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Ausschnitt Buchcover
Quelle: Carl Hanser Verlag©

Buch des Monats | Januar

Schnell, dein Leben …

Sylvie Schenk über eine Zeit, über die nie jemand sprach

Die Französin Louise verliebt sich während ihres Studiums in Lyon in einen Deutschen. Sie heiratet ihn, zieht nach Deutschland, bekommt zwei Kinder und durchlebt das Sterben ihrer Eltern. Kein einfaches Leben, erlebt sie doch ihren Mann in Deutschland ganz anders als in Frankreich und wird zudem Stück für Stück konfrontiert mit Details aus der Vergangenheit des deutschen Schwiegervaters, der im Zweiten Weltkrieg als Besatzer in Frankreich war. Buchseite für Buchseite entsteht so langsam eine Lebensgeschichte – und die einer deutsch-französischen Generation, über die man selten etwas hört oder liest …

Die französisch-deutsche Autorin Sylvie Schenk findet in ihrem ersten Roman »Schnell, dein Leben« Worte für die Geschichte eines Lebens zwischen Deutschland und Frankreich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Einer Zeit, in der so vieles im Dunkeln lag, so viele Details erst ans Licht kommen mussten – und erst eine Bereitschaft wachsen musste, darüber zu reden. Scheinbar belanglos lässt sie ihre Protagonistin ihr Heranwachsen, ihre Beobachtungen, ihre ganz normale Lebensgeschichte als Frau aus den französischen Alpen beschreiben – doch dies zugleich sehr klar und intensiv. So wird der Leser Kurzkapitel um Kurzkapitel, Seite um Seite in eine vergangene Zeit hineingezogen mit ihren Vorstellungen von Leben und Moral – von manchen noch selbst erlebt, manchen Jüngeren diffus bekannt aus Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern, vielen aber auch einfach gar nicht bewusst. Doch nicht nur diese Geschichte(n) und die Taten, Täter und Opfer der Zeit des Zweiten Weltkrieges und deren Aufarbeitung(en) in Frankreich und Deutschland sind Themen. Immer wieder fallen auch Sätze, blitzen Vorurteile über Ausländer, die sich über das Erlebte tief eingeprägt haben, die dem Leser bei seiner Lektüre aber zugleich seltsam bekannt und gegenwärtig vorkommen … (loe.).