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Ausschnitt aus dem diesjährigen Filmplakat
Quelle: Remake©

Festivals | Remake

Frauen. Sehen. Anders.

HerStory - der weibliche Blick

»Frauen tragen die Hälfte des Himmels«. So sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Auch in Kinos trifft man oft Frauen, allerdings vor allem in den Programmkinos und in den Kinosesseln. Denn Filme wurden schon immer und werden noch immer vor allem von Männern gemacht. Sie dominier(t)en mithin mit ihrem Blick die Filme, die wir sehen. Ebenso wie übrigens auch Geschichte und Geschichtsschreibung lange vor allem von Männern »gemacht« wurden.  An dieser Stelle setzt »Remake« an, das Festival der »Frankfurter Frauen Film Tage«.  Der Name ist Programm. Aus dem klassischen Film-Vokabular entliehen, macht das Festival genau das, was Remakes auch im Filmgenre machen: Geschichte(n) neu schreiben …

Remake zeigt – auch wenn es etwas abgegriffen klingen mag – nichts anderes als das andere, in diesem Falle das weibliche Kino. Und den anderen, den weiblichen Blick der Geschichte. Und siehe da: Es gab ihn eigentlich schon immer. Nur eben nicht so sichtbar. Die Remake-Macher*Innen – Gaby Babic, Karola Gramann und Heide Schlüpmann von der Frankfurter Kinothek Asta Nielsen – haben auch für die zweite Auflage des Festivals tief in der Geschichte des Kinos gegraben. Und zahlreiche Pretiosen von Filmen von und mit Frauen ausgegraben, die diesen anderen Blick haben. Etwa den einzigartigen britischen Stummfilm »Hindle Wakes« um das Schicksal einer jungen Frau und Fabrikarbeiterin in einer Baumwollspinnerei im englischen Hindle von 1927. Eine mutige frühe Emanzipationsgeschichte im doppelten Sinne. Gezeigt werden auch Filme der ersten großen afroamerikanischen Filmemacherin Julie Dash, etwa »Daughters of the Dust« von 1991. Oder Filme der kaum bekannten Frankfurter Filmpionierin Ella Bergmann-Michel aus den 30er Jahren, die auch später nach dem Krieg noch Filmarbeit in der Mainmetropole machte.

Nicht wenige dieser Filme stammen aus der Arbeit der Kinothek, die vor genau 20 Jahren als ein Frauenfilmarchiv von Gramann, Schlüpmann und anderen Frauen begründet wurde. Übrigens widmet sich Remake nicht nur dem »Frauenkino«. »Queer Cinema« ist ein weiterer Schwerpunkt des Festivals, das sich damit einreiht in die gar nicht so kleine Zahl queerer Filmfestivals in der Region von Wiesbaden bis Weiterstadt. Und eines noch: Die Filme des Festivals sind keineswegs nur für die eine Hälfte des Himmels gemacht … (vss.).