei parallelen Stahlseilen in wenigen Minuten gleichsam von hibbdebach nach dribbdebach (und umgekehrt) sowie von Offenbach ins östliche Herz Frankfurts (und ebenfalls umgekehrt) bringen. Grandioser Ausblick auf die Stadt Frankfurt und darüber hinaus auch noch inklusive.

Die Planer*innen und Designer*innen am Offenbacher Institut für Mobilitätsdesign (OIMD) und an der Darmstädter Hochschule preisen die Idee zudem nicht nur für diese beiden heiklen Grenzen, sondern auch ganz allgemein als »kostengünstig, effizient und umweltfreundlich«. Lange Planungs- und Bauphasen könnten vermieden werden, der Aufwand ist insbesondere im Vergleich zu Tunnellösungen erheblich geringer und es werde in der Luft vorhandener Raum genutzt. Nicht von ungefähr empfehlen die Macher*innen die Idee auch für andere Standorte. So wird etwa bereits seit Jahren in Neu-Isenburg über eine entsprechende Seilbahn über der zentralen Verkehrsachse Frankfurter Straße und auch hier darüber hinaus nachgedacht, da auch hier weniger in den vorhandenen Straßenraum eingegriffen werden müsse. OIMD-Designer*innen haben auch passende Kabinen mit Platz für rund vier Dutzend Menschen sowie Rollstühle, Fahrräder oder Kinderwagen angedacht, sodass die Idee Bus- und Bahnbetrieb kaum nachstehen müsse. Neben der Möglichkeit, rund 5.000 Menschen pro Stunde von Offenbach und Dribbdebach nach Frankfurt-Hibbdebach zu transportieren, sehen die Macher*innen auch weitere Vorteile. Zum einen kann diese »High Line« getaufte Idee auch Tourist*innen anziehen. Zum anderen könne sie sogar »identitätsstiftend« wirken, auch wenn die Macher*innen da wohl eher an Silhouetten vor Skylines als an die Idee einer gemeinsamen Großstadt dachten. Zumal es womöglich gerade in Frankfurt kaum lange dauern dürfte, bis findige Lokalpatriot*innen die »Hibbde-Dribbde-Bahn« ausrufen dürften; auch wenn das Offenbacher Lokalpatriot*innen wohl wieder als Affront sehen würden, da der eine Endpunkt ja nun eindeutig auf ihrem Grund zu finden ist. So oder so ließe sich der Bahn viel Völkerverständigendes andichten, verbindet sie doch sodann vom Kaiserlei die Offenbacher Stadtgrenze direkt mit dem östlichen Ostend-Herz Frankfurts. An der Stelle könnten manche auch schnell den alternativen Namen »O-Bahn« (eigentlich für »Obergrund-Bahn«) gleich für Offenbach, Ostend und Oberrad neu deuten. Auch wenn dieses verbale und tatsächliche Näherrücken an den östlichen Nachbarn wiederum für manche Frankfurter Stadtpatriot*innen auch etwas Bedrohliches in sich tragen könnte. Aber über dies könnte irgendwann eine »HDO-Bahn« buchstäblich hinweggehen … (sfo.).