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Trumpusconi auf Twitter
Quelle: Screenshot / scs Twitter©

To think | Die USA haben umgeschaltet

Trumpusconi im Circus Maximus

Kommentar von Volker S. Stahr

Eine Welt in Schockstarre. Was ist schief gelaufen, dass Donald Trump Präsident werden konnte? Eine einfache Frage. Und doch die falsche. Die eigentliche Frage müsste lauten: Was ist schief gelaufen, dass die USA lediglich die Auswahl hatten zwischen Hillary Clinton und Donald Trump? Darin liegt eine wesentliche Ursache der Wahl Trumps. Und wer einen Blick nach Italien wirft, wird dort die Antwort finden. Sie lautet: Trumpusconi. Ganz Italien macht sich derzeit über eine Fotomontage lustig, die auf Twitter aufgetaucht ist und nun in rasendem Tempo durch die Medien geht: Trump als Klon von Berlusconi, ein Berlusconi mit Perücke sozusagen. Und gefolgt vom netten Hinweis, dass das ewig gescheiterte Land am Stiefel ein Mal den USA voraus war …

Bereits in den 90er Jahren nämlich – einer Zeit, in der in Italien ein gelähmter Staat, eine niederliegende Wirtschaft und blühende Korruption herrschten – stieg der Medienzar Silvio Berlusconi zum Regierungschef auf. Berühmt wurde er als Kopf eines Medienunternehmens, das auf seichteste Unterhaltung setzte und als ein Mann, der keinen Skandal ausließ: von Steuerhinterziehung über verbale Fehltritte bis zu den berüchtigten Bunga-Bunga-Parties. Ein Mann, eigentlich unwählbar in der Demokratie. Doch die Italiener, in deren Land Regierungen nur Monate im Amt waren, hatten längst den Glauben daran verloren, dass Politik und Politiker etwas bewegen würden. Wenn es also schon egal war, wen man wählte, wollte man wenigstens gut unterhalten werden. Genau das lieferte Berlusconi.

Und die USA? Sie scheinen irgendwie auch an diesem Punkt angekommen zu sein. Auch viele Menschen dort haben das Gefühl, dass Politik und Politiker nichts mehr für sie bewegen – sondern nur noch für sich. Ein System, für das Hillary Clinton stand. Zumal es auch etwas dynastisches hatte, dass nach dem Bush- nun der Clinton-Clan in zweiter Auflage folgen sollte. Also entschieden sich sicher auch viele US-Amerikaner für den Circus Maximus statt für die Fortsetzung des Systems Capitol Hill. Dass dazu noch kam, dass Trump Außenseiter des Systems war und genau die Menschen ansprach, die von dem bisschen Politik, das noch gemacht wurde, scheinbar als Verlierer hinterlassen wurden, kam dazu. Und dass diese Verlierer – meist männlich, weiss und älter – sich im Macho Trump auch noch wiederfanden – anstatt sich political correct angewidert abzuwenden -, gab sein Übriges, und war vielleicht sogar der letzte Sargnagel für die politisch erfolgreiche Frau Hillary Clinton. Trumps Wähler bekommen jetzt den Wechsel – oder zumindest gute Unterhaltung in den nächsten vier Jahren. Die USA haben umgeschaltet. Auf einer Fernbedienung, die allerdings nur alle vier Jahre funktioniert …