©
WLAN, Bluetooth & Co. - Rückgrat des Menschen? (aus der Ausstellung »On Desire«)
Quelle: bw.©

Frankfurt + RheinMain | Festival

Blick in die Zukunft der Vergangenheit

Bunt-digitale Bewegt-Bilderwelten bei der B3 Biennale

Alles erinnert ein wenig an einen Zirkus. Es nennt sich »Biennale des bewegten Bildes«. Kurz »B3 Biennale«. Wobei dies eigentlich schon falsch ist. Genau genommen müsste es »B2 Biennale« heißen, weil Bewegt und Bild nur zwei B sind. Nun klingt »B3 Biennale« aber schicker. Und mit dem Wort haben es die Macher sowieso nicht. Denn bei ihnen steht alles im Zeichen des – man ahnt es – mehr oder minder »bewegten Bildes«. Virtual Reality, Filme aller Art, digitale Welten, ebensolche Performances und ein veritabler Full Dome – Die B3 Biennale zeigt und feiert in ihrem Zirkus so ziemlich alles, was sich als Bild bewegt oder bewegen lässt. Ein Jahrmarkt aktueller Machbarkeiten. Mal schrill und durchaus kreativ. Wie in der farbenfrohe Arbeit der US-Italieners Federico Solmi, der auf der Außenfassade des Schauspiels Frankfurt digital und spektakulär virtuelle Diktatoren in virtuellen Vergnügungsparks herumturnen lässt. Manchmal allerdings auch sehr vertraut. Um nicht zu sagen: bekannt. So die eine oder andere Installation in der Leitausstellung »On Desire. Über das Begehren«, wenn plötzlich WLAN und Bluetooth als Rückgrat der modernen Mediengesellschaft aufleuchten …

Bisher hat Frankfurt keine großen Film- oder Kunstfestivals wie Berlin, Cannes oder Venedig. Aber es hätte wohl gerne. Zwei Millionen Euro investieren Land, Stadt und der Kulturfonds Frankfurt RheinMain deshalb, um sich von der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (besser bekannt als die innovative Kreativen-Schmiede HfG) eine üppige Schau vieler bunter und moderner Bewegt-Bilderwelten in Frankfurt gestalten zu lassen. Fünf Tage lang präsentiert sich ein mit optischen Reizen kaum geizender »Blick in Gegenwart und Zukunft«, bei der man zuweilen aber auch bereits den Eindruck hat, als blicke man schon wieder in die Vergangenheit. Zum einen, weil digitale Dinge sich eben sehr schnell überleben. Zum anderen, weil man wirklich Neues, noch nicht Gesehenes, irgendwie vergebens sucht. Ein Full Dome. Schon mal gehabt. Virtual Reality. Aktuell gefühlt auf jeder zweiten Kirmes. Filme, Videos und Ausstellungen. Nicht unbedingt innovativ neue Formate. Vor allem, wenn sich einzelne Ausstellungen dann auch noch mit Buchwelten beschäftigen (da ging es wohl eher um das »B« und um zwei, drei Videos als tatsächlich um die Zukunft der Bewegtbilder). Wer also bei der Biennale einen Blick in die Zukunft erwartet, dürfte eher enttäuscht sein. Was die Biennale bringt, ist vor allem eine üppige Bestandsaufnahme. Und die findet nicht nur in bewegten Bildern statt. Schon bei der Präsentation vor der Presse schaffte es Festivalleiter Bernd Kracke, fast ganz ohne Bilder (geschweige denn bewegte Bilder) auszukommen. Und auch bei der integrierten Konferenz wird viel geredet (werden). Oder powerpoint-präsentiert. Und hoffentlich zumindest schon mal über neue Welten nachgedacht. Überhaupt: Breite scheint ein weiteres B-Schlüsselwort der Biennale zu sein. Die ganze Breite des Bewegtbildes – und noch einiges darüber hinaus. Für die breitere Öffentlichkeit ergibt dies einen großen Jahrmarkt der Filme, Ausstellungen und virtuellen Welten. Nicht neu und einzigartig, wie die Macher gerne Glauben machen wollen. Aber in seiner Fülle zumindest durchaus reizvoll. Und zwar in jeder Hinsicht. Und vielleicht weiß man nach fünf Tagen Festival auch, wofür das dritte »B« so steht … (sfo./vss.).