Ganz neu ist die Idee nicht. Und doch ist sie immer wieder originell. Gemeint ist das Spiel mit dem englischen Wort »Characters«. Im Deutschen kann es zwei Bedeutungen haben: Buchstaben und eben den Charakter von Menschen. Auf der diesjährigen Buchmesse spielt das Gastland Georgien mit »Georgia. Made by Characters« meisterhaft mit diesem Doppelsinn. Es geht um die ungewöhnliche Schrift und um die ebensolchen Charaktere des Landes und seiner Menschen. Vieles davon kommt in den Lesungen georgischer Autoren zum Ausdruck, aber vor allem auch in vielen, teils außergewöhnlich guten Ausstellungen mit Fotos und Videos über das Land und jene Menschen. Urban shorts gibt in einer Bildergalerie einen Ein- und Überblick mit einigen ausgewählten empfehlenswerten Ausstellungen. Unkommentiert, denn die Bilder sprechen für sich. Ebenso wie hoffentlich die Lesungen (im Gastlandkalender) im Laufe der Woche auch.
Und was empfiehlt Urban shorts zur Buchmesse sonst noch? Zuerst einmal, sich von der mittlerweile überbordenden Masse an Büchern und Veranstaltungen nicht erschlagen zu lassen. Auch wenn es einem die Buchmesse da nicht gerade leicht macht. Etwa mit dem richtig fetten »Bookfest«, das sie im vergangenen Jahr neben die »Open Books« der vielen kleinen und feinen Lesungen gesetzt hat. Allerdings dann auch großteils mit ebenso fetten Preisen, dass es einem vielleicht doch leicht fällt, dieses »Fest« links liegen zu lassen und sich eher die kleinen Perlen herauszusuchen. Neben den »Georgian Characters« sind dies [1] die bereits erwähnten und noch immer etwas anderen und weiterhin (fast komplett) kostenlosen »Open Books« mit vielen kleinen Lesungen, [2] der wohl ebenfalls etwas andere szenige »Comic Satellit«, der auf dem chilligen Frankfurter Yachtklub-Hausboot mit Comic-Lesungen, Live-Zeichnen und ebensolcher Musik zumindest drei Abende nicht zu schwergewichtig zu füllen versucht, sowie [3] die szenigen Literaturparties im Literaturhaus von Donnerstag bis Samstag. Und wer einfach nur lesen will? Der oder die finden auf unserer Buchseite die etwas andere Auswahl dazu: statt den allseits herumgereichten Neuerscheinungen nur fünf mehr oder minder politische Bücher der letzten zwölf Monate plus dem ersten Bändchen der neuen Reihe »Book. Speed. Dating – kleine Bücher für Zwischendurch«. Frei nach dem Motto: Weniger ist manchmal mehr (vss.).