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Zeitlos: Der große Diktator
Quelle: scs / Arte©

To Think | Politik + Medien

Rechts (dr)außen in der Mitte

Der Rechtsruck und die rechte Reaktion

In Frankreich holte der Front National 25 Prozent bei der Europawahl 2014. In Polen und Kroatien stellen Rechtsnationalisten seit 2015 und Anfang 2016 die Regierungen. In Deutschland zog die AfD im März mit teilweise um die 20 Prozent in mehrere Stadt- und Landesparlamente ein. Und in Österreich scheiterte nun bei den Präsidentenwahlen der FPÖ-Kandidat nur wahrhaft hauchdünn. Die rechten Parteien in Europa sind offenbar in der Mitte der Gesellschaft(en) angekommen. Fremdenfeindlichkeit, Angst vor Flüchtlingen, Wirtschaftskrisen oder diskreditierte wie hilflose Politiker treiben ihnen die Wähler zu. Dass die Gefahr zwar von rechts außen kommt, aber längst nicht mehr rechts draußen steht, dokumentiert eindrucksvoll die Arte-Reportage »Rechts, zwo, drei – Driftet Europa ab?«. Darin schauten Arte-Reporter in mehreren Ländern des Kontinents hinter die rechten Kulissen.

Überhaupt: Wie ernst die Gefahr ist, beginnen nun auch langsam die Medien zu realisieren – und fangen an, großflächig Front zu machen. Beispielhaft vorweg schreitet der deutsch-französische Kulturkanal Arte. »Rechts, zwo, drei – Driftet Europa ab?«, eingebettet in einen kompletten Themenabend, war Anfang April Teil einer beeindruckenden Präsenz des Senders zu diesem Thema binnen weniger Tage. Auch Filmemacher bekamen ihren Platz. In »Wir sind jung, wir sind stark« setzte sich Regisseur Burhan Qurbani in einem starken Spielfilm mit den Wurzeln im Rostock des Jahres 1992 und dem dort brennenden Ausländerheim auseinander. Und diese starke Woche gegen rechts komplettierte »Der große Diktator« – Charlie Chaplins Parodie- und Paraderolle auf den Nationalsozialismus und Adolf Hitler. Einer der besten Filme der Filmgeschichte, der leider nichts von seiner Aktualität, aber zum Glück auch nichts von seiner Kraft verloren hat. Alle drei Akzente setzte Arte zur besten Sendezeit binnen sechs Tagen. Sicher: Man könnte dem Sender unterstellen, etwas zu viel des Guten getan zu haben. Doch wir meinen: Recht(s) so. Es ist höchste Zeit, Zeichen zu setzen. Die Nachrichten unterstreichen dies leider fast ebenfalls Tag für Tag (vss.).