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Die Stadt und die Säule
Quelle: Daniel Hartlaub©

In Frankfurt | Kunstsäule

Rundum eine runde Sache

Changierende Kunst im urbanen Raum

Es ist der wahrscheinlich kleinste permanente »Ausstellungsraum« Frankfurts. Von der Größe her konkurriert damit wohl nur Cornelia Heiers – allerdings mobile und temporäre – »Kunstbude«. Und es ist vielleicht der ungewöhnlichste, denn schon der Begriff »Raum« ist eigentlich falsch – zumindest im klassischen Sinn. Bei der »KunstSäule«, die Daniel Hartlaub und Florian Koch seit Frühjahr 2017 auf dem kleinen Platz am Rande des Sachsenhäuser Brückenviertels betreiben, bespielen Künstler die Fläche einer Litfaßsäule – und damit ganz nebenbei allerdings auch den (Stadt-) Raum drumherum.

Bei der ersten Ausstellung »Drei Sechs Null°« – den urbanen, immer etwas düsteren Stadtzeichnungen von Daniel Hartlaub –  hat sich die Kunst nicht nur auf der Säule abgespielt, sondern sich auch in den umgebenden Raum gefügt. Sie kontrastierte auf eigentümliche Art mit den Bürgerhäusern, dem Park und dem Spielplatz drumherum. Und im Laufe der Zeit veränderte sich das Kunstwerk auch noch. Vorbeikommende »Gelegenheitskünstler« rissen im Stil der Affichisten ein Stück von der Säule ab oder entwickelten das öffentliche Kunstwerk mit dem einen oder anderen Federstrich, Farbtupfer oder Aufkleber auf ihre Art weiter. Im gleichen Sinne entwickelt sich übrigens auch die Säule selbst von Ausstellung zu Ausstellung. Nach der Finissage überdeckte der ebenfalls Frankfurter Zeichner Nicolaj Dudek Hartlaubs urbane Welten Ende August 2017 langsam, aber sicher mit einem neuen Kunstwerk. Und gleiches geschieht Anfang Oktober, wenn Katja von Puttkamer wiederum Dudeks Arbeit langsam unter ihren Werken verschwinden lässt. Apropos: Selten war der Vergleich mit einer »runden Sache« wohl trefflicher (vss.).