Könnte man nächtens von oben auf Europa schauen, so sähe man ein Meer hell erleuchteter Flecken auf dem Kontinent. Ob London, Paris, das RheinMain-Gebiet – Es ist das Licht, das die Megacities und alle anderen Städte abstrahlen. Licht, das von Strom gespeist wird. Was man von oben nicht sehen kann: Dass viele Menschen auf diesem Kontinent ihre Stromrechnungen nicht bezahlen können. Die Zahlen sind erschreckend. In Deutschland und Frankreich waren dies 2015 insgesamt 15 Millionen Haushalte. Die Folgen sind noch erschreckender. In ganz Europa muss im Winter jeder zehnte Mensch frieren, weil er sich keinen Strom für die Heizung leisten kann.
Günstigere und umweltfreundlichere Energien hatte die Europäische Union Ende des 20. Jahrhunderts ihren Bürgern versprochen. Doch der damals avisierte gemeinsame, günstige und eigenverantwortliche europäische Energiemarkt scheint für nicht wenige Menschen immer noch ein Versprechen zu sein. Strompreise steigen überall. Viele alternative Projekte wie etwa die Eigenproduktion von Energie in Frankreich und Spanien stagnieren. In »Die große Stromlüge« schauen die Arte-Reporter, was realisiert wurde, vor allem aber, was nicht realisiert wurde oder nicht von der Stelle kommt. Und sie legen damit ihren Finger auf eine Wunde, die offenbar nicht nur in den Statistiken viele Menschen betrifft. Wer derzeit die Arte-Mediathek Arte+7 besucht, kann es direkt ablesen. »Die große Stromlüge« ist mit fast 85.000 Zugriffen aktuell die am meisten nachgefragte Dokumentation des Senders (sfo).