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Abgesagt • Starke Stücke - Internationales Theater-Festival für junges Publikum
Quelle: Starke Stücke©

Kolumne von Jan Deck [1]

Von 1.500 auf Null …

Corona und die Künstler*innen

Das urbane Leben in Frankfurt und in der Region steht still. Und mit ihm Kunst und Kultur in diesen Städten. Der Virus hat nicht nur viele Menschen getötet und krank gemacht. Die Maßnahmen, die das öffentliche Leben anhalten, treffen in großem Maße diejenigen, die es sonst laut und lebendig halten: Künstler*innen und Kulturschaffende aller Sparten, deren Kunst auf realen Begegnungen beruht. Die Schließung von Theatern, Kinos, Clubs und Galerien macht diese Menschen arbeitslos – von heute auf morgen und ohne Vorwarnung.

In Frankfurt hatten die freien Theater als Erste reagiert. Schon vor der behördlichen Stilllegung von großen Kulturorten haben Betreiber sich mehrheitlich dazu entschlossen, die eigenen Orte zur Virusprävention dichtzumachen. Für öffentlich geförderte Theater ist das Wegfallen von Zuschauereinnahmen hart. Für diejenigen, die es sonst schaffen, ohne staatliche Mittel zu arbeiten, ist es existenzbedrohend – und zwar schon nach wenigen Wochen. Theater wie die Stalburg, das Theater Alte Brücke, Die Schmiere oder die Dramatische Bühne sind eigentlich davon abhängig, dass immer ausreichend viele Menschen ihre Vorstellungen besuchen. Nun müssen sie darauf hoffen, dass ihnen der Staat und die Stadt das Überleben sichern.

Für viele freischaffende Künstler*innen in der Stadt – Theaterleute ebenso wie Bildende Künstler*innen oder Musiker*innen – ist die Situation nun doppelt schwierig. Viele verlieren nun auch ihr zweites Standbein. Beispielsweise freie Tänzer*innen, die es im harten Arbeitsalltag der freien Szene ohnehin besonders schwer haben, arbeiten sonst zusätzlich an Tanzprojekten in Schulen, Kindergärten oder Tanzschulen. Diese Orte wurden jedoch gleichzeitig mit den Kulturbetrieben geschlossen. Von heute auf morgen sind diese Menschen jetzt mittellos, wie auch viele andere Kulturschaffende. Etwa Bildende Künstler, die Kunstunterricht an Schulen gaben, oder Musikerinnen, die Gesangs- oder Klavierstunden gaben. Absurderweise bestraft diese Krise dabei sogar gerade diejenigen, die entweder ökonomisch erfolgreich oder vorausschauend breit aufgestellt waren und sind. Bei vielen von ihnen ist das Einkommen jetzt auf Null gestellt. Sicher, sie stehen damit nicht alleine. Doch nur wenige Sparten sind derzeit derart hart getroffen wie die freischaffenden Künstler*innen. Ihr Durchschnittseinkommen liegt bei rund 1.500 Euro im Monat; nicht geeignet für Rücklagen. Und der größte Teil der Kolleg*innen liegt weit darunter. Sie sind derzeit deshalb vielleicht mehr als andere darauf angewiesen, dass Land und Kommunen schnell und unbürokratisch helfen, damit sie über die nächsten Wochen zu kommen …