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Lehrstück für (richtige) Politik

Das Regenbogenkabinett

Kommentar von Volker S. Stahr

Wenn in Deutschland ein Kabinett gebildet wird, müssen nicht nur politische Schwergewichte und Genderfragen berücksichtigt werden. Auch regionaler Proporz spielt eine Rolle. Doch wahrscheinlich sind solche Betrachtungen Schnee von gestern. Als in diesen Tagen das neue Kabinett in Kanada vereidigt wurde, sprach Premier Justin Trudeau von einer Regierung, so bunt wie Kanada. Und fürwahr: Das neue kanadische Kabinett ist ein Fingerzeig, wie angesichts der weltweit sich verändernden Nationen Kabinette künftig aussehen könnten – oder vielleicht sogar aussehen müssten …

30 Personen gehören Trudeaus Regierung an. 15 Männer, 15 Frauen. Soweit längst normal. Doch das Foto der neuen Riege zeigt mehr. Zwei Männer mit Turban aus den Reihen der Sikhs, darunter der Verteidigungsminister. Eine Ministerin, die einst mit elf Jahren als Waisenkind vor den Taliban in Afghanistan geflohen ist, und gleich zwei weitere mit ukrainischen Wurzeln. Eine Nachfahrin der Urbevölkerung der Kwakwaakaa’wakw und ein Vertreter der eingeborenen Inuit des Nordens für die wichtigen Ressorts Justiz und Fischerei. Eine Ärztin, die ein Jahrzehnt im Niger gearbeitet hatte. Doch damit nicht genug. Ein Minister sitzt im Rollstuhl, eine Kollegin ist eine fast blinde ehemalige Weltklasseschwimmerin. Ex-Eishockey- und Curlingspieler gehören ebenso zum Kabinett wie ein ehemaliger Astronaut als Transportminister. Dass ein früherer Busfahrer neben einem Millionär am Kabinettstisch sitzt, ist da fast schon eine Petitesse. Trudeaus simple Begründung für das bunte Kabinett: »Weil 2015 ist«. Kein Mensch weiß, ob ein solches Kabinett nun besser ist als ein anderes. Aber es scheint zumindest repräsentativer zu sein. Und ein Fingerzeig für sich verändernde Staaten und Nationen in einer globalen und modernen Welt … (vss.).