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Acht weibliche literarische Stimmen dieser Welt
Quelle: LitProm u.a. (mehr: s. unter Termin)©

Frankfurt | Festival

Die Hälfte von Himmel und Erde

Litprom Literaturtage zu 30 Jahren LiBeraturpreis

»Half the Sky – Die Hälfte des Himmels« war ein berühmtes Buch, in welchem die beiden Pulitzer-Preisträger Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn Anfang des neuen Jahrtausends in einem beachtlichen Reportagereigen den weltweiten Kampf von Frauen für eine andere Welt (so der englische) und für eine bessere Zukunft (so der deutsche Untertitel) zum Thema machten. Angelehnt war ihr Buchtitel an das chinesische Sprichwort »Die Frauen tragen die Hälfte des Himmels«.

Seit 30 Jahres steht der Frankfurter LiBeraturpreis fast ganz im Zeichen genau dieses Denkens. Einst ein scheinbar kleiner, ziemlich idealistischer Preis des Ökumenischen Zentrums Christuskirche (dotiert damals mit 500 Euro), ist er heute fester Bestandteil der Frankfurter Buchmesse – mit einer Ehrung und Einladung der Messe und immerhin mit 3000 Euro Preisgeld. Damals wie heute ehrt er die zahlreichen weiblichen literarischen Stimmen des sogenannten »Globalen Südens«, verliehen an Schriftstellerinnen aus Asien, Afrika und Lateinamerika (wobei auffällt, dass allerdings der vielleicht »südlichste Süden«, nämlich Ozeanien, bisher fehlt). Womit er genau genommen sogar ein doppelt hälftiger Preis ist: für die Hälfte des Himmels und für die (geographische) Hälfte der Erde.

Was sich in diesen 30 Jahren getan hat – Das steht im Mittelpunkt der »LitProm Literaturtage 2018« über die »Kartographien des Weiblichen«. Wenig vorgenommen haben sich die Veranstalter*innen dabei nicht. Viele Preisträgerinnen und andere Gäste diskutieren zwei Tage lang, ob und welchen Wandel diese drei Jahrzehnte gebracht haben. Für den Süden, für die Frauen, für den Buchmarkt – und wohl auch für den Norden, für die Männer und für diesen LiBeraturpreis und seine Preisträgerinnen. Und sie diskutieren über das »weibliche Schreiben«, was es bewirkt – oder was es nicht bewirkt. Blickt man in die Abstracts der Foren, so geht es dabei viel um Blickwinkel und Wirklichkeiten, um Tabus und Rollenbilder, aber auch einmal um die unzähligen weiblichen Leichen in vielen Romanen. Ergänzt werden die zahlreichen Gesprächsforen (als Podiumsdiskussionen und Workshops) noch durch einige Filme (für die der Eintritt übrigens frei ist) sowie ein Konzert und eine Lesung. Wobei letzteres ein Novum der besonderen Art sein dürfte: das vielleicht einzige Literaturfestival, bei dem es nur eine einzige Lesung gibt … (vss.).