Lettre de Lyon (lys.)

Keine Rabenmütter in Frankreich

Sind Frankreichs Mamans die besseren Mütter?

International kennt man »Bonne Maman« vor allem als Marmelade. Doch sind französische Frauen auch sonst bessere Mütter? In Deutschland käme wohl niemand auf die Idee. Amerikanerinnen in Paris sind aber von den konsequenten und strengen Erziehungsmethoden der »Mamans« derart begeistert, dass sie sogar Bücher darüber schreiben und von gut erzogenen und weniger verwöhnten französischen Kindern schwärmen. Die Journalistin Pamela Druckerman hat daraus einen Bestseller gemacht: »Bringing Up Bebe: One American Mother Discovers the Wisdom of French Parenting«. Etwas weniger prosaisch der deutsche Titel: »Warum französische Kinder keine Nervensägen sind«.

Tobsuchtsanfälle französischer Kids sind tatsächlich selten, zumal sie hier eh kaum eine(r) beachtet. »Mamans« turnen auch nicht mit auf dem Spielplatz herum, sondern gehen lieber zum Einkaufsbummel. Und frau kann Kind auch mal schreien lassen, wenn es nicht schläft. Allerdings hat frau in Frankreich auch einen Vorteil: Das Wort »Rabenmutter« gibt’s nicht. Auch »Helikopter-Eltern« kennt man kaum. Warum? Vielleicht, weil mehr Kinder weniger Zeit zum Helikoptern lassen. In Frankreich liegt die Geburtenrate pro Frau bei zwei Kindern, in Deutschland bei 1,38. Doch vielleicht ist es auch die Einstellung. Viele »jeunes mamans« kehren rasch nach der Geburt – oft schon nach den vom Staat bezahlten drei Monaten – in den Job zurück, meistens Vollzeit. Dafür gibt’s denn auch mehr Krippenplätze. Und Kinder gehen mit drei in die (Vor-)Schule. Die »mamans« lachen darüber, dass die deutsche Kollegin meint, frau brauche ja kein Kind zu bekommen, wenn sie nicht ein Jahr lang zu Hause bleibe. Anders als meine Freundinnen in Deutschland habe auch ich in Frankreich immer gearbeitet, im fünften Monat schwanger Nachtschichten gemacht, verlange im Job aber auch die gleichen Rechte wie männliche Kollegen. Für Französinnen ist die Gleichberechtigung zwar auch nicht verwirklicht, aber zumindest fest in den Köpfen verankert.

Und die Väter? Vor den Vorschulen stehen eher die Nounous, die Tagesmütter, als die Papas. Zum Glück sieht man heute aber doch mehr Väter mit ihren Kindern als vor einigen Jahren. Umfragen zufolge sind aber weiterhin in französischen Familien die Frauen diejenigen, die sich um die Erziehung der Kinder kümmern und die meiste Hausarbeit erledigen. 48 Prozent der Französinnen finden es nach einer jüngsten Umfrage normal, dass sie im Haushalt mehr machen als ihre Männer. Streng mit den Kids, emanzipiert im Beruf und brave Ehefrau daheim – das ist meine Hypothese zu französischen Frauen. A suivre … (lys.).