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(Sich) Bewegende Buchstabenwelten
Quelle: bw.©

Zwei Sprachakzente in RheinMain

Berührende Buchstaben

2016/17 | Ausstellung und literarischer Versuch

Sprache und Literatur können Menschen miteinander verbinden. Doch Sprache und Literatur können auch Menschen voneinander trennen. Vor allem, wenn sie zwei verschiedene Sprachen sprechen. Und dies ist sogar in der gleichen Sprache möglich. Manchen Menschen etwa entzieht sich der Zugang zu Literatur, weil deren Sprache, selbst wenn es die eigene ist, manchmal doch nicht die Sprache ist, die sie sprechen. Zwei sehr interessante Projekte in FrankfurtRheinMain »übersetzen« derzeit literarische Texte – um sie mehr und anderen Menschen zugänglich zu machen. Ganz direkt geschieht dies in Frankfurt. Stadt, Literaturhaus und Historisches Museum wollen mit »Frankfurt, deine Geschichte: Literatur in Einfacher Sprache« sowie Frankfurter Autoren und Autorinnen Literatur in einer einfachen Form präsentieren. Ihr Ziel ist, die Einfache Sprache (eine minimalistische Standardsprache) als Kunstform zu verstehen – und zugleich als eine inkludierende Sprache für alle …

Ganz anders der Ansatz der Ausstellung »Akademos. A Place for Poets and Philosophers« im Mainzer Gutenberg-Museum (bis 31.03.2017). Dort wird versucht, Literatur mit multimedialen und installativen Formaten zu verbildlichen. Mediengestalter der Hochschulen von Mainz und Schwäbisch Gmünd haben dafür junge Nachwuchsgestalter und -designer gebeten, literarische Texte mit heutigen Mitteln neu zu gestalten, zu inszenieren oder zu interpretieren, als Performance, als audiovisuelle Präsentation oder als Rauminstallation. Die Vorlagen lieferten Platon, Hannah Arendt, Arthur Rimbaud oder moderne Musikpoeten wie Johnny Tillotson. Besucher können nun deren Werke mit einer Wippe durchschaukeln, Buchstaben im virtuellen Raum von 360 Grad-Projektionen erleben oder Presse-Überschriften neu inszeniert auf sich wirken lassen. Ergänzend zur Ausstellung finden zwei multimediale Lyrikabende statt. Beide Projekte haben auf unterschiedliche Art und Weise das Ziel, Menschen mit Sprache und Buchstaben (neu) zu berühren und Literatur in unserer Zeit erlebbar zu machen (red.).