©
Metropolen als Melting Pot der Migranten
Quelle: Pantheon / Ausschnitt Buchcover©

Urban.21 | Metropolen und Migranten

Arrival City FrankfurtRheinMain

Doug Saunders, die Arrival Cities und der Mythos Überfremdung

Ob Zuwanderer oder Flüchtlinge – weltweit strömten und strömen die Menschen in Metropolen, die überhaupt erst dadurch zu Metropolen werden. Allein Frankfurt wächst um ein bis zwei Prozent jedes Jahr. Doug Saunders – Autor der Bücher »Arrival City« und »Mythos Überfremdung« – setzt sich seit langem mit den globalen Wanderungsbewegungen auseinander und hat bereits 20 Ankunftsstädte weltweit untersucht. Im Mai 2015 hatte er sich die Situation in FrankfurtRheinMain angesehen. Er hat Gespräche mit Migranten und Politikern geführt, um zu verstehen, wie FrankfurtRheinMain als Ankunftsregion für Migranten funktioniert und welche politischen Strategien verfolgt werden.

Saunders Fazit: Frankfurt hat beste Voraussetzungen, mit den Herausforderungen umzugehen. Besonders angetan war er vom Stadtteil Gallus und von den kurzen Wegen in dieser recht kleinen Großstadt. Die Normalität vieler Arrival Cities sei nämlich, Migranten in Hochhaus- oder Plattenbausiedlungen in Vororten unterzubringen. In diesen künstlichen Outbacks fehlten oft Business- und Konsumstrukturen wie Läden und Büros, in denen Migranten Geschäfte oder Offices gründen und einkaufen könnten. Es fehle zudem der Anschluss an eine örtliche Mittelschicht und durch die Entfernung zu den Innenstädten auch der rasche Zugang zum Leben. Genau das böten das Gallus und Frankfurt. Damit wären für zwei der Hauptfelder der Migrationspolitik Grundlagen vorhanden: für das Wohnen und die Integration in ökonomische Strukturen. Die anderen wichtigen Felder sind die Teilhabe an der Bildung (vor allem für Kinder) und auf lange Sicht am politischen Alltag (zum Beispiel durch Integration von Migranten in örtliche Einrichtungen oder Polizei). Saunders nennt Wohnen, Arbeiten, Bildung und Teilhabe die »vier Türen« zur Integration. Seien diese offen, so könne Integration gelingen (vss.).

Dazu auf urban shorts: »Doug Saunders' vier Türen - metropoler Königsweg zur Integration«. Herausforderungen und Strategien angesichts der weltweiten Migrantenzuströme in die Metropolen | In diesem Kontext fand in Frankfurt auch die Ausstellung »Making Heimat« im Deutschen Architekturmuseum statt | Die Reihe »Urban21« beschreibt urbane Trends unserer Zeit

©
Buchcover
Quelle: Pantheon©

Urban21 | Metropolen und Migranten

Arrival City FrankfurtRheinMain

Doug Saunders, die Arrival Cities und der Mythos Überfremdung

Ob Zuwanderer oder Flüchtlinge – weltweit strömten und strömen die Menschen in Metropolen, die überhaupt erst dadurch zu Metropolen werden. Allein Frankfurt wächst um ein bis zwei Prozent jedes Jahr. Doug Saunders – Autor der Bücher »Arrival City« und »Mythos Überfremdung« – setzt sich seit langem mit den globalen Wanderungsbewegungen auseinander und hat bereits 20 Ankunftsstädte weltweit untersucht. Im Mai 2015 hat er sich die Situation in FrankfurtRheinMain angesehen. Er hat Gespräche mit Migranten und Politikern geführt, um zu verstehen, wie FrankfurtRheinMain als Ankunftsregion für Migranten funktioniert und welche politischen Strategien verfolgt werden.

