Nicht in Frankfurt, sondern über Rio. Aber von dem Künstler, der den Römer illuminierte (oben rechts).
Quelle: Philipp Geist_VG Bildkunst©

F + OF | Luminale + Earth Hour

Frankfurt leuchtet(e). Offenbach auch.

Viel Kunst - und ein wenig Sorge um den Planeten

Eigentlich ist es ja nachts schon hell genug über Frankfurt und Offenbach. Doch einmal alle zwei Jahre wird es für eine Woche besonders hell über und vor allem in den beiden Städten. Dann findet parallel zur Light + Building – jener Messe, die großflächig versucht, immer mehr Licht in die schon kaum mehr dunkel werdenden Stadträume zu bringen – die »Luminale« statt. Ein Lichtfestival, das vornehmlich im öffentlichen Raum mit zahlreichen Lichtinstallationen beide Städten zum Leuchten bringt. Eine Out- und teilweise Indoor-Ausstellung der besonderen Art, 2018 mit rund 150 Projekten, weithin sichtbaren und auch recht versteckten Lichtkunstwerken. Ein Fest der Lichtkultur, das in der Dunkelheit wohl auch dieses Mal wieder über 100.000 Menschen auf die Straße(n) brachte.

In diesem Jahr traten die Veranstalter mit neuem Konzept an. Manches – vor allem die farbgewaltigen Illuminationen großer Gebäude wie Römer, Alte Oper oder EZB – wirkte noch aufwändiger und verlieh dem einst kleinen, feinen Festival vor allem in Frankfurt etwas Pompöses. Highlights im Wortsinn waren nicht mehr magisch-illuminierte Fischer an einem Teich, sondern gigantisch-begehbare Wörtermeere vor dem Römer. Neu waren die »Light Walks«, die dem einst bunten Sammelsurium eine begehbare (Mainstream-) Struktur mit den wichtigen Arbeiten geben sollten. »Art« nannte sich dieser Teil. Sorgsam abgegrenzt vom vertraut-unstrukturierten Lichtermeer drumherum mit (offiziell gezählten) 89 weiteren Projekten in der Sektion »Community«. Sie musste man sich allerdings abseits der Light Walks selbst erschließen. Und ebenso, ob die Unterscheidung in »Art« und »Community« einen tieferen Grund hatte, und warum es in Offenbach viel »Community«, aber nur ein »Art«-Projekt gab. Allerdings hatten die Organisatoren Offenbach schon bei der Vorab-Pressekonferenz irgendwie vergessen. Die Überschrift ihrer Pressemeldung: Frankfurt leuchtet. Eine Woche später konnten die Besucher sagen: Offenbach auch …

Immerhin schienen die Veranstalter gemerkt zu haben, dass einfach nur viel Licht – auch wenn es viele Leute anzieht – nicht mehr zeitgemäß ist. Weltweit diskutieren Menschen die zunehmende »Lichtverschmutzung« über den Städten und machen immer mehr Bürger im Interesse des Planeten auch mal den Stand-by-Fernseher aus. Wohl deshalb hat sich die Luminale auch mal Gedanken über ein paar sinnvolle Projekte gemacht. In der neuen Sektion »Better City« fand sich »Licht an!«, bei dem man sich als unsicher wahrgenommene Orte am Frankfurter Ben-Gurion-Ring zur besseren (künstlerischen) Ausleuchtung vorgenommen hatte. Die Sektion umfasste übrigens genau zwei Projekte (das andere an der Friedberger Warte). Daneben gab es aber auch noch die Sektion »Solution«. An fünf Abenden wurden im Festivalzentrum Instituto Cervantes brennende Themen rund um Stadt und Stadtentwicklung diskutiert. Am Anfang stand dabei interessanterweise der Mensch (Thema »Stadt & Mensch« am Montag), am Ende die Umwelt (»Stadt & Umwelt« am Freitag). Wenigstens waren die Gesprächsrunden teils sehr gut besetzt und mit gut gewählten Filmen ergänzt. Einzig etwas Werbung wäre gut gewesen. Am Eröffnungsabend verirrten sich zwölf Gäste im Instituto Cervantes.

Apropos Umwelt: Einen Tag nach der Luminale machten die Menschen in den Städten übrigens kollektiv das Licht aus. Zumindest mal für eine Stunde – in der sogenannten »Earth Hour«. Das allerdings nicht nur in Frankfurt und Offenbach, sondern weltweit. Und auch nicht speziell wegen der Luminale, sondern wegen der Sorge um ihren Planeten. In Frankfurt spielte nur einer an diesem Abend nicht so ganz mit: der Messeturm leuchtete wie immer … (vss.).