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Aus dem Filmplakat
Quelle: Edition Salzgeber©

Im Kino | Aids - die 80er Jahre

Als die Welt begann, Aids anzunehmen

Robin Campillos bewegender Film »120 BPM«

Die ersten Szenen von »120 BPM« wirken eigentlich ganz modern. Doch bald wird klar: Dieser unbedingt sehenswerte Film (der im Mai in Cannes ausgezeichnet wurde und Frankreich im kommenden Jahr bei den Oscars vertreten wird) spielt im Paris der 80er und 90er Jahre. François Mitterrand ist Präsident, die Aktivisten von ACT-UP kämpfen dafür, dass Aids endlich als ein Problem der ganzen Gesellschaft anerkannt und HIV-Positiven wirklich geholfen wird. Denn noch passiert wenig. Von einem Welt-Aids-Tag wie heute ist man noch weit entfernt …

Am Beispiel von Sean (26 Jahre alt und aus Chile) und seinen Freunden zeigt »120 BPM«, wie engagiert Schwule und Lesben damals gestritten haben, wie sie tatsächlich die Gesellschaft verändert haben. Und auch, wie hart der Kampf für sie damals war; die meisten von ihnen waren selbst schon erkrankt. Sie kämpften gegen die übermächtige Pharmaindustrie für wirksame Medikamente und wider Vorurteile gegen Homosexuelle und Prostituierte – während zugleich viele Freunde einer nach dem anderen vom Virus dahingerafft wurden. »BPM 120« ist ein Film in drastischen Bildern, er zeigt das Leiden, aber er zeigt auch den Sex und die Liebe. »BPM 120« ist ein Blick zurück, zumindest für die älteren Zuschauer. Für Jüngere ist er eine Reise in die Vergangenheit.

Das Besondere an »120 BPM« von Robin Campillo ist die Stimmung. Eine Stimmung, die vor allem durch die Musik erreicht wird. Und darüber erklärt sich auch der etwas sperrige Titel. Die »120 BPM« (auf Französisch »Battements par minute«, auf Englisch »Beats per minute«) stehen für den Herzschlag und zugleich für den Rhythmus der Musik. Und damit für jene Momente, in denen die ACT-UP-Aktivisten für einmal alles um sich herum vergessen … (lys).