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Produziert für die »Dritte Welt«: Minipackungen zu Maxipreisen
Quelle: 3sat©

3sat | Dokumentiert

Resterampe Dritte Welt

Bis 15.05. | Konzerne maximieren ihre Gewinne in Afrika

Die globalen Konsum- und Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Unilever stoßen in Europa und Nordamerika zunehmend an ihre Grenzen. Die traditionellen Märkte sind buchstäblich gesättigt. Neue Umsätze und Gewinne lassen sich nur noch mit wenigen, oft öko- und nischenartigen Trends generieren. Auszeichnungen wie »Mogelpackung des Jahres« oder kritische und aufmerksame Verbraucher tun ihr Übriges, von den Preiskämpfen der Discounter ganz zu schweigen. Doch die Konzerne sind Aktiengesellschaften. Und die Logik dieses Marktes erfordert Wachstum, um Anleger und Analysten zufrieden zu stellen.

Vor diesem Hintergrund haben die Konzerne die Schwellen- und Entwicklungsländer entdeckt. Und vor allem deren arme Einkommensschichten. In Brasilien und Kenia gelten jeweils über 40 Millionen Menschen als arm, haben nur ein, zwei oder drei Euro am Tag zum Leben. Was gemessen an noch ärmeren Ländern viel ist – und sie zur idealen Zielgruppe macht. Ein, zwei Euro sind zu wenig, um Vorräte einzukaufen. Die Antwort der Konzerne: Minipackungen. Und das zu Maxipreisen – und mit entsprechenden Gewinnmargen. Zumal nicht selten diese teuren Fertig-Lebensmittel trotzdem billiger sind als einheimische Früchte oder Gemüsesorten. Zusätzliche Crux: Fertigprodukte fördern oft Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes – und machen nicht selten noch abhängig. Ein zwiespältiges Geschäft mit zahlreichen Folgekosten – und Folgegewinnen …

Der Lebensmittelmarkt in Afrika, Asien und Lateinamerika ist nur ein Beispiel dafür, wie große und globale Konzerne in der »Dritten Welt« mit zumindest zwiespältigen Geschäften ihre Gewinne hochhalten. Ein anderes Beispiel ist der Rohstoffmarkt. Europa erhält etwa anderes Benzin als Afrika. Während Umwelt- und Qualitätsbestimmungen den Verkauf des Treibstoffs nach Europa für die großen Zwischenhändler unattraktiver machen, steht der wenig regulierte Markt in vielen Ländern Afrikas für minderwertige Produkte weit offen. Doch das einträgliche Geschäft mit »dreckigem Benzin« ist dabei nicht nur ein teurer Deal für die dortigen Menschen – sondern auch ein ungesunder. Obwohl in Paris oder London deutlich mehr Autos unterwegs sind als in Dakar oder Lagos, ist die Luft in den afrikanischen Metropolen deutlich schlechter.

Für die globalen Konzerne sind Afrika, Asien und Lateinamerika also wahlweise Resterampe oder Terrain zur Gewinnmaximierung. Dass nicht selten die ursprünglichen Lebensmittel und Rohstoffe selbst aus diesen Ländern kommen, macht die Sache fast noch perfider. Mit den beiden Reportagen »Das Geschäft mit der Armut« und »Giftiger Treibstoff« beleuchtet 3sat dieses schiefe Geschäft mit den Ungleichheiten dieser Welt auf eindrucksvolle Art (sfo.).