Lettre de France

Bio statt Jetset?

Saint-Tropez entdeckt die Umwelt

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Das Symbol von Colibri83 | (c) scs / Colibri83

Der Name steht für Stars, teure Nachtclubs und Yachten. Der Quadratmeterpreis erreicht schon mal die 30.000 Euro. Und der Otto-Normal-Tourist kennt von der Stadt an der Côte d’Azur ohnehin eher den eng gedrängten Campingplatz oder das Mini-Apartment. Aber Saint-Tropez und Umweltschutz? In den vergangenen Jahren hat ein Umdenken eingesetzt. Das Gesetz zum Schutz der französischen Küste wird zwar noch nicht überall komplett umgesetzt, weil einige Besitzer von Privatstränden unterstützt von Immobilienhaien Widerstand leisten. Doch ein Dutzend Gemeinden um Saint-Tropez setzen sich inzwischen aktiv für den Erhalt der biologischen Vielfalt ihrer Küste ein. 

Doch ist das »grüne Engagement« nur eine Modeerscheinung, die dem Zeitgeist Rechnung tragen will? In Gassin – gleich neben Saint-Tropez– hat Leonardo DiCaprio bei einer Gala Ende Juli 45 Millionen Dollar eingesammelt, die der Hollywood-Schauspieler dem Umweltschutz spenden will. Und die einfachen Menschen, die tagaus, tagein in Saint-Tropez leben? Ist Umweltschutz auf lokaler Ebene für sie eine Priorität? Zumindest zählt der Verein »Colibris83 Golfe de Saint-Tropez«, der vor allem von jungen Leuten im September 2014 gegründet wurde, viele engagierte Mitglieder. Nach den Ideen des Philosophen und Landwirts Pierre Rabhi vertritt der Verein als Slogan die »glückliche Abstinenz« – nicht einfach im Mekka der Luxus-Konsumgüter. 

Marie Navarro, die Vorsitzende des Vereins, gibt sich pragmatisch: »Wir treten militant für den sanften Umbruch ein. Wir wissen genau, dass sich die Dinge nicht von heute auf morgen umkrempeln lassen. Aber in zwei Jahren haben wir schon so einiges erreicht. Es gibt immer mehr gemeinschaftliche Gärten an mehreren Orten, im Frühjahr bringen wir eine regionale Währung in Umlauf. Viele Geschäftsleute hier vor Ort machen mit, sogar einige Hotels in Saint-Tropez.« In den umliegenden Gemeinden Ramatuelle, Saint-Maxime oder auch Grimaud finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Es gibt Konzerte für den Planeten Erde, und der Regisseur Cyril Dion hat seinen Dokumentarfilm »Demain« vorgestellt. Ein besonderer Höhepunkt ist im Schloss von Mole die Veranstaltungsreihe »Dessine-moi une tomate« (»Mal mir eine Tomate«), die in diesem Jahr vom 16. bis 18. September bereits zum zweiten Mal stattfindet. Die Organisatorin Marie Navarro gibt zu, dass es eine gute Portion Sturheit braucht, um ganz ohne Subventionen derartige Events auf die Beine zu stellen. Doch es scheint zu lohnen. Und ihr geht es vor allem ums Teilen – und darum, Wissen weiterzugeben (Audrey Tilve).