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Kristin Scott Thomas
Quelle: Bettina Rheims / MEP©

Fotografie | Ausstellung

»Modern Lovers« und andere

Bettina Rheims-Retrospektive in Paris und Stockholm

Sie ist die Grande Dame der modernen französischen Fotografie: Bettina Rheims. Die Maison Européenne de la Photographie im Marais unweit vom Pariser Hotel de Ville zeigt nun ihre Werke aus mehr als 40 Jahren in einer sehr beachtlichen Retrospektive. Von den Pariser Striptease-Tänzerinnen bei Pigalle aus den 70er Jahren bis zu den späteren Fotos von Madonna oder Kristin Scott Thomas.

Das Bild der Frau als Spiegel der sich verändernden Gesellschaft, in der sich die Betrachterin und der Betrachter wiedererkennen können – Das ist das Thema, das Rheims immer wieder variiert. »Trouble« nennt sie dieses Bild, nicht im englischen Sinn von Problem, sondern als das trübe, nicht ganz eindeutige, nicht völlig bestimmbare Bild – zwischen den Geschlechtern. Die inzwischen 63-jährige fotografiert selbst am liebsten ihren Enkel mit dem Handy, wie sie lachend im Radiointerview erzählt. Doch sie ist auch noch immer eine Rebellin, Rheims sagt, dass die Welt heute weniger frei sei und dass sie einige Fotos von früher heute nicht mehr machen könnte. Dabei seien ihre Fotos eigentlich sogar weniger freizügig als die Modefotos in der »Vogue«.

Zwischen Glamour und Sozialkritik – Bettina Rheims hat Werbeaufnahmen gemacht und Frauen im Gefängnis fotografiert. Verbieten lassen wollten katholische Integristen ihre skandalumwitterte I.N.R.I.-Ausstellung 1998 – schon damals am selben Ort in der Maison Européenne de la Photographie wie einige Jahre zuvor ihre »Modern Lovers« zur Eröffnung des Hauses 1990. Diese androgynen Liebenden, die »Modern Lovers« von 1990, sind nicht nur dem Namen nach noch immer sehr modern. In gewisser Weise sind ihre Fotos dies auch – immer modern und fast zeitlos (lys.).