Avantgarde | Buch + Ausstellung

18 »Sturm«-Künstlerinnen

18 Wegbereiterinnen der Moderne

 

»Für Ihren Salon empfehle ich Ihnen wärmstens einen sehr talentierten modernen Maler namens Tour Donas. Er ist mein bester Schüler«. So führte Alexander Archipenko die Malerin Marthe Donas im August 1919 bei Herwarth Walden ein. Walden war der Begründer der Zeitschrift und der Galerie »Der Sturm«, in denen er viele künstlerische Wegbereiter der Moderne vor- und ausstellte. In einer Zeit allerdings, in der Frau-Sein in der Kunst nicht gerade en vogue war. Für Walden war dies aber offenbar ein geringeres Problem als für die damalige Gesellschaft.

»Sturm-Frauen – Künstlerinnen der Avantgarde in Berlin 1910-1932« heißen sowohl das opulente Katalogbuch von Ingrid Pfeiffer als auch die groß ange­legte Themen­aus­stel­lung der Frankfurter Schirn. Sie beziehen sich auf Waldens »Sturm« und stellen den weib­li­chen Beitrag zur Entwick­lung der Moderne im Berlin jener Zeit erst­mals umfas­send dar. Autorin und Kuratorin Ingrid Pfeiffer hat in der Ausstellung 280 Werke von 18 »Sturm«-Künstlerinnen zusammengetragen. Künstlerinnen des Expressionismus, des Kubismus, des Futurismus, des Konstruktivismus und der Neuen Sachlichkeit, darunter Sonia Delau­nay, Natalja Gontscha­rowa, Else Lasker-Schü­ler, Gabriele Münter und Mari­anne von Weref­kin. Die Leihgaben dieser beeindru­ckenden Präsen­tation, die es in dieser Dichte und Dimen­sion so noch nicht gab, stam­men aus dem Centre Pompi­dou (Paris), dem Guggen­heim Museum und dem MoMA (New York), der Tate Galery (London), dem Thea­ter Museum (St. Peters­burg) und der Berli­ni­schen Gale­rie. Die Schau bezeugt ein Stück Zeit- und Gesellschaftsgeschichte und fördert sogar da und dort bisher fast unbekannte Künstlerinnen zu Tage:  »Generell sind viele der Biografien von Künstlerinnen noch brüchig. Geburts- oder Todesdaten sind teilweise nicht einmal bekannt.« Ingrid Pfeiffer verweist auf die Schicksale von Frauen wie Maria Uhden, die bereits zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn an den Folgen einer Geburt starb, oder ganz anderer Kolleginnen, die es nicht schafften, die Gunst eines männlichen Mäzens oder Förderers wie Walden oder Archipenko zu gewinnen (ksa.).