Saunders Fazit: Frankfurt hat beste Voraussetzungen, mit den Herausforderungen umzugehen. Besonders angetan war er vom Stadtteil Gallus und von den kurzen Wegen in dieser recht kleinen Großstadt. Die Normalität vieler Arrival Cities sei nämlich, Migranten in Hochhaus- oder Plattenbausiedlungen in Vororten unterzubringen. In diesen künstlichen Outbacks fehlten oft Business- und Konsumstrukturen wie Läden und Büros, in denen Migranten Geschäfte oder Offices gründen und einkaufen könnten. Es fehle zudem der Anschluss an eine örtliche Mittelschicht und durch die Entfernung zu den Innenstädten auch der rasche Zugang zum Leben. Genau das böten das Gallus und Frankfurt. Damit wären für zwei der Hauptfelder der Migrationspolitik Grundlagen vorhanden: für das Wohnen und die Integration in ökonomische Strukturen. Die anderen wichtigen Felder sind die Teilhabe an der Bildung (vor allem für Kinder) und auf lange Sicht am politischen Alltag (zum Beispiel durch Integration von Migranten in örtliche Einrichtungen oder Polizei). Saunders nennt Wohnen, Arbeiten, Bildung und Teilhabe die »vier Türen« zur Integration. Seien diese offen, so könne Integration gelingen (vss.).

©
-
Quelle: Kirsten Bucher / DAM©

Ffm. | Deutsches Architekturmuseum

Bauen für immer mehr Menschen

Making Heimat - für Flüchtlinge und die, die schon da sind

Eine Ausstellung über bezahlbares Wohnen und über Bauen für Flüchtlinge

©
Aus der vielleicht letzten Einladung zu einem Koblenzer Straßenfest?
Quelle: © SIKS©

Ein Brief aus dem Gallus (pem.)

Gallus-Gallier ohne Zaubertrank

Das Gallus, seine Nachbarn und sein Straßenfest

Bevor der böse Geist der Gentrifizierung ins Gallus waberte, war es einmal ein industriell-gewerblich geprägter, multikultureller Stadtteil für Menschen, die günstige Wohnungen oder Nischen für Kreatives suchten. Inklusive sozialer Konflikte. Heute ist das Gallus mit dem argwöhnisch betrachteten neuen Europaviertel, das sich wuchtig zwischen altem Gallus und der Messe hineindrängt, vielleicht die Blaupause für das rasante Wachstum Frankfurts. Das politische Bemühen um ein Zusammenwachsen des alten und des neuen Viertels und um Integration ist groß – und zwar um eines, das über die Magie der neuen Mega-Shopping-Mall für die Gallus-Kids hinausgeht. Allerdings drängt die Zeit, denn das Gallus gentrifiziert sich erschreckend schnell – schneller als das restliche Frankfurt.

Doch es gibt auch noch immer »das andere Gallus«, das sich aufbäumt gegen all das neue Glatte, ach so Dynamische und gegen eine Fixierung auf Profit und die Vertreibung der Vielfalt. Beispielgebend engagiert sich seit über einem Jahrzehnt der Verein Stadtteilinitiative Koblenzer Straße e.V. (SIKS) für die aktive Gestaltung des öffentlichen Raumes und des Lebens im Viertel durch die Bewohnerinnen und Bewohner selbst. Er stellt engagierten Menschen eine Plattform zur Verfügung, mit deren Hilfe vielfältige kulturelle, künstlerische und soziale Veranstaltungen gemeinschaftlich umgesetzt werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Aktivitäten, die weder profit-orientiert, kulturell-national noch konfessionell sind – sondern die das Gemeinschaftliche fördern. Das honorierte die Stadt Frankfurt 2006 mit ihrem Integrationspreis.

Zum guten Zusammenleben gehört es auch, miteinander feiern zu können. So wie einmal im Jahr Ende August auf Einladung der Stadtteil-Initiative beim längst legendären Koblenzer Straßenfest. Mit Livemusik, diversen DJs, Kunstausstellungen, Essen und Getränken, Spaß für kleine und große Menschen, einem Flohmarkt, Bingo und mehr. Und bunte Vögel sind auch dabei: Sie ziehen von drinnen nach draußen, um sich den öffentlichen Raum zu eigen zu machen und ihn miteinander zu teilen. So wie es auch auf einem Plakat des Festes im letzten Jahr 2016 zu sehen war. Aber in diesem Jahr hat alles Feiern einen bitteren Beigeschmack. Das SIKS muss Ende 2017 sein angestammtes Laden-Domizil inmitten der Koblenzer Straße verlassen. Gekündigt. Um nicht zu sagen: gentrifiziert. Und wie es mit dem Fest dann weitergeht, ist damit auch offen. Offen sprachen die Macher bereits für 2017 vom »letzten Koblenzer Straßenfest«. Bleibt zu hoffen, dass das SIKS seine Arbeit fortsetzen kann. Es wird im Gallus mehr denn je gebraucht. Und auch das Koblenzer Straßenfest … (pem.).