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Lichter-Chaostage im Frankfurter Zoo werfen ihre Schatten voraus
Quelle: Barbara Walzer (bw.)©

In Frankfurt | Lichter Filmfest 2018

Chaostage bei Lichter im Zoo

Filmkunst, ein Kongress und ein Autoscooterkino

Eigentlich ist »Chaostage bei Lichter« keine Schlagzeile. Das feine (und längst nicht mehr kleine) und gerade dafür oftmals liebenswerte Festival für Filmkultur in und aus Frankfurt hat das Chaos schon immer kultiviert und in gewisser Weise stets zum Programm und zur Programmatik gemacht. Unabhängig davon, ob zu den Anfängen vor ein paar hundert Zuschauern an der Frankfurter Uni (vor zehn Jahren) oder heute vor 10.000 Besuchern in Festivalzentren wie dem Mousonturm oder dieses Jahr dem Frankfurter Zoo-Gesellschaftshaus. Insofern ist es nach zehn Jahren nur konsequent, das ganze Festival unter das Motto »Chaos« zu stellen. Auch wenn die Macher*innen vorgeben, sich mehr von den globalen Weltenläuften und den zunehmenden Irrationalitäten der internationalen Politik haben leiten lassen.

Ebenso konsequent steht beim internationalen wie regionalen Filmprogramm die vielschichtige und ungeordnete Welt im Fokus. Und es sagt viel über diese aus, dass Lichter dabei erstmals nur Dokumentationen zeigt, scheinen offenbar die Fiction-Macher diese Welt kaum mehr übertreffen zu können. So geht es denn auch in den rund 100 Filmen wie »All you can eat Buddha«, »Halt!Los!«, »Eingeimpft«, »Quadruple Feature«, »Männerfreundschaften« oder »Women of the Venezuelan Chaos« (Aneinanderreihung rein zufällig) vom internationalen und nationalen Chaos im Allgemeinen über das Pro-und-Contra zum Impfen und das Coming-Out von Goethe und Schiller bis hin zur individuellen Sinnsuche russischer Kosmonauten und pubertierender Jugendlicher im Besonderen. Ergänzt wird das Filmprogramm auch 2018 wieder neben dem renommierten »Lichter Art Award« noch durch ausgewählte regionale und internationale Kurzfilm-Rollen, wobei die Abgrenzung angesichts von Kurzfilmen mit bis zu 58 Minuten Länge offenbar weitgehend dem Festivalmotto untergeordnet war. Für ein wenig zusätzliches Chaos im Team sorgte in den letzten Wochen noch die Idee des ersten Autoscooter-Kinos, bei dem sich aber offenbar auch die chaos-erprobten Lichter*innen anfangs wohl nicht ganz darüber klar waren, auf was sie sich da eingelassen hatten. Herauskommen soll auf jeden Fall großes Kino, bei dem die Scooter-Fahrer den Film selbst laufend – pardon: fahrend – mitgestalten. Übrigens unter freundlicher Mithilfe der chaos-affinen Kollegen vom NODE-Festival.

Ach ja. Ordnung ins Chaos versuchen die Lichter dieses Jahr auch noch zu bringen. Diesen Versuch starten sie zwar jedes Jahr. Aber dieses Mal haben sie sich dazu eigens noch einen »Kongress Zukunft Deutscher Film« gezimmert, an dem sich tatsächlich zahlreiche Größen der Branche und viele andere Menschen Gedanken über genau dieses Thema machen (sollen). Die Chancen sind gut. Denn nichts lässt sich bekanntermaßen so gut ordnen wie die Zukunft …  (vss.).