©
Protestbanner in Witwatersrand
Quelle: sub©

Letter from Johannesburg (sub.)

Auch ein Stück eigene Geschichte

Südafrika und die Israeli Apartheid Week

Der Ort: die Witwatersrand Universität Johannesburg. Unbekannte hatten über den Rasen vor dem Hauptgebäude ein breites Banner gespannt und eine Schaufensterpuppe mit verklebtem Mund und einer Schlinge um den Hals aufgehängt. Am anderen Ende des Grüns war auf einem riesigen schwarzen Tuch »Israels Apartheid Wall« zu lesen, und ein Gebäudegraffiti zeigte Nelson Mandela mit einer Sprühdose, die auch eine Brandbombe hätte sein können.

Seit Jahren bereits findet rund um den Erdball einmal im Jahr die »Israeli Apartheid Week« als ein Zeichen wider Israels Politik gegen die Palästinenser statt. In Deutschland fast unbekannt, findet sie in Südafrika viel Aufmerksamkeit. Dies gilt besonders in diesem Jahr der Wahlen und der Studentenproteste. Gründe, warum die Universitäten nur bei Gefahren für die Sicherheit einschreiten, selbst wenn es sich um Wahlveranstaltungen handelt.

So hatte die Hochschulgruppe der Economic Freedom Fighters (EFF), eine recht junge, sehr radikale Oppositionspartei, in einen Hörsaal geladen, um über Israel zu sprechen. Während drinnen EFF-Sprecher Mbuyiseni Ndlozi vor 500 Studenten zum Boykott Israels und zu Waffenlieferungen an die Palästinenser aufrief und tosenden Applaus erntete, fand draußen eine Gegenveranstaltung statt. Unter dem Motto »Schau Dir Israel selbst an« (»SeeIsraelForYourSelf«) versammelten sich etwa 50 Studenten – einige mit Kippa. »Wir wollen Frieden bringen, keinen Hass«, sagte deren Sprecher auf einem eilig erstellten Podium.

Israel ist aufgrund der eigenen Vergangenheit  ein sehr politisches Thema in Südafrika. Zu Zeiten des Apartheid-Regimes am Kap zählten die damaligen weißen Machthaber zu den ganz wenigen Verbündeten Israels auf dem schwarzen Kontinent. Und nicht von ungefähr war es in den letzten Jahren unter den Studenten auch zu gewalttägigen Auseinandersetzungen gekommen. Ein gutes Zeichen, dass man diesmal nur redete (Susanne Benner).