Arte+7 | Dokumentation

Wie unser Müll auf uns zurückkommt

Bis 13.10. | Arte-Reportage »Mikroplastik im Meer«


Jahrhundertelang ängstigten Mythen von Seeungeheuern die Menschheit. Heute lauert in den Ozeanen eine ganz reale Gefahr – mit bloßem Auge kaum sichtbar und menschengemacht. Geschätzte 236 Millionen Tonnen Plastikabfälle treiben durch die Weltmeere. Das meiste ist kleingemahlener, durch UV-Licht und Meerwasser zersetzter Zivilisationsmüll, von der Plastiktüte bis zum Fischernetz. Hinzu kommt industriell gefertigtes Mikroplastik, etwa aus Duschgel oder Peelings. Von 1950 bis heute hat sich die jährlich weltweit produzierte Kunststoffmenge um mehr als das Zweihundertfache auf 311 Millionen Tonnen erhöht. Etwa sechs Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr zusätzlich im Meer – die Ladung eines Müllfahrzeugs pro Minute.

Längst sind die Partikel, deren Größe vom Milli- bis hinunter in den Nanometer-Bereich reicht, in die Ökosysteme der Ozeane eingedrungen. Entlang der gesamten maritimen Nahrunsgskette steht Mikroplastik auf dem Speisezettel. Dass am Ende die Überreste des eigenen Plastikmülls wieder beim Menschen landen, haben Forscher weltweit in Untersuchungen belegt. Unklar ist, was die Aufnahme der Partikel im menschlichen Körper bewirkt. Sorgen bereitet Wisssenschaftlern dabei nicht zuletzt, dass sie gefährliche Fracht wie Insektizide und potenzielle Krankheitserreger transportieren. Bis zu 120 Arten finden sich auf Plastikteilchen im Meer. Erst kürzlich hat Mikrobiologe Gunnar Gerdts vom Alfred-Wegener-Institut Vibrionen auf Mikroplastik in Nord- und Ostsee nachgewiesen. Die Bakterien, die Durchfall und Entzündungen auslösen können, brauchen Wassertemperaturen über 22 Grad. Sie profitieren also gleich von zwei Effekten: der Plastikschwemme und dem Klimawandel (red.